Umfassende Labordiagnostik bei metabolischen Erkrankungen: Einblick in Übergewicht und Diabetes

Die Labordiagnostik bei Übergewicht, Stoffwechselstörungen und Diabetes mellitus ist zentral für Screening, Diagnosesicherung, Risikostratifizierung, Therapieentscheidung und Verlaufskontrolle. Übergewicht und Adipositas sind eng mit Insulinresistenz, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung), chronisch niedriggradiger Inflammation (Entzündung) sowie hepatorenalen Funktionsveränderungen assoziiert. Daraus resultiert ein erhöhtes Risiko für Prädiabetes, Typ-2-Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, metabolisch assoziierte Steatose der Leber/Fettleber (MASLD, vormals NAFLD) und chronische Nierenerkrankung (CKD). Eine strukturierte Parameterauswahl ermöglicht die Erfassung der betroffenen Stoffwechselachsen sowie die frühzeitige Detektion von Komplikationen.

  • Glukosestoffwechselparameter

    • Nüchternglucose und HbA1c zur Diagnostik (Screening, Prädiabetes/Diabetes) und Verlaufskontrolle der glykämischen Stoffwechsellage
    • Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) zur sensitiven Detektion gestörter Glukosetoleranz (Fähigkeit des Körpers, den Blutzuckerspiegel nach Aufnahme von Zucker (Glukose) im Normbereich zu halten), insbesondere bei Risikokonstellationen oder diskrepanten Nüchternwerten
    • Nüchterninsulin zur orientierenden Abschätzung der Insulinresistenz, insbesondere in frühen Stadien oder bei Adipositas
    • Optional: HOMA-IR (aus Nüchterninsulin und Nüchternglucose abgeleitet) zur quantitativen Einordnung der Insulinresistenz
  • Lipidprofil und atherogenes Risikoprofil

    • Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride zur Basis-Risikostratifizierung und Therapieüberwachung
    • Apolipoprotein B zur präziseren Quantifizierung atherogener Lipoproteinpartikel, insbesondere bei Hypertriglyceridämie oder metabolischem Syndrom
    • Lipoprotein (a) als genetisch determinierter, unabhängiger kardiovaskulärer Risikomarker
    • Optional: Non-HDL-Cholesterin als globaler Marker atherogener Partikel, besonders bei erhöhten Triglyceriden
  • Leberfunktionsparameter und metabolische Leberbeteiligung

    • Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT) zur Erfassung einer metabolischen Leberbeteiligung und zur Verlaufskontrolle
    • Alkalische Phosphatase (AP) und Bilirubin zur Ergänzung bei Verdacht auf cholestatisches Muster (Gallestau) oder zur erweiterten Leberfunktionsbeurteilung
  • Entzündungsmarker

    • C-reaktives Protein (CRP) als Marker einer systemischen Inflammation, die bei Adipositas (Fettsucht) und Insulinresistenz (vermindertes Ansprechen der Körperzellen auf die Signale des Hormons Insulin) häufiger nachweisbar ist
    • Optional: hochsensitives C-reaktives Protein (hs-CRP) zur feineren kardiometabolischen Risikostratifizierung in ausgewählten Konstellationen
  • Nierenfunktionsparameter und diabetesassoziierte Nierenbeteiligung

    • Kreatinin und geschätzte glomeruläre Filtrationsrate zur Beurteilung der Nierenfunktion
    • Harnstoff als ergänzender Parameter der renalen Stoffwechsellage
    • Albuminurie (Mikroalbuminurie, bevorzugt quantitativ als Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio (UACR)) zur Früherkennung einer diabetischen Nephropathie (diabetische Nierenerkrankung) und zur kardiovaskulären Risikostratifizierung
  • Weitere metabolisch und kardiovaskulär relevante Parameter

    • Homocystein zur erweiterten kardiovaskulären Risikoeinschätzung bei ausgewählten Patienten
    • Fibrinogen als prothrombotischer Risikomarker in ausgewählten Konstellationen
    • Harnsäure als Marker metabolischer Dysfunktion und häufiger Begleitbefund bei Adipositas und Insulinresistenz
  • Endokrine Zusatzdiagnostik

    • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) zur Abklärung einer hypothyreoten Stoffwechsellage (Schilddrüsenunterfunktion) als potenzielle Mitursache von Gewichtszunahme, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) oder unspezifischer Leistungsminderung
  • Urinuntersuchung

    • Urinstatus (Teststreifen auf pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Keton, Urobilinogen, Bilirubin, Blut) und Sediment zur orientierenden Erfassung renaler und urologischer Begleitbefunde
    • Bei Auffälligkeiten: quantitative Albuminurie-Bestätigung und ggf. Urinkultur in Abhängigkeit von klinischer Symptomatik

Diese Laborparameter erlauben eine praxisnahe, systematische Beurteilung der wichtigsten metabolischen Achsen und der häufigsten Folge- und Begleiterkrankungen bei Übergewicht, Stoffwechselstörungen und Diabetes mellitus. Die Auswahl und Kontrollfrequenz sollten risikoadaptiert erfolgen und an Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), Medikation sowie klinische Zielparameter angepasst werden.