Ist Sauna gesund für die Schwangerschaft?

„Bei unkomplizierter Schwangerschaft ist Saunabaden erlaubt“, so lautet die offizielle Verlautbarung des Berufsverbands der Frauenärzte in Deutschland. Frauen, die regelmäßiges Saunieren gewohnt sind und keine Komplikationen haben, können von Beginn einer Schwangerschaft bis kurz vor der Geburt weiterhin in die Sauna gehen [1]. Dies stimmt mit nationalen und internationalen Empfehlungen überein [2, 3, 4, 5].

Warum ist die Sauna gesund?

Folgende Fakten sind unbestritten für die Gesundheit:

  • Erwärmung:
    • Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems
    • Entspannung der Muskulatur durch die erhöhte Temperatur
    • Zunahme der Durchblutung der Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen durch die heiße Luft
    • Aktivierung des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem)
  • Abkühlung:
    • wirkt gegen respiratorische Erkrankungen
    • trainiert das Herz-Kreislauf-System durch Kontraktion der Blutgefäße und Ausschüttung der Stresshormone
    • erholt den Körper durch die anschließende Entspannungs- und Ruhephase

Sauna ist gesund – gilt dies auch für die Schwangerschaft?

Besteht die Gefahr von Fehlbildungen durch die Hitzebelastung?

Ein immer wieder diskutiertes Problem ist die Aufheizung des Körpers und die damit verbundene Angst vor Fehlbildungen, da Fehlbildungen in Tierversuchen und bei Schwangeren mit hohem Fieber beschrieben sind. Allerdings konnte nie geklärt werden, ob es sich um Hyperthermie (Überwärmung)-bedingte Anomalien handelt oder ob Viren bzw. Bakterien im Zusammenhang mit einer drastischen Temperaturerhöhung die Ursache dieser Anomalien sind oder ob auch andere Faktoren infrage kommen [6]. Untersuchungen bei nicht schwangeren Frauen, bei denen die Temperatur in der Vagina (Scheide) während des Saunabesuches gemessen wurde, haben bei 80 °C einen langsamen Temperaturanstieg über 20 Minuten feststellen können, der jedoch im Mittel bei 38 °C lag und niemals die kritische Temperatur von > 40 °C erreichte [7]. Bei Schwangeren in der Spätschwangerschaft erhöhte sich bei rektaler Messung die Temperatur nur um 0,3 °C bei einem 20-minütigen Aufenthalt in der Sauna bei 70 °C [8]. Da kritische Temperaturen nie nachgewiesen wurden und Schwangere bei zunehmender Hitze die Sauna frühzeitig verlassen, gilt heute ein Saunabesuch in der Schwangerschaft unter teratogenen (Einwirkungen, die Fehlbildungen beim Embryo hervorrufen können) Gesichtspunkten als ungefährlich und sicher.

Welche Wirkung hat die Hitzebelastung auf das Herz-Kreislauf-System von Mutter und Kind?

Die oben genannten positiven Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur und das Immunsystem gelten auch für die Schwangerschaft, allerdings beruhen die Aussagen weniger auf wissenschaftlichen Untersuchungen als auf Erfahrungen zigtausender Schwangerer, insbesondere aus skandinavischen Ländern [5, 6].

Bei längerer Hitzebelastung (Sauna, heiße Bäder, Sonne) des Körpers kann es zu einem Anstieg der Körperkerntemperatur kommen. Um dies möglichst zu verhindern, reagiert der Körper mit einer Steigerung des Herzzeitvolumens und einer Erhöhung der Hautdurchblutung, mit dem Ziel, die Wärme abzugeben. Theoretisch kann diese Umverteilung der Durchblutung zulasten der uteroplazentaren Einheit (Einheit von Gebärmutter und Mutterkuchen) gehen, gekoppelt mit einer fetalen Minderversorgung.

Die  wenigen Untersuchungen von Schwangeren mit einer moderaten Hitzebelastung in der Sauna widersprechen diesen Befürchtungen. Wie bei Nichtschwangeren steigt die Körperkerntemperatur bei rektaler Messung nicht über 38 °C. Der Blutdruck der Mutter sinkt, wenn überhaupt, nur gering, meist in der Ruhephase. Mütterliche und kindliche Herzfrequenzanstiege blieben im oberen Normbereich, dopplersonographische Untersuchungen ergaben keine Einschränkung der Durchblutung der uteroplazentaren Einheit und der Nabelschnur [8, 9]. Dies gilt nicht bei Hochdruck in der Schwangerschaft. Bei diesem Risiko ist die uteroplazentare Durchblutung eingeschränkt [10].

Bei einer risikofreien Schwangerschaft gibt es deshalb keine Kontraindikationen zum moderaten Saunieren.

Schwangere verändern ihre Saunagewohnheiten offensichtlich automatisch im Sinne kürzerer Saunazeiten und niedrigerer Temperaturen [6].

