Gesundheitsvorsorge für Männer

Die Gesundheitsvorsorge beim Mann umfasst strukturierte medizinische Maßnahmen, die der frühzeitigen Erkennung und Vermeidung klinisch noch stummer Erkrankungen dienen. Der Fokus liegt auf der indikationsfreien Primärprävention, also auf ärztlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen, die unabhängig von Beschwerden, Vorerkrankungen oder Risikofaktoren durchgeführt werden können. Ergänzend zu den gesetzlich etablierten Untersuchungen stehen fakultative, evidenzbasierte Vorsorgemodule zur Verfügung, die eine individualisierte Präventionsstrategie ermöglichen.

Medizinische Vorsorgeuntersuchungen

  • Gesundheitsuntersuchung („Check-up“) ab dem 35. Lebensjahr
    • Ganzkörperstatus inkl. Blutdruck, BMI, orientierende körperliche Untersuchung (alle 3 Jahre)
    • Anamnese zu Lebensstil, familiärer Belastung, Impfstatus
    • Ärztliche Beratung zu Ernährung, Bewegung, Präventionsstrategien
  • Zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung
    • Ab dem 18. Lebensjahr zweimal jährlich
  • Hautkrebs-Screening ab dem 35. Lebensjahr
    • Visuelle Ganzkörperinspektion (alle 2 Jahre) zur Früherkennung von Basalzellkarzinom, Spinaliom (Plattenepithelkarzinom) und malignem Melanom (schwarzer Hautkrebs)
  • Hepatitis-Screening (Hepatitis B und C)
    • Ab dem 35. Lebensjahr einmalig
    • Nachweis von HBs-Antigen und HCV-Antikörpern
  • Prostata- und Genitaluntersuchung
    • Ab dem 45. Lebensjahr jährlich
  • Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr
    • iFOBT (Test auf okkultes Blut im Stuhl): jährlich bis zur Koloskopie
    • Koloskopie ab dem 55. Lebensjahr: alle 10 Jahre bei unauffälligem Befund
    • Alternativ: iFOBT alle 2 Jahre bei Verzicht auf Koloskopie
  • Bauchaortenaneurysma-Screening
    • Ab dem 65. Lebensjahr einmalig
    • Sonografie der Bauchschlagader
  • Aufklärung zur Prostatakrebsfrüherkennung ab dem 45. Lebensjahr
    • Keine Empfehlung zur systematischen Reihenuntersuchung
    • PSA-Test nur bei informierter Entscheidung nach ärztlicher Aufklärung
      • Empfehlung gemäß S3-Leitlinie Prostatakarzinom:
        • PSA < 1,5 ng/ml: Screening alle 5 Jahre
        • PSA 1,5-2,99 ng/ml: Screening alle 2 Jahre
        • PSA ≥ 3 ng/ml: weiterführende Diagnostik, z. B. Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata

Fakultative ergänzende Vorsorgemodule

Diese ärztlich begleiteten Module ergänzen die Basisvorsorge um strukturierte, indikationsfreie Gesundheitschecks. Sie erlauben eine individualisierte Einschätzung der physischen, psychischen und metabolischen Gesundheit.

  • Vorsorgeplan für den Mann
    • Strukturierte, altersabhängige Zusammenstellung empfohlener Vorsorgeleistungen
    • Darstellung in Form eines individuellen Präventionszeitplans
  • Gesundheitscheck für den Mann
    • Computergestützte Risikoanalyse auf Basis von Anamnese, Körpermaßen, Lebensstil und Mikronährstoffstatus
    • Optional: Labordiagnostik, elektrische Impedanzanalyse (BIA), psychometrische Tests
    • Ergebnis: individueller Präventionsplan mit Empfehlungen zu Ernährung, Bewegung, Vitalstoffen
  • Anti-Aging-Check für den Mann
    • Analyse altersabhängiger Veränderungen (z. B. Andropause, Muskelmasse, Körperzusammensetzung)
    • Integration hormoneller und ernährungsmedizinischer Diagnostik
    • Ziel: Erhalt von Vitalität, kognitiver Leistungsfähigkeit und Stoffwechselgesundheit
  • Psycho-Mental-Tests
    • Validierte psychometrische Verfahren zur Selbstbeurteilung von Stress, Depression, Konzentration, Schlafstörungen
    • Automatisierte Auswertung mit ärztlicher Interpretation
    • Grundlage für nicht-pharmakologische Empfehlungen
  • Stress-Test
    • Strukturierte Belastungsanalyse in drei Schritten:
      • Identifikation von Stressoren
      • Bewertung der Auswirkungen auf Wohlbefinden und Lebensqualität
      • Analyse von Copingstrategien und psychosozialer Ressourcen
    • Ziel: Prävention stressbedingter Erkrankungen (z. B. Hypertonie (Bluthochdruck), Burnout, Tinnitus (Ohrgeräusche))
  • Gesund abnehmen – medizinisch begleitetes Gewichtsmanagement
    • Einstieg über ärztlich strukturierten Gesundheitscheck inkl. BIA (s. u.), Vitalparameter, Mikronährstoffprofil
    • Drei-Phasen-Programm:
      • Startphase – metabolische Vorbereitung durch Glykogenentleerung
      • Reduktionsphase – gezielter Fettabbau bei Erhalt der Muskelmasse
      • Haltephase – Langzeitstabilisierung durch Verhaltensmodifikation und Bewegung
    • Optional: psychometrische Diagnostik (z. B. emotionales Essverhalten), Laborkontrollen, Rezeptpläne
    • Ziel: BMI-Normalisierung (ab BMI ≥ 25) mit ärztlicher Nachbetreuung und ohne Jo-Jo-Effekt

Alle genannten Module basieren auf strukturierter Anamnese (schriftlich oder digital) und computergestützter Auswertung. Sie dienen ausschließlich der Primärprävention und sind nicht zur Therapie bestehender Erkrankungen vorgesehen.

Supplementierung im Rahmen der Gesundheitsvorsorge für Männer

Zielgerichtete Supplementierung kann eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Gesundheitsvorsorge beim Mann darstellen – insbesondere zur Unterstützung von Immunfunktion, Herz-Kreislauf-Gesundheit, Stoffwechselregulation, Prostatafunktion und kognitiver Leistungsfähigkeit. Voraussetzung ist eine ärztliche Evaluation und ggf. laborgestützte Diagnostik.

Mikronährstoffe

Vitamine

  • Vitamin A (Retinol, Beta-Carotin) – Beitrag zur Erhaltung der Sehkraft, Schleimhautintegrität und antioxidativen Zellschutz
  • Vitamin C (Ascorbinsäure) – Immunmodulation, Schutz vor oxidativem Stress und Unterstützung der Eisenaufnahme
  • Vitamin D – Knochengesundheit, Immunfunktion und potenzielle Unterstützung des Testosteronhaushalts
  • Vitamin E (Tocopherol) – Antioxidativer Zellschutz, Erhalt der Spermienfunktion und Gefäßintegrität
  • Vitamin K – Unterstützung der Blutgerinnung und Regulation der Gefäßelastizität
  • Vitamin B1 (Thiamin) – Unterstützung des Energiestoffwechsels und der Herzfunktion
  • Vitamin B2 (Riboflavin) – Zellschutz und Erhalt gesunder Haut und Augen
  • Vitamin B3 (Niacin) – Förderung der Haut- und Nervenfunktion sowie der mentalen Leistungsfähigkeit
  • Vitamin B5 (Pantothensäure) – Beteiligung am Hormonstoffwechsel und an der geistigen Leistungsfähigkeit
  • Vitamin B6 (Pyridoxin) – Hormonregulation, Immunfunktion und Homocystein-Stoffwechsel
  • Vitamin B12 (Cobalamin) – Unterstützung der Blutbildung, kognitiven Funktion und Nervenintegrität
  • Folsäure (Vitamin B9) – Zellteilung, DNA-Synthese und Gefäßschutz über Homocysteinregulation
  • Biotin – Beitrag zur Erhaltung gesunder Haut, Haare und des Energiestoffwechsels

Mineralstoffe

  • Magnesium – Förderung der Muskelfunktion, Stressresistenz und Stoffwechselregulation

Spurenelemente

  • Chrom – Erhalt eines normalen Blutzuckerspiegels und Unterstützung der Insulinsensitivität
  • Jod – Beteiligung an der Schilddrüsenhormonproduktion und an der Regulation des Grundumsatzes
  • Molybdän – Mitwirkung am Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren und antioxidative Enzymfunktionen
  • Selen – Schutz vor oxidativem Stress, Unterstützung der Spermatogenese und Schilddrüsenfunktion
  • Zink – Beitrag zur Fruchtbarkeit, Immunfunktion und Aufrechterhaltung eines normalen Testosteronspiegels

Antioxidantien

  • Vitamin C, Vitamin E, Zink und Selen – Zellschutz vor oxidativem Stress, Unterstützung gesunder Alterungsprozesse

Fettsäuren

  • Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) – Förderung der Herz-Kreislauf-Gesundheit, entzündungshemmende Effekte und Schutz der kognitiven Funktionen

Sekundäre Pflanzenstoffe (Phytotherapeutika)

  • Kürbiskernöl – Beitrag zur Erhaltung einer gesunden Blasen- und Prostatafunktion
  • Polyphenole aus Frucht- und Gemüseextrakten – Zellschutz durch antioxidative und entzündungsmodulierende Eigenschaften

Wichtiger Hinweis: Die Supplementierung sollte stets individuell und auf Basis ärztlicher Empfehlungen erfolgen. Eine eigenständige Einnahme ohne ärztliche Begleitung kann wirkungslos oder gesundheitlich riskant sein – insbesondere bei bestehenden Erkrankungen oder gleichzeitiger Medikamenteneinnahme.

Laborleistungen zur Vorsorge

  • Kleines Blutbild – Hämoglobin (Hb), Hämatokrit (Hk), Erythrozyten (Ery), Leukozyten, Thrombozyten, MCH, MCV, MCHC
  • Gesamtcholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride – Lipidstatus (Fettstoffwechsel)
  • Nüchternglucose, HbA1c – Glukosestoffwechsel
  • Kreatinin, eGFR – Nierenfunktion
  • Urinuntersuchung – Protein, Glucose, Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Nitrit
  • Mikroalbumin im Urin – Früherkennung von Nierenschäden
  • hsCRP (hoch-sensitives C-reaktives Protein) – Entzündungsmarker mit hoher prognostischer Aussagekraft für kardiovaskuläre Ereignisse (z. B. Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Apoplex (Schlaganfall)) und altersassoziierte Erkrankungen (z. B. metabolisches Syndrom, Prostataerkrankungen)
  • TSH – Schilddrüsenwert
  • Homocystein, Lipoprotein (a) – Herz-Kreislauf-Risiken
  • PSA-Wert – optional bei informierter Entscheidung ab dem 45. Lebensjahr

Erweiterte Labordiagnostik: "Präventive Labordiagnostik für Männer"

Medizingerätediagnostik zur Vorsorge

Hinweis: Transrektale Prostatasonographie und Ultraschall-Elastographie sind keine Bestandteile der indikationsfreien Vorsorge und nur bei diagnostischer Fragestellung einsetzbar.

Fazit

Die Gesundheitsvorsorge für Männer kombiniert gesetzlich etablierte Untersuchungen mit modular erweiterbaren, strukturierten Checks zur Primärprävention. Die Einbindung evidenzbasierter Zusatzbausteine wie Anti-Aging-Check, Gewichtsmanagement oder psychometrischer Testverfahren erlaubt eine individualisierte Prävention mit hohem gesundheitlichem Nutzen. Sie ist ein entscheidender Beitrag zur Förderung von Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und gesunder Alterung.