Karies – Labordiagnostik

Labordiagnostische Verfahren können in ausgewählten Situationen zur Risikobestimmung, zur Therapieplanung oder zur Abklärung von Begleiterkrankungen sinnvoll sein:

  • Bakteriologische Tests
    • Quantitative Speicheltests – Bestimmung der Konzentrationen kariogener Leitkeime wie Streptococcus mutans (Kariesbakterium) und Lactobacillus spp. (Milchsäurebakterien); sinnvoll bei hohem Kariesrisiko, bei rezidivierender Karies oder vor umfangreicher restaurativer Therapie.
    • Kulturelle Anzucht – Anzüchtung aus Speichel zur Bestimmung der Keimdichte; Einsatz vor allem in Studien oder bei komplexen Kariesrezidiven, nicht als Routineverfahren.
  • Speichelanalytik (Sialometrie, Speichelqualität)
    • Speichelflussrate (Sialometrie) – ungestimulierter Speichel kleiner als 0,1 ml/min oder stimulierter Speichel kleiner als 0,7 ml/min spricht für Hyposalivation (Mundtrockenheit); indiziert bei Xerostomie (Mundtrockenheit), Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich oder beim Sjögren-Syndrom (Autoimmunerkrankung).
    • Speichelpufferkapazität – reduzierte Pufferkapazität korreliert mit erhöhtem Kariesrisiko; geeignet als ergänzender Bestandteil der Risikoabschätzung.
    • pH-Wert-Messung – niedrige Speichel-pH-Werte begünstigen Demineralisation; kann in der Kariesrisikobestimmung eingesetzt werden.
  • Parodontale Begleitdiagnostik
    • Identifikation parodontaler Leitkeime – PCR-basierte Tests auf Porphyromonas gingivalis (Parodontitisbakterium), Tannerella forsythia (Parodontitisbakterium) und andere pathogene Keime; sinnvoll bei Verdacht auf gleichzeitig bestehende parodontale Erkrankungen.
    • Entzündungsmarker im Speichel – zum Beispiel Interleukin-1β (Botenstoff des Immunsystems); derzeit kein Routineparameter und nur im wissenschaftlichen Kontext eingesetzt.
  • Genetische Tests
    • Analyse genetischer Polymorphismen, etwa in Interleukin-Genvarianten (Erbgutveränderungen); derzeit keine Empfehlung für die Routinediagnostik, gelegentlich bei speziellen Fragestellungen genutzt.