Verstopfung (Obstipation) – Differentialdiagnosen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Morbus Hirschsprung (MH; Synonym: Megacolon congenitum) – genetische Erkrankung mit sowohl autosomal-rezessivem Erbgang als auch sporadischem Auftreten; Erkrankung, die in den meisten Fällen ist das letzte Drittel des Dickdarms (Sigma und Rektum) des Dickdarms betrifft; zählt zur Gruppe der Aganglionosen; Fehlen an Ganglienzellen („Aganglionose“) im Bereich des Plexus submucosus bzw. myentericus (Auerbach-Plexus) führt zu einer Hyperplasie der vorgeschalteten Nervenzellen, was zu einer vermehrten Acetylcholinausschüttung führt. Durch die permanente Stimulation der Ringmuskulatur kommt es so zu einem dauerhaften Zusammenziehen des betroffenen Darmabschnittes.
    Der MH ist mit 1 : 3.000 – 1 : 5.000 Geburten relativ häufig, Jungen sind bis zu viermal häufiger betroffen als Mädchen. [paradoxe Diarrhoe/Durchfall; Diarrhoe im Wechsel mit Obstipation/Verstopfung]
  • Neurofibromatose – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; zählt zu den Phakomatosen (Erkrankungen der Haut und des Nervensystems); es werden drei genetisch unterschiedliche Formen unterschieden: 
    • Neurofibromatose Typ 1 (Morbus von Recklinghausen) – Patienten bilden während der Pubertät multiple Neurofibrome (Nerventumoren), die häufig in der Haut auftreten jedoch auch im Nervensystem, Orbita (Augenhöhle), Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) und Retroperitoneum (Raum, der hinter dem Bauchfell am Rücken in Richtung der Wirbelsäule liegt) auftreten; typisch ist das Auftreten von Café-au-Lait-Flecken (CALF; hellbraune Makulae) und multiplen benignen (gutartigen) Neubildungen 
    • [Neurofibromatose Typ 2 – charakteristisch sind ein bilateral (beidseitig) vorliegendes Akustikusneurinom (Vestibularisschwannom) und multiple Meningeome (Hirnhauttumoren)
    • Schwannomatose – hereditäres Tumorsyndrom]

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
  • Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus, PH) 
  • Diabetes mellitus
  • Hashimoto-Thyreoiditis – Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung führt
  • Hypercalcämie (Calciumüberschuss)
  • Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
  • Hypokaliämie (Kaliummangel)
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Mukoviszidose (Zystische Fibrose, ZF) ‒ genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die durch die Produktion von zu zähmen Sekret in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist.
  • Porphyrien – Gruppe erblicher Stoffwechselerkrankungen, die mit einer Störung des Aufbaus des roten Blutfarbstoffs Häm einhergehen
  • Rachitis – bezeichnet eine Störung des Knochenstoffwechsels beim Kind, die zu einer ausgeprägten Demineralisation des Knochen und Skelettveränderungen durch Verzögerung des Knochenwachstums führt. Beim Erwachsenen mit abgeschlossenem Knochenwachstum wird die Symptomatik Osteomalazie genannt.

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Zerebralvenenthrombose – Blutpfropfbildung in den venösen Gefäßen des Gehirns

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Chagas-Krankheit – südamerikanische Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten verursacht wird
  • Helminthiasis – Erkrankungen, die durch parasitische Würmer ausgelöst werden
  • Syphilis (Lues) – Geschlechtskrankheit
  • Typhus abdominalis – Infektionserkrankung durch das Serovar Typhi der Bakterienart Salmonella enterica

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Gallenkolik
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Analfissur – Einrisse in der Schleimhaut des Anus (After)
  • Analstriktur – Verengung des Anus
  • Anorektale Entleerungsstörungen wie:
    • Intussuszeption (Synonym: Invagination) – Einstülpung eines Darmanteils in sich oder ein Nachbarorgan
    • Beckenbodensenkung
    • Enterozele – Darmbruch, der in die Scheide vorfällt
    • Reflektorisch bedingte Defäkationsstörungen
    • Rektozele – Aussackung der Mastdarmvorderwand in die Scheide
  • Bauchwandhernie (Eingeweidebruch)
  • Darmischämie – Durchblutungsstörungen des Darmes
  • Darmtuberkulose [paradoxe Diarrhoe/Durchfall; Diarrhoe im Wechsel mit Obstipation/Verstopfung]
  • Divertikulitis – Entzündung der Wand des Divertikels
  • DivertikuloseVeränderung des Dickdarms in Form von kleinen Ausstülpungen der Darmwand (Divertikel)
  • Dysbiose – Krankheitsprozess, der durch eine qualitativ und/oder quantitativ von der Norm abweichende Bakterienflora im Darm ausgelöst wird
  • Hämorrhoiden
  • Ileus (Darmverschluss)
  • Kolontransitstörung – verlängerte Verweildauer des Stuhls im Dickdarm
  • Periproktitischer Abszess – abgekapselte eitrige Entzündung im Bereich des Analkanals
  • Peritonitis (Bauchfellentzündung)
  • Reizdarmsyndrom (Colon irritable)
  • Rektozele – ist eine Aussackung der Mastdarmvorderwand in die Scheide aufgrund einer Schwäche der Wandschichten zwischen Enddarm und Scheide
  • Rektumprolaps (Mastdarmvorfall), auch als Analprolaps bezeichnet

