Spezifisches IgE im Serum
Das spezifische Immunglobulin E (IgE, Antikörper des Immunsystems bei Allergien) im Serum (Blutflüssigkeit ohne Blutzellen) stellt einen wichtigen serologischen Marker (Bluttestwert) zur Diagnose von Typ-I-Soforttypallergien (allergische Sofortreaktionen, z. B. Heuschnupfen) dar. IgE-Antikörper werden als Reaktion auf bestimmte Allergene (auslösende Substanzen wie Pollen oder Tierhaare) produziert und können bei allergischer Sensibilisierung (Überempfindlichkeit) im Blut nachgewiesen werden. Der Test auf spezifisches IgE ist insbesondere bei Verdacht auf allergische Rhinitis (Heuschnupfen), allergisches Asthma bronchiale (Asthma durch Allergien), atopische Dermatitis (Neurodermitis) und Nahrungsmittelallergien von diagnostischer Bedeutung.
IgE gehört zu den fünf Hauptklassen von Immunglobulinen (IgG, IgA, IgM, IgD, IgE; verschiedene Abwehrstoffe des Immunsystems) und vermittelt zusammen mit Mastzellen (spezielle Abwehrzellen) und Basophilen (bestimmte weiße Blutkörperchen) die allergische Sofortreaktion durch Freisetzung von Histamin (Gewebehormon, das Entzündungen auslöst) und anderen Entzündungsstoffen.
Ein erhöhter Nachweis spezifischer IgE-Antikörper weist auf eine Sensibilisierung gegenüber einem bestimmten Allergen hin, ist jedoch allein nicht beweisend für eine klinisch relevante Allergie – die Befunde müssen stets im Zusammenhang mit der Krankengeschichte (Anamnese) und ggf. weiteren Provokationstests (gezielte Allergietests) interpretiert werden.
Das Verfahren
Benötigtes Material
-
Blutserum (Teil des Blutes ohne Blutzellen, gewonnen nach Blutabnahme)
Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Einnahme von Antihistaminika (Medikamente gegen Allergien) hat keinen Einfluss auf die IgE-Bestimmung
Störfaktoren
- Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) kann die Messung beeinträchtigen
- Sehr hohe Gesamt-IgE-Spiegel können bei Einzeltests zu falsch-negativen Ergebnissen führen (Hook-Effekt)
Messmethoden
- Immunoassays (Labortests zur Antikörperbestimmung, z. B. ELISA, ImmunoCAP, FEIA)
- Multiplex-Verfahren (gleichzeitige Bestimmung vieler Allergene, z. B. ALEX, ISAC)
Normwerte
Spezifisches IgE (kU/l oder IU/ml) | Interpretation | Klasse |
---|---|---|
< 0,35 | Kein Nachweis | 0 |
0,35-0,69 | Schwach positiv | 1 |
0,70-3,49 | Deutlich positiv | 2 |
3,5-17,49 | Mäßig stark positiv | 3 |
17,5-49,99 | Stark positiv | 4 |
50,0-99,99 | Sehr stark positiv | 5 |
≥ 100,0 | Extrem stark positiv | 6 |
Hinweis: Die Interpretation muss immer im klinischen Zusammenhang erfolgen – auch niedrige IgE-Werte können bei echten Allergien eine Rolle spielen.
Indikationen
- Verdacht auf allergische Rhinitis (Heuschnupfen), allergisches Asthma bronchiale (Asthma durch Allergien)
- Verdacht auf atopische Dermatitis (Neurodermitis) mit möglicher allergischer Komponente
- Diagnostik bei Nahrungsmittelallergien
- Verdacht auf Insektengiftallergie (z. B. Biene, Wespe)
- Verdacht auf Medikamentenallergien
- Überwachung einer allergenspezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung, Allergieimpfung)
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Sensibilisierung gegenüber Inhalationsallergenen (z. B. Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare)
- Sensibilisierung gegenüber Nahrungsmittelallergenen (z. B. Erdnüsse, Kuhmilch, Eiweiß)
- Sensibilisierung gegenüber Insektengiften (z. B. Bienengift, Wespengift)
- Parasitäre Infektionen (Wurmerkrankungen) können ebenfalls eine Erhöhung des Gesamt-IgE verursachen
Interpretation niedriger oder fehlender Werte
- Keine Sensibilisierung gegenüber dem getesteten Allergen
- Frühphase der Sensibilisierung möglich (noch keine messbaren IgE-Spiegel)
- Klinische Allergien können auch ohne IgE-Erhöhung auftreten (z. B. bei anderen Allergietypen)
Weitere Hinweise
- Gesamt-IgE-Bestimmung zeigt oft hohe Werte bei Allergikern, sagt aber nichts darüber aus, welches Allergen verantwortlich ist.
- Molekulare Allergiediagnostik (Komponentendiagnostik) erlaubt die Unterscheidung zwischen echter Allergie und Kreuzreaktion (z. B. Birkenpollenallergie und Apfelallergie).
- Bei Allergien gegen mehrere Stoffe kann ein umfassender Test (Multiplex-Test, z. B. ALEX oder ISAC) sinnvoll sein.