Elastographie der Milz
Die Elastographie der Milz ist ein nicht-invasives (nicht eingreifendes), ultraschallbasiertes Verfahren zur quantitativen Beurteilung der Gewebesteifigkeit (Elastizität) des Milzparenchyms (Milzgewebes). Ursprünglich zur Leberfibrose-Beurteilung entwickelt, hat sich die Technik auch zur Diagnostik milzassoziierter Veränderungen – insbesondere im Rahmen portaler Hypertension (portaler Hochdruck im Pfortadersystem) – etabliert. Die Methode liefert ergänzende Informationen zur konventionellen Sonographie (Ultraschalluntersuchung) und erlaubt Rückschlüsse auf hämodynamische (durchblutungsbedingte) und strukturelle Veränderungen des Organs.
Synonyme
- Milzelastographie
- Ultraschallbasierte Elastographie der Milz
- Shear-Wave-Elastographie (SWE) der Milz
- Transiente Elastographie der Milz
Beurteilbare Strukturen
- Milzparenchym (Milzgewebe): Steifigkeitswerte in Kilopascal (kPa) zur Abschätzung portaler Druckverhältnisse
- Milzgröße: Kombination mit konventionellem Sonographiebefund zur Risikoabschätzung
- Milzhilus (Gefäßeintritt der Milz): Beurteilung von Gefäßstrukturen und hämodynamischen Veränderungen
- Milzkapsel (äußere Hülle der Milz): indirekt erkennbar bei höhergradiger Organvergrößerung
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Nicht-invasive Abschätzung des portalen Drucks – insbesondere bei Leberzirrhose (fortgeschrittener Umbau des Lebergewebes) zur Beurteilung der portalen Hypertension (portalen Hochdrucks)
- Screening und Monitoring bei chronischen Lebererkrankungen – z. B. Hepatitis B oder C
- Prognoseabschätzung bei Zirrhosepatienten – Risikoabschätzung für Ösophagusvarizen (Krampfadern der Speiseröhre)
- Evaluierung milzassoziierter Pathologien – z. B. Splenomegalie (Milzvergrößerung) unklarer Genese
- Verlaufsbeurteilung unter medikamentöser oder interventioneller Therapie – z. B. nach TIPS-Anlage (Shuntverbindung in der Leber)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine absoluten Kontraindikationen – Die Elastographie der Milz ist ein nicht-invasives, strahlenfreies Verfahren, das in der Regel ohne Risiko durchgeführt werden kann.
- Relative Kontraindikationen bzw. erschwerte Bedingungen:
- Schwere Splenomegalie (Milzvergrößerung): kann die standardisierte Platzierung des Messfensters erschweren oder zu Artefakten führen.
- Adipositas (starkes Übergewicht): kann die Schallausbreitung behindern, insbesondere bei interkostaler Durchführung.
- Aszites (Bauchwasser): insbesondere bei transabdominaler Messung, erschwert die Übertragung mechanischer Impulse.
- Interkostale Einschränkungen: enge Zwischenrippenräume oder thorakale Fehlbildungen können die Messung technisch limitieren.
- Patientenunruhe oder fehlende Kooperation: z. B. bei mangelhaft steuerbarer Atemtechnik oder motorischer Unruhe.
Vor der Untersuchung
- Nüchternheit ist für die Milzelastographie nicht zwingend erforderlich, kann aber zur besseren Schallfensterbeurteilung beitragen.
- Die Milz sollte nicht unmittelbar nach körperlicher Belastung untersucht werden, da hämodynamische Schwankungen (Durchblutungsveränderungen) die Messwerte verfälschen können.
- Die korrekte Lagerung (linksseitig oder dorsal) ist entscheidend für eine reproduzierbare und valide Messung.
Das Verfahren
Die Elastographie der Milz erfolgt je nach Gerätetyp in einer von zwei technischen Varianten:
- Shear-Wave-Elastographie (SWE):
Die SWE nutzt fokussierte Ultraschallwellen zur Erzeugung mechanischer Querwellen im Gewebe. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit dieser Wellen korreliert mit der Gewebesteifigkeit (Härte). Die Messwerte werden in Kilopascal (kPa) angegeben. - Transiente Elastographie (TE):
Die TE (z. B. mit FibroScan®) verwendet einen mechanischen Impuls, um Scherwellen zu erzeugen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit wird ebenfalls in Kilopascal erfasst. Für die Milz ist die TE jedoch technisch anspruchsvoller und weniger verbreitet als für die Leber.
Messung:
- Die Untersuchung erfolgt interkostal (zwischen den Rippen) im mittleren bis hinteren Axillarbereich (seitlicher Brustkorb).
- Es sollten mindestens 10 valide Einzelmessungen erfolgen, wobei der Interquartilsbereich < 30 % liegen sollte.
- Die Messung ist atemsynchron (am Ende der Ausatmung) durchzuführen.
Mögliche Befunde
- Erhöhte Milzsteifigkeit (> 40-50 kPa):
