RigiScan-Messung

RigiScan-Messung (Messung nächtlicher spontaner Erektionen) ist ein nichtinvasives, funktionelles Untersuchungsverfahren aus der Urologie und Andrologie (Männerheilkunde), das zur objektiven Erfassung spontaner nächtlicher Erektionen eingesetzt wird.

Synonyme: nächtliche Tumeszenz- und Rigiditätsmessung, nächtliche penile Tumeszenz-Messung (NPT-Messung), Messung spontaner nächtlicher Erektionen, Nocturnal Penile Tumescence Monitoring.

Das Verfahren basiert auf der kontinuierlichen Aufzeichnung der Tumeszenz (Schwellung) und Rigidität (Erektionshärte) des Penis während des physiologischen Nachtschlafs. Ziel ist vor allem die Abgrenzung zwischen psychogener und organisch bedingter erektiler Dysfunktion (Erektionsstörung).

Im normalen Schlafverlauf treten beim gesunden Mann während der REM-Schlafphasen (Traumschlafphasen) mehrere spontane Erektionen auf. Das vollständige Fehlen oder eine deutliche Einschränkung dieser Erektionen weist auf eine mögliche körperliche Ursache hin.

Beurteilbare Parameter 

  • Anzahl nächtlicher Erektionen – eine normale Anzahl liegt bei mindestens drei pro Nacht
  • Dauer der Erektionen – physiologisch sind Erektionen mit mindestens zehn Minuten Dauer
  • Rigidität (Erektionshärte) – Messung der radialen Spannung am Penisschaft und an der Glans penis (Eichel)
  • Tumeszenz (Zunahme des Penisumfangs) – Verlauf der Schwellung während der Nacht
  • REM-Korrelation (Übereinstimmung mit dem Traumschlaf) – indirekter Hinweis auf den normalen physiologischen Ablauf

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Erektile Dysfunktion (ED; Erektionsstörung) – zur Unterscheidung zwischen psychogener (seelischer) und organischer (körperlicher) Ursache
  • Therapiekontrolle bei erektiler Dysfunktion – z. B. unter Phosphodiesterase-5-Hemmern oder SKIT (Schwellkörperinjektionstherapie)
  • Erweiterte Diagnostik bei Fertilitätsstörungen (Fruchtbarkeitsstörungen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Es gibt keine absoluten Ausschlusskriterien für die RigiScan-Messung. Relative Kontraindikationen sind:

  • Insomnien (Schlafstörungen) – beeinträchtigen die REM-Schlafphasen
  • Neurologische Erkrankungen mit verminderter Muskelaktivität
  • Lokale Erkrankungen des Penis wie Balanitis (Eichelentzündung) oder Phimose (Vorhautverengung)

Vor der Untersuchung

  • Erhebung der Anamnese (Krankengeschichte) – insbesondere Medikamenteneinnahme (z. B. Betablocker, Antidepressiva)
  • Einweisung in die Handhabung des Geräts
  • Verzicht auf Alkohol oder sedierende Medikamente (Beruhigungsmittel) am Abend vor der Messung
  • Messung über zwei bis drei Nächte zur Verbesserung der Aussagekraft

Das Verfahren

Das Messgerät besteht aus einem kleinen tragbaren Rekorder, der nachts getragen wird. Zwei flexible Dehnungssensoren (Messringe) werden am Penisschaft (Peniswurzel) und an der Glans penis (Eichel) angebracht. Diese Sensoren erfassen laufend den Umfang (Tumeszenz) und die Rigidität (Härte) des Penis.

  • Die Messung erfolgt während des gesamten Nachtschlafs im 30-Sekunden-Intervall.
  • Das Gerät speichert alle Messdaten für die spätere Auswertung.
  • Die Auswertung erfolgt durch die urologische Praxis oder Klinik anhand grafischer Kurven.

Ein gesunder Mann zeigt in der Regel drei bis fünf Erektionen pro Nacht mit einer Gesamtdauer von 90-120 Minuten. Ein normales nächtliches Erektionsverhalten spricht für eine psychogene Ursache, während ein vollständiges oder deutlich gestörtes Muster für eine organische Ursache der Erektionsstörung spricht.

Mögliche Befunde

  • Normale nächtliche Erektionen
    • ≥ 3 Erektionen pro Nacht
    • Dauer ≥10 Minuten
    • Rigidität ≥ 60 %
      → Hinweis auf psychogene Ursache
  • Abweichende Befunde
    • Dauer
    • Rigidität → Hinweis auf organische Ursache
  • Fragmentiertes Erektionsmuster
    • unvollständige oder unterbrochene Erektionen ohne REM-Korrelation
      → Hinweis auf Mischformen oder Schlafstörung

Nach der Untersuchung

  • Rückgabe des Geräts in der urologischen Praxis
  • Auswertung der gespeicherten Daten und Befundbesprechung
  • Einordnung im Gesamtkontext: Berücksichtigung von Hormonwerten, Medikamenten, weiteren Testergebnissen

Mögliche Komplikationen

  • lokale Hautirritationen (Hautreizungen) an den Messringen – selten
  • verminderter Schlafkomfort – kann sich auf die Messqualität auswirken
  • technisch bedingte Fehlmessungen – z. B. bei falscher Platzierung der Sensoren

Literatur

  1. Sariyildiz MA, Toruner FB, Altıntoprak F et al.: Patients’ perceptions of nocturnal erectile function assessment with the RigiScan® device. Int J Impot Res. 2024;36:495–502. https://doi.org/10.1038/s41443-024-01001-6
  2. Wang X, Li J, Zhang J et al.: A wearable adaptive penile rigidity monitoring system for continuous nocturnal tumescence and rigidity assessment. Microsyst Nanoeng. 2024;10:21. https://doi.org/10.1038/s41378-024-00721-5