Akutes Abdomen – Einleitung

Beim akuten Abdomen – umgangssprachlich akuter Bauch genannt – (Synonyme: Abdomenrigidität mit starken Abdomenschmerzen; starke Abdomenschmerzen mit Bauchdeckenspannung; ICD-10-GM R10.0: akutes Abdomen) handelt es sich um einen Symptomenkomplex, der durch die folgenden beteiligten Symptome gekennzeichnet ist:

  • Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) – akut einsetzender oder über 24 h progredient anhaltende Schmerzen
  • Abwehrspannung (wg. Peritonitis/Bauchfellentzündung)
  • Störung der Darmperistaltik: ggf. paralytischer Ileus/lähmender Darmverschluss (fehlende Darmgeräusche, evtl. Meteorismus/Blähungen); Nausea (Übelkeit)/Erbrechen 
  • Kreislaufstörungen bis hin zur Schocksymptomatik

Ursachen des akuten Abdomens

Das akute Abdomen kann vielfältige Ursachen haben und durch verschiedene intra- oder extraabdominelle Erkrankungen ausgelöst werden:

  • Appendicitis (Blinddarmentzündung) – in 54 % der Fälle
  • Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) – in 14 % der Fälle
  • Ileus (Darmverschluss) – in 11 % der Fälle
  • perforiertes (durchgebrochenes) Ulcus ventriculi (Magengeschwür) oder Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür) – in 7 % der Fälle
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) in 5 % der Fälle
  • Dünndarmerkrankungen – in 4 % der Fälle
  • Divertikulitis (Entzündung der Wand des Divertikels (Ausstülpung von Wandteilen eines Hohlorgans)) – in 4 % der Fälle
  • andere – in 1 % der Fälle

Das sogenannte NASP (non-specific abdominal pain) wird in ca. 30 % der Fälle als Ursache für ein akutes Abdomen angesehen. Hierbei handelt es sich um abdominelle Beschwerden, für die keine erkennbare Ursache zu finden ist (= uncharakteristische Bauchschmerzen). In der Regel klingen die Beschwerden innerhalb von 48 Stunden ab.
Sie treten bei Patienten unter 50 Jahren wesentlich häufiger auf als bei älteren Patienten.

Ein akutes Abdomen kann Symptom vieler Erkrankungen sein (s. u. "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie

Ca. 10 % aller Patienten, die heute eine Notfallaufnahme aufsuchen, kommen wegen Abdominalschmerzen; allerdings nur ca. 20 % dieser Patienten erfüllen die Kriterien eines akuten Abdomens (s. o.) [1].

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) des akuten Abdomens liegt bei 0,13 % der Bevölkerung (pro Jahr) in Deutschland. Ca. 1 Million Menschen sind betroffen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Ein akutes Abdomen stellt einen medizinischen Notfall dar und erfordert eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus. Der Verlauf kann wie folgt beschrieben werden:

  • Initiale Phase: Akuter Beginn der Abdominalschmerzen, die plötzlich auftreten oder innerhalb von 24 Stunden an Intensität zunehmen.
  • Symptome:

    • Abdominalschmerzen: Starke, akut einsetzende oder über 24 Stunden zunehmende Schmerzen.
    • Abwehrspannung: Muskelverhärtung der Bauchdecke als Reaktion auf Peritonitis.
    • Störung der Darmperistaltik: Möglicher paralytischer Ileus (Darmverschluss) mit fehlenden Darmgeräuschen und Meteorismus.
    • Nausea und Erbrechen: Häufige Begleiterscheinungen.
    • Kreislaufstörungen: Kann bis zur Schocksymptomatik führen.
  • Diagnostische Maßnahmen: Umgehende bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall, Computertomografie (CT)), Laboruntersuchungen und körperliche Untersuchungen zur Ermittlung der Ursache.
  • Therapeutische Maßnahmen: Abhängig von der Ursache, können konservative oder operative Maßnahmen erforderlich sein.

Prognose

Die Prognose des akuten Abdomens ist stark von der raschen Diagnosestellung und Behandlung abhängig.

  • Allgemeine Prognose
    • Eine sofortige diagnostische Abklärung und entsprechende Therapie sind entscheidend für das Überleben und die Reduktion von Komplikationen.
      Bei diffusen Peritonitiden (Bauchfellentzündung) mit einem stark eingeschränkten Allgemeinzustand des Patienten ist eine sofortige operative Exploration notwendig.
  • Operative Eingriffe
    • Etwa ein Viertel der Patienten mit akutem Abdomen muss operiert werden.
    • Die Prognose verbessert sich signifikant bei rechtzeitiger operativer Intervention.
  • Komplikationen
    • Ohne rechtzeitige Behandlung kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie septischem Schock, Multiorganversagen und Tod kommen.
    • Die Letalität (Sterblichkeit) ist hoch, insbesondere bei verspäteter Behandlung oder bei Vorliegen schwerwiegender Grunderkrankungen.

Literatur

  1. Trede M, Gai H: Welche akuten Baucherkrankungen müssen dringlich operiert werden? Langenbecks Arch Chir 1986;369:267-273