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Muskelerkrankungen, nicht näher bezeichnet
  • Myopathien (Muskelerkrankungen):
    • atrophe Desmosis coli
    • degenerative Fibrosierung
    • enterische Leiomyositis, amphophile Einschlusskörperchen
    • Myofilamentverlust
  • Progressive systemische Sklerose – schwerwiegende generalisierte Erkrankung, die sich in vielen Organen manifestiert

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Familiäre adenomatöse Polyposis – autosomal-dominant vererbte Erkrankung bei der es zu einem massenhaften Befall des Kolons (Dickdarms) mit Polypen kommt [paradoxe Diarrhoe/Durchfall; Diarrhoe im Wechsel mit Obstipation/Verstopfung]
  • Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) [paradoxe Diarrhoe/Durchfall; Diarrhoe im Wechsel mit Obstipation/Verstopfung]
  • Kolonpolypen – Gewebevorwölbungen in den Hohlraum des Dickdarms
  • Neuroblastom – bösartige Neubildung des vegetativen Nervensystems
  • Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs)
  • Peritonealkarzinose – flächiger Befall des Bauchfells (Peritoneums) mit bösartigen Tumorzellen
  • Phäochromozytom – meist benigner (gutartiger) Tumor (ca. 90 % der Fälle), der überwiegend von der Nebenniere ausgeht und zu Bluthochdruckkrisen (hypertensive Krise) führen kann
  • Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs)
  • Tumoren im zentralen Nervensystem

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Angstzustände
  • Demenz
  • Depression
  • Diabetische Polyneuropathie – Schädigung multipler Nerven (Polyneuropathie), die als Komplikation eines bestehenden Diabetes mellitus entsteht
  • Drogenmissbrauch
  • Essstörungen
  • Guillain-Barré-Polyneuritis (Synonyme: akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie; chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie; idiopathische Polyradikuloneuritis; Landry-Guillain-Barré-Strohl-Syndrom,) – idiopathische Polyneuritis (entzündlich verursachte Erkrankungen mehrerer Nerven) der spinalen Nervenwurzeln und peripheren Nerven
  • Morbus Parkinson
  • Multiple Sklerose (MS) – chronisch-entzündliche Entmarkungserkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die zu Lähmungen und Spastiken führen kann
  • Neuropathien (Erkrankungen des peripheren Nervensystems):
    • degenerative Neuropathie
    • enterische Ganglionitis
    • Hypoganglionose des Plexus myentericus
    • intestinale neuronale Dysplasie

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Adnexitis
  • Descensus (Beckenbodensenkung)
  • Genitalprolaps – teilweise oder vollständige Vorfallen der Scheide (Descensus vaginae) und/oder Gebärmutter (Descensus uteri) aus der Schamspalte (Rima pudendi)
  • Nephrolithiasis (Nierensteine)
  • Nierenkolik
  • Prämenstruelles Syndrom (PMS) – tritt bei Frauen etwa vier bis vierzehn Tage vor der nächsten Periode auf und beinhaltet ein komplexes Bild unterschiedlicher Symptome und Beschwerden

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Pseudoallergie (pseudoallergische/nicht-immunologische Reaktion)
  • Striktur (hochgradige Verengung) des Darms nach Operation/Radiatio (Strahlentherapie)
  • Verletzung des Rückenmarks – Rückenmarkquerschnitt, Läsion vegetativer Nervengeflechte (Beckenoperationen)

Medikamente

  • Siehe unter "Ursachen" unter Medikamente

Umweltbelastung – Intoxikation (Vergiftung)

  • Blei

Weitere Differentialdiagnosen

  • Ortswechsel (Reiseobstipation)
  • Schwangerschaft (3. Trimenon/Schwangerschaftsdrittel)
  • Zyklus (2. Zyklushälfte)