Ohrenfluss (Otorrhoe) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Ohrenflusses (Otorrhoe) dar.
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Besteht beruflicher Kontakt zu Feuchtigkeit, Lärm, Druckschwankungen oder chemischen Substanzen (z. B. Schwimmhalle, Wäscherei, Friseure, Taucher, Flugpersonal)?
- Besteht regelmäßiger Besuch von Sauna, Schwimmbad oder Tauchaktivitäten?
Reiseanamnese
- Haben Sie in den letzten 6 Monaten Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko (z. B. für Mykosen, Tuberkulose, Parasitosen) besucht? (z. B. Tropen oder subtropische Regionen)
- Kam es während der Reise zu Wasserexposition (z. B. Schwimmen in Seen, Tauchgänge)?
- Hatten Sie dort Ohrbeschwerden oder Infektionen (z. B. Otitis media (Mittelohrentzündung), Hautausschlag)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Seit wann besteht der Ohrenfluss?
- Wie genau äußert sich der Ausfluss: klar, eitrig*, schleimig, blutig*, bröckelig, übelriechend?
- Ist der Ausfluss einseitig oder beidseitig?
- Tritt der Ausfluss dauerhaft oder nur gelegentlich auf? Gibt es auslösende Faktoren (z. B. Duschen, Druckveränderung, Kopflage)?
- Haben Sie Ohrenschmerzen? Wenn ja:
- Wo genau sitzen die Schmerzen: außen am Ohr, im Gehörgang, hinter dem Ohr oder tief im Ohr?
- Wie würden Sie den Schmerz beschreiben: stechend, drückend, pochend, brennend?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen*
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*
- Strahlt der Schmerz aus (z. B. in Kiefer, Hals, Schläfe)?
- Wann treten die Schmerzen auf? Eher nachts, beim Liegen, nach Wasserkontakt?
- Besteht der Schmerz dauerhaft oder nur episodisch?
- Haben sich Intensität und Häufigkeit des Schmerzes im Verlauf verändert?
- Welche Maßnahmen lindern oder verschlimmern den Schmerz (z. B. Wärme, Ohrentropfen, Bewegung)?
- Hören Sie auf dem betroffenen Ohr schlechter?
- Bestehen Ohrgeräusche (Tinnitus)?*
- Fällt Ihnen ein Druckgefühl oder Juckreiz im Ohr auf?
- Gab es eine vorangegangene Erkältung oder Atemwegsinfektion?
- Besteht Fieber? Wenn ja: Wie hoch und wie lange?
- Haben Sie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit bemerkt?
- Kam es gleichzeitig zu Hautveränderungen am Ohr, im Gesicht oder auf der Kopfhaut (z. B. Schuppung, Bläschen, Krusten, Juckreiz)?
- Gab es in letzter Zeit ein Trauma oder eine Manipulation am Ohr (z. B. Ohrreinigung, Sturz, Schlag)?*
- Erinnern Sie sich an ein konkretes Ereignis als Auslöser (z. B. Ohrreinigung mit Wattestäbchen, Druck beim Tauchen)?
- Fühlen Sie sich erschöpft oder abgeschlagen?
- Leiden Sie unter Nachtschweiß?*
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Bestehen Appetitlosigkeit oder ungewollter Gewichtsverlust?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Haben Sie das Gefühl, häufig Infekte zu bekommen oder schlecht zu genesen?
- Hatten Sie bereits früher Ohrenfluss oder Mittelohrentzündungen?
- Bestehen chronische Erkrankungen des Gehörgangs oder Trommelfells (z. B. chronische Otitis media, Cholesteatom (Eitergeschwür im Ohr), Ekzem)?
- Gibt es bekannte Hauterkrankungen mit Gehörgangsbeteiligung (z. B. Psoriasis (Schuppenflechte), Lichen planus)?
- Operationen:
- Wurden früher Operationen am Ohr durchgeführt (z. B. Parazentese (kleiner medizinischer Eingriff, bei dem das Trommelfell mit einer feinen Nadel oder einem kleinen Schnitt geöffnet wird), Einlage von Paukenröhrchen, Tympanoplastik (geschädigte Strukturen im Mittelohr werden wiederhergestellt))?
- Gab es Komplikationen nach diesen Eingriffen, z. B. anhaltenden Ohrenfluss?
- Tragen Sie ein Hörgerät, insbesondere mit Otoplastik, das zu Reizungen führen könnte?
- Besteht bei Ihnen eine Autoimmunerkrankung, Vaskulitis (Entzündung der Blutgefäße, z. B. Granulomatose mit Polyangiitis) oder Tuberkulose?
- Bestehen bekannte Tumorerkrankungen im HNO-Bereich (z. B. Basaliom, Plattenepithelkarzinom)?
- Gab es in der Vergangenheit bereits Herpes zoster oticus (schmerzhafte Virusinfektion im Ohr)?
Medikamentenanamnese
- Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein (z. B. Immunsuppressiva, Blutverdünner)?
- Wurden Ohrentropfen oder systemische Antibiotika verordnet? Wie lange und mit welchem Effekt?
- Haben Sie in letzter Zeit Kortisonpräparate verwendet (lokal oder systemisch)?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.