Eisen

Eisen ist ein essentielles Spurenelement, das im Dünndarm resorbiert und im Blut überwiegend an Transferrin gebunden transportiert wird. Es spielt eine zentrale Rolle beim Sauerstofftransport, bei der Zellatmung und bei zahlreichen enzymatischen Prozessen. In der klinischen Labordiagnostik wird die Bestimmung des Serum-Eisens zur Beurteilung des Eisenstoffwechsels eingesetzt – der diagnostische Stellenwert des isolierten Serum-Eisens ist jedoch eingeschränkt.

Synonyme

  • Eisen im Serum
  • Serumferrum

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Serum
    • Plasma (flüssiger Bestandteil des Blutes; selten, abhängig von der Methode)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Nüchternblutabnahme empfohlen (morgens zwischen 7-10 Uhr, da tageszeitliche Schwankungen)
    • Kein Eisenpräparat am Tag der Blutentnahme
  • Störfaktoren
    • Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen; führt zu falsch erhöhten Werten)
    • Entzündungen (können Werte vermindern)
    • Menstruation, Schwangerschaft (verminderte Werte)
    • Eiseninfusionen, Eisenmedikation (erhöhte Werte)
  • Methode
    • Photometrische Bestimmung (Ferrozin-/Bathophenanthrolin-Methode)
    • Farbkomplexbildung nach Reduktion von Fe³⁺ zu Fe²⁺

Normbereiche (je nach Labor)

Subgruppe / Geschlecht / Alter Referenzbereich
Männer 65-175 µg/dl (11,6-31,3 µmol/l)
Frauen 37-145 µg/dl (6,6-25,9 µmol/l)
Kinder 50-120 µg/dl (8,9-21,5 µmol/l)

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
  • Abklärung mikrozytärer (verkleinerter roter Blutkörperchen), hypochromer (verminderter roter Blutfarbstoff) Anämien
  • Diagnostik bei Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
  • Verlaufskontrolle bei Eisenmangeltherapie oder Aderlasstherapie
  • Beurteilung des Eisenstatus bei chronischen Entzündungen oder Tumorerkrankungen

Interpretation

  • Erhöhte Werte [↑]
    • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
    • Hämolytische Anämien (Zerfall roter Blutkörperchen)
    • Akute Hepatitis (Leberentzündung)
    • Eisenüberladung (z. B. durch Transfusionen, Eisenpräparate)
  • Erniedrigte Werte [↓]
    • Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
    • Chronische Entzündungen (Anämie bei chronischer Erkrankung)
    • Tumoranämie (Blutarmut bei Tumorerkrankungen)
    • Nephrotisches Syndrom (Nierenerkrankung mit Eiweißverlust)
    • Blutverlust
  • Spezifische Konstellationen
    • Serum-Eisen [↓], Ferritin [↓], Transferrinsättigung [↓]: klassischer Eisenmangel
    • Serum-Eisen [↓], Ferritin [↑], Transferrinsättigung [↓]: Anämie chronischer Erkrankung
    • Serum-Eisen [↑], Ferritin [↑], Transferrinsättigung [↑]: Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)

Aktueller diagnostischer Stellenwert von Serumeisen

Die Konzentration des Serum-Eisens (Eisen im Blutserum) zeigt ausgeprägte tageszeitliche Schwankungen und ist daher kein verlässlicher Indikator für den tatsächlichen Eisenstatus (Eisenhaushalt). Für eine aussagekräftige Beurteilung empfiehlt sich die kombinierte Betrachtung von Ferritin (Eisenspeicherprotein), Transferrinsättigung (Maß für die Bindungskapazität von Eisen im Blut) und dem C-reaktiven Protein (CRP, Entzündungsmarker). Ferritin gibt Auskunft über die gespeicherten Eisenreserven, jedoch nur bei Fehlen einer Entzündungsreaktion. Das CRP ermöglicht die korrekte Einordnung: Ein niedriges Ferritin in Verbindung mit einer erniedrigten Transferrinsättigung spricht für einen echten Eisenmangel, während erhöhte Ferritinwerte bei gleichzeitig hohem CRP auf einen funktionellen Eisenmangel im Rahmen chronischer Entzündungen hinweisen können.

Fazit: Das alleinige Serum-Eisen (Eisen im Blutserum) hat in der modernen Routinediagnostik eine untergeordnete Bedeutung. Eine kombinierte Bestimmung von Ferritin (Eisenspeicherprotein), Transferrinsättigung (Eisenbindungsanteil im Blut) und CRP (Entzündungsmarker) liefert ein wesentlich präziseres Bild des Eisenstoffwechsels (Eisenhaushalts).

Weiterführende Diagnostik

  • Ferritin (Eisenspeicherprotein)
  • Transferrin (Eisen-Transportprotein) und Transferrinsättigung
  • Gesamt-Eisenbindungskapazität (TIBC, Maß für die Eisenbindung)
  • Hämochromatose-Gentest (HFE-Mutation C282Y, H63D)
  • Blutbild mit MCV (mittleres Erythrozytenvolumen), MCH (mittlerer Hämoglobingehalt der Erythrozyten)
  • Retikulozytenhämoglobin (CHr, Hämoglobingehalt junger roter Blutkörperchen)

Literatur

  1. Girelli D, Nemeth E, Swinkels DW. Hepcidin in the diagnosis of iron disorders. Blood. 2016;127(23):2809-2813. https://doi.org/10.1182/blood-2015-12-639112
  2. Cappellini MD, Musallam KM, Taher AT. Iron deficiency anaemia revisited. J Intern Med. 2020;287(2):153-170. https://doi.org/10.1111/joim.13004
  3. Brissot P, Pietrangelo A, Adams PC, de Graaff B, McLaren CE, Loreal O. Haemochromatosis. Nat Rev Dis Primers. 2018;4(1):18016. https://doi.org/10.1038/nrdp.2018.16