Abdominalchirurgie – Übersicht aller wichtigen Bauchoperationen
Die Abdominalchirurgie (Bauchchirurgie) umfasst sämtliche operativen Verfahren zur Behandlung der Bauchorgane. Dazu zählen Eingriffe an Magen, Darm, Leber, Gallenwegen, Urogenitaltrakt und Bauchwand – durchgeführt offen oder minimalinvasiv (Schlüssellochtechnik). Einen eigenständigen, aber integrierten Bereich stellt die Adipositaschirurgie (bariatrische/metabolische Chirurgie) dar, bei der gezielt gewichtsreduzierende Eingriffe zur Behandlung der Adipositas und ihrer Folgeerkrankungen vorgenommen werden.
Nachfolgend erfolgt eine strukturierte Übersicht der wesentlichen Operationsverfahren, gegliedert nach betroffenen Organsystemen.
Magenoperationen
- Magenband-OP – Adipositasbehandlung durch Magenverkleinerung
Beim Magenband (verstellbares Silikonband um den Magen) wird ein verstellbares Silikonband laparoskopisch um den oberen Teil des Magens gelegt. Dadurch entsteht ein kleiner Vormagen, der frühzeitig ein Sättigungsgefühl erzeugt. - Magenentfernung (Gastrektomie) – Entfernung des Magens bei Tumoren oder Ulzera
Die Gastrektomie (operative Magenentfernung) erfolgt bei Magenkarzinomen oder refraktären Ulzera (Magengeschwüren). Je nach Befund wird der Magen vollständig oder teilweise entfernt und eine Rekonstruktion der Passage durchgeführt. - Roux-en-Y-Magenbypass – Magenverkleinerung mit Umgehung des Zwölffingerdarms
Das Verfahren kombiniert eine restriktive und malabsorptive Komponente durch Magenpouchbildung und Dünndarmschlingen-Anastomose (Umleitung der Verdauung). Es findet primär Anwendung bei Adipositas per magna (krankhaftem Übergewicht). - Schlauchmagen-OP (Sleeve-Gastrektomie) – chirurgische Magenverkleinerung
Bei dieser Operation wird entlang der großen Kurvatur ein Großteil des Magens reseziert (entfernt). Der verbleibende Magen hat die Form eines Schlauchs und begrenzt das Aufnahmevolumen. - Biliopankreatische Diversion (BPD) – kombinierter Eingriff mit starker Malabsorption
Die biliopankreatische Diversion verbindet eine Gastrektomie mit der Umleitung von Galle- und Pankreassaft in tiefe Dünndarmabschnitte. Dadurch wird sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die Resorption drastisch reduziert, was eine starke Gewichtsreduktion ermöglicht.
Darmoperationen
- Dickdarmentfernung (Kolektomie) – vollständige Entfernung des Kolons
Die Kolektomie (Entfernung des gesamten Dickdarms) kommt bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Tumoren oder ischämischen Prozessen (Durchblutungsstörungen) zum Einsatz. Dabei wird das gesamte Kolon entfernt, ggf. unter Stomaanlage (künstlicher Darmausgang). - Dickdarmteilentfernung (Hemikolektomie) – Entfernung eines Dickdarmabschnitts
Die Hemikolektomie (Entfernung eines Dickdarmteils) betrifft zumeist das rechte oder linke Kolon bei segmentalen Pathologien. Die Verbindung der Enden erfolgt mittels primärer Anastomose (Darmnaht). - Dünndarmteilentfernung (Dünndarmresektion) – chirurgische Resektion bei Stenosen oder Tumoren
Eine Dünndarmresektion (Entfernung eines Dünndarmabschnitts) wird bei Engstellen, Tumoren oder Ischämien notwendig. Der betroffene Darmabschnitt wird entfernt und die Passage wiederhergestellt. - Blinddarmentfernung (Appendektomie) – Standardverfahren bei akuter Appendizitis
Die Appendektomie ist ein häufiger Notfalleingriff bei Entzündung des Wurmfortsatzes. Sie erfolgt laparoskopisch oder offen und dient der Vermeidung von Perforation und Peritonitis. - Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter) – temporäre oder permanente Stuhlableitung
Die Operation dient der Stuhlumleitung bei entzündlichen, tumorösen oder postoperativen Indikationen. Sie kann schützend, überbrückend oder dauerhaft ausgelegt sein. - Künstlicher Darmausgang (Enterostoma) – operative Stomaanlage zur Darmentlastung
Ein Enterostoma (chirurgischer Darmausgang an der Bauchdecke) ist eine chirurgisch hergestellte Öffnung des Darms an der Bauchdecke. Es dient der dauerhaften oder vorübergehenden Stuhlableitung. - Stomapflege – Versorgung und Betreuung künstlicher Darmausgänge
Die fachgerechte Pflege des Stomas ist entscheidend für den Langzeiterfolg. Sie umfasst Hautschutz, Versorgungswechsel und die Schulung der Betroffenen.