Allgemeine und Insider-Empfehlungen

  • Besonders im 1. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) sollten Schwangere, was die Hitzebelastung betrifft, besonders vorsichtig sein, da das Herz-Kreislauf-System sich physiologisch erst an die Schwangerschaftssituation anpassen muss und deshalb relativ häufig Kreislaufprobleme bestehen.
  • Schwangere, die nur wenig Saunaerfahrung haben, sollten sich auf die unteren Bänke setzen, denn dort ist es weniger heiß.
  • Grundsätzlich ist in der Schwangerschaft eine Temperatur von > 70 °C zu vermeiden, 50-60 °C werden allgemein empfohlen.
  • Wegen der Belastung des Herz-Kreislauf-Systems sollten nicht mehr als 2 Saunagänge und vorzugsweise 1, maximal 2 Saunabesuche pro Woche durchgeführt werden.
  • Ein Saunagang sollte nicht länger als 10-12 Minuten andauern.
  • Der Saunagang sollte abgebrochen werden, wenn sich die Schwangere nicht mehr wohlfühlt, auch wenn das Kind anfängt, sich stark zu bewegen, weil dies evtl. eine Belastung des Kindes anzeigen könnte. Allerdings sind die meisten Schwangeren sehr temperaturempfindlich und verlassen bei steigender Hitze frühzeitig die Sauna.
  • Auf ein schnelles Abkühlen unter der kalten Dusche oder im Tauchbecken sollte die Schwangere verzichten. Bewährt hat sich ein Frischluftaufenthalt, gefolgt von einem langsamen Abkühlen mit einem Wasserschlauch, beginnend an Armen und Beinen, vor der anschließenden ausgiebigen Ruhephase.
  • Auf den Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes nach der Sauna, aber auch zwischen den Saunagängen, ist besonders zu achten, damit der durch das Schwitzen induzierte Flüssigkeits- und Elektrolytverlust kompensiert wird.

Dampfbad oder Sauna?

Die hohe Luftfeuchtigkeit im Dampfbad verträgt der Kreislauf der meisten Schwangeren schlechter als die trockene Hitze in der Sauna. Während Saunatemperaturen zwischen 50 und 60 °C meistens problemlos vertragen werden, können Temperaturen > 40 °C im Dampfbad schon als unangenehm empfunden werden. Gesundheitliche Probleme für Mutter und Kind sind aber nicht zu befürchten.

Sauna nach der Entbindung

Im Wochenbett sollte die junge Mutter aus hygienischen Gründen wegen des Wochenflusses auf einen Saunabesuch verzichten. Zu berücksichtigen ist auch, dass während dieser Zeit der Körper durch die physiologische Umstellung und durch das Stillen besonders gefordert ist, sodass die Hitzebelastung eventuell zu Problemen führen könnte. Nach Beendigung des Wochenflusses und der Umstellung des Körpers nach der Geburt, sind Saunabesuche wieder uneingeschränkt zu empfehlen.

Sauna und Stillen

Wenn die junge Mutter stillt, ist besonders der Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen zu beachten. Erfahrungsgemäß verliert man bis zu 1 l Flüssigkeit beim Saunieren. Dieser Flüssigkeitsverlust muss auch unter dem Gesichtspunkt des Stillens unbedingt ausgeglichen werden, da sonst der Milchfluss nachlässt.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Bei Schwangerschaften mit Risiken sollte mit der die Schwangerschaft betreuenden Hebamme und dem Arzt diskutiert werden, inwieweit ein Saunabesuch eventuell möglich oder sogar kontraindiziert ist. Das gilt insbesondere für Bluthochdruck, Nierenerkrankungen und ausgeprägte Krampfadern.

Schwangere mit vorzeitiger Wehentätigkeit dürfen nicht in die Sauna.

Resümee

Schwangere brauchen nicht auf den Saunabesuch zu verzichten, wenn sie gesund sind. Wichtig ist, dass sie auf die Signale des Körpers achten, d. h., bei Kreislaufproblemen die Temperatur und die Zeit des Saunaaufenthaltes reduzieren. Dies gilt besonders im 1. Trimenon, da die Kreislaufumstellung in der Schwangerschaft Kreislaufprobleme forciert.

Schwangere, die noch keine Saunaerfahrungen haben, sollten aus diesem Grunde in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft auf einen Saunabesuch verzichten. Danach hat sich der Körper an die veränderten Bedingungen für Mutter und Kind gewöhnt.

Schwangere sind sehr temperaturempfindlich und merken schnell, wenn die Hitze problematisch wird. Wenn sie dann den Saunabesuch abbrechen, sind sie auf der sicheren Seite.

Literatur

  1. Bundesverband der Frauenärzte e. V.: frauenaerzte-im-netz
  2. National Health Service. Common health questions: Pregnancy: Is it safe to use a sauna or jacuzzi if I'm pregnant? NHS 2022       
  3. Deutscher Saunabund e.V.: saunabund                                                  
  4. Familienplanung.de/Schwangerschaft
  5. Hannuksela M L, Ellahham S: Benefits and Risks of Sauna Bathing. Review. Am J Med. 2001 Feb 1;110(2):118-26.doi: 10.1016/s0002-9343(00)00671-9.
  6. Weitzel H: Saunabesuch und Schwangerschaft. In: Gesunde Lebensweise während der Schwangerschaft. HRSG: Künzel W: Springer Verlag, 1988, S. 195-199
  7. Sedgwick-Harvey MA, McRorie MM, Smith DW: Suggested limits to the use of the hot tube and sauna by pregnant women. Can Med Assoc J. 1981 Jul 1;125(1):50-3
  8. Vähä-Eskeli  K, Erkkola R: The effect of short-term heat stress on uterine contractility,   fetal heart rate and fetal movements at late pregnancy. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 1991 Jan 4;38(1):9-14. doi: 10.1016/0028-2243(91)90200-5
  9. Vähä-Eskeli K, Pirhonen J, Seppänen A, Erkkola R: Doppler flow measurement of uterine and umbilical arteries in heat stress during late pregnancy. Am J Perinatol. 1991 Nov;8(6):385-9. doi: 10.1055/s-2007-999422.
  10. Pirhonen JP, Vähä-Eskeli KK, Seppänen A, Vuorinen J,  Erkkola RU: Does thermal stress decrease uterine blood flow in hypertensive pregnancies? Am J Perinatol. 1994 Sep;11(5):313-6. doi: 10.1055/s-2007-994542.