Schlafgesundheit: Diagnostik und Vorsorge bei Schlafstörungen
Ein erholsamer Schlaf ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens. Schlafstörungen können erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität, die Leistungsfähigkeit und die körperliche Gesundheit haben. In der präventiven Medizin kommt der frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Schlafstörungen daher eine zentrale Rolle zu. Dieser Artikel gibt einen Überblick über moderne diagnostische Verfahren, die im Rahmen der Vorsorge zur Förderung der Schlafgesundheit eingesetzt werden.
Medizinische Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen der Schlafgesundheit
- Anamnese und standardisierte Fragebögen (Befragung und strukturierte Einschätzungen)
- Erfassung von Schlafgewohnheiten, subjektiver Schlafqualität, Tagesmüdigkeit und Begleitsymptomen
- Einsatz validierter Instrumente wie Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), Epworth Sleepiness Scale (ESS), Insomnia Severity Index (ISI)
- Körperliche Untersuchung
- Bewertung möglicher anatomischer Ursachen für obstruktive Schlafstörungen (z. B. vergrößerte Mandeln, starkes Übergewicht, Kieferfehlstellungen)
- Untersuchung auf Zeichen sekundärer Ursachen wie Herzschwäche oder Schilddrüsenerkrankungen
- Pulsoxymetrie (Messung der Sauerstoffsättigung am Finger)
- Screeningverfahren bei Verdacht auf schlafbezogene Atmungsstörungen
- Detektion nächtlicher Sauerstoffentsättigungen, z. B. bei obstruktiver Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf)
- Aktigraphie (Bewegungsmessung am Handgelenk)
- Langzeitaufzeichnung der Bewegungsaktivität über ein tragbares Gerät zur objektiven Einschätzung von Schlaf-Wach-Rhythmen
- Einsatz insbesondere bei Störungen der inneren Uhr und zur Verlaufskontrolle
- Ambulante Screeningverfahren (z. B. Quisi-Schlafanalyse)
- Messung von Surrogatparametern wie Herzfrequenz, Atembewegungen, peripherer arterieller Tonus (Gefäßspannung)
- Ermöglicht erste Einschätzung ohne Aufenthalt im Schlaflabor
- Polysomnographie (Schlaflaboruntersuchung mit vielen Messungen)
- Goldstandard in der Diagnostik von Schlafstörungen
- Umfassende Untersuchung von Hirnaktivität (EEG), Muskelspannung (EMG), Augenbewegungen (EOG), Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Körperlage im Schlaflabor
Fakultative ergänzende Vorsorgemodule
- Neurokognitive Testung (Untersuchung der geistigen Leistungsfähigkeit)
- Beurteilung kognitiver Einschränkungen bei chronischem Schlafmangel oder Schlafapnoe
- Einsatz computergestützter Verfahren (z. B. MoCA-Test) zur Früherkennung
- Psycho-Mental-Status (seelische Belastung und Stimmungslage)
- Erfassung komorbider psychischer Belastungen wie Depression, Angststörung oder Stresssyndrome
- Ergänzende Fragebögen (z. B. DASS-21, PHQ-9) zur standardisierten Einschätzung
- Chronobiologische Beratung (Beratung zum Schlaf-Wach-Rhythmus)
- Analyse individueller Schlaf-Wach-Typen (z. B. Frühtyp, Spättyp)
- Empfehlungen zur Lichttherapie oder Anpassung des Schlafzeitfensters
Supplementierung im Rahmen der Vorsorge zur Schlafgesundheit
Zielgerichtete Supplementierung kann eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Prävention im Bereich der Schlafgesundheit darstellen – insbesondere bei funktionellen Störungen des zirkadianen Systems (Schlaf-Wach-Rhythmus), erhöhter Stressbelastung oder altersbedingten Veränderungen der Melatoninsekretion.
Mikronährstoffe
Vitamine
- Vitamin D3 (Cholecalciferol) – Einfluss auf die Regulation des zirkadianen Systems, Zusammenhang mit Schlafqualität bei Mangelzuständen
- Vitamin B1 (Thiamin) – Beteiligung an der Regulation zentralnervöser Funktionen, Unterstützung bei nervöser Unruhe und Einschlafproblemen
- Vitamin B6 (Pyridoxin) – Kofaktor bei der Synthese von Neurotransmittern wie Serotonin und Melatonin (Schlafhormon)
- Vitamin B12 (Cobalamin) – Unterstützung des zirkadianen Rhythmus, insbesondere bei älteren Patienten mit gestörter Tag-Nacht-Regulation
Mineralstoffe
- Calcium – Unterstützt die Freisetzung von Melatonin, essenziell für die neuromuskuläre Reizweiterleitung
- Magnesium – Muskelrelaxierende und stressmodulierende Eigenschaften, Förderung der Schlafqualität
Spurenelemente
- Eisen – Essenziell für die Dopaminregulation, relevant bei Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine)
- Zink – Beteiligung an der Melatoninsynthese und Modulation des zentralen Nervensystems
Weitere relevante Stoffe
- 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) – Direkter Metabolit von Tryptophan, Förderung der Serotonin- und Melatoninsynthese
- Baldrianwurzel-Extrakt (Valeriana officinalis) – Pflanzlicher Wirkstoff mit sedierender Wirkung zur Verbesserung von Ein- und Durchschlafstörungen
- Glycin – Verbesserung der Schlafqualität durch Thermoregulation und beruhigenden Effekt auf das zentrale Nervensystem
- Hopfenextrakt (Humulus lupulus) – Milder beruhigender Effekt, synergistisch mit Baldrian und Passionsblume
- L-Tryptophan – Essenzielle Aminosäure, Vorstufe von Serotonin und Melatonin
- Melatonin – Hormon der Zirbeldrüse zur Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus; hilfreich bei zirkadianen Dysregulationen, Jetlag oder Schichtarbeit
- Passionsblumenextrakt (Passiflora incarnata) – Sedierende und anxiolytische Effekte, unterstützend bei psychovegetativen Schlafstörungen
- Theanin – Aminosäure aus grünem Tee, anxiolytisch (angstlösend) und schlaffördernd über GABAerge Modulation
Laborleistungen zur Vorsorge im Rahmen der Schlafmedizin
Basisdiagnostik (Grundlegende Blutuntersuchungen)
- Blutzucker (Nüchternglucose), HbA1c (Langzeitblutzucker) – zur Erkennung von Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus
- TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) – Ausschluss einer Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse
- Ferritin (Eisenspeicherwert) – zur Abklärung eines Restless-Legs-Syndroms (Bewegungsdrang in den Beinen) bei Eisenmangel
- Vitamin D (25-OH) – bei Tagesschläfrigkeit und Erschöpfungssymptomen
- hsCRP (hoch-sensitives C-reaktives Protein) – Erkennung chronischer stiller Entzündungen, die den Schlaf stören können
Medizingerätediagnostik zur Vorsorge
Polysomnographie (umfangreiche Schlafuntersuchung im Schlaflabor)
- Goldstandard zur Diagnostik komplexer Schlafstörungen
- Umfassende Messung neurologischer, kardiopulmonaler und muskulärer Parameter
- Erkennung von Schlafapnoe, Verhaltensstörungen im REM-Schlaf, periodischen Beinbewegungen
Aktigraphie (tragbares Bewegungsmessgerät)
- Langzeitmessung von Ruhe-Aktivitätsmustern
- Nützlich bei Störungen des Schlafrhythmus
- Einsatz auch bei Kindern und multimorbiden Patienten zur nicht-invasiven Überwachung
Pulsoxymetrie (Sauerstoffmessung am Finger während der Nacht)
- Screeningverfahren bei Verdacht auf schlafbezogene Atemstörungen
- Erfassung nächtlicher Entsättigungen und Atemaussetzer
- Einfache Anwendung im häuslichen Umfeld
Ambulante Schlafanalyse (z. B. Quisi)
- Analyse von Schlaffunktionen ohne Aufenthalt im Schlaflabor
- Erkennt Atemstörungen, Herzfrequenzmuster, Schlafphasenverteilung
- Besonders geeignet für erste Abklärungen und Verlaufskontrollen