Gallenwege, Leber und Pankreas
- Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie) – Standardverfahren bei symptomatischen Gallensteinen
Die laparoskopische Cholezystektomie (minimalinvasive Entfernung der Gallenblase) ist das häufigste viszeralchirurgische Routineverfahren. Sie wird bei Cholezystolithiasis (Gallensteinen), Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) oder biliärer Dyskinesie durchgeführt. - Lebertransplantation (LTx) – Organersatz bei terminaler Lebererkrankung
Die orthotope Lebertransplantation (Verpflanzung einer Spenderleber) ersetzt das erkrankte Organ durch eine Spenderleber. Sie stellt die einzige kurative Therapie bei dekompensierter Leberzirrhose dar.
Nieren- und Transplantationschirurgie
- Nierentransplantation – Organverpflanzung bei terminaler Niereninsuffizienz
Die Nierentransplantation ist das bevorzugte Verfahren zur Behandlung des terminalen Nierenversagens. Sie erfolgt meist heterotop im Beckenraum mit Anschluss an die Iliakalgefäße und die Harnblase.
Gebärmutter und Geburt
- Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) – chirurgische Entfernung des Uterus
Die Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) ist indiziert bei symptomatischen Myomen, Malignomen oder Endometriose. Sie kann vaginal, abdominal oder laparoskopisch erfolgen. - Kaiserschnitt (Sectio caesarea) – operative Geburt bei geburtshilflicher Indikation
Die Sectio (Kaiserschnitt) wird bei geburtshilflichen Risiken wie Placenta praevia (tief sitzender Mutterkuchen), fetaler Gefährdung oder vorangegangenen Kaiserschnitten durchgeführt. Der Zugang erfolgt durch die untere Uterus-Segmentinzision.
Hernienoperationen
- Operation einer Leistenhernie – Verschluss der Bruchpforte in der Leistenregion
Standard ist die spannungsfreie Versorgung mittels Netzimplantation (Einlage eines Kunststoffnetzes). Ziel ist die Wiederherstellung
der anatomischen Schichten bei minimalem Rezidivrisiko. - Operation einer Nabelhernie – Versorgung der paraumbilikalen Hernie
Die Nabelhernie (Bauchdeckenbruch am Nabel) wird bei Beschwerden oder wachsendem Bruchsack chirurgisch versorgt. Je nach Defektgröße erfolgt die Naht- oder Netzplastik. - Operation einer Hiatushernie – chirurgische Rekonstruktion des ösophagealen Zwerchfellschlitzes
Bei symptomatischer Refluxkrankheit oder paraösophagealen Hernien erfolgt die Hiatoplastik mit Fundoplikatio (Wiederherstellung des Mageneingangsverschlusses). Ziel ist die Wiederherstellung des ösophagealen Druckventils.
Weitere abdominalchirurgische Standardverfahren
- Milzentfernung (Splenektomie) – chirurgische Entfernung der Milz bei Trauma oder Erkrankung
Die Splenektomie ist bei Milzruptur, hämatologischen Erkrankungen oder Autoimmunprozessen indiziert. Der Eingriff erfolgt offen oder laparoskopisch unter Berücksichtigung der postoperativen Infektprophylaxe. - Leberpunktion – minimalinvasives Verfahren zur Gewebeentnahme oder Druckmessung
Die Leberpunktion dient der histologischen Sicherung unklarer Leberläsionen oder der Diagnostik chronischer Lebererkrankungen. Sie kann perkutane, transjuguläre oder laparoskopische Techniken umfassen.
Die Abdominalchirurgie bildet das Kerngebiet der Viszeralchirurgie (Chirurgie der inneren Organe) und erfordert höchste technische Präzision sowie individuelle Therapieentscheidungen. Die dargestellten Verfahren stellen die Grundlage dar, um spezifische Krankheitsbilder leitliniengerecht zu behandeln – eine Vertiefung erfolgt in den Einzelartikeln zu den jeweiligen Operationen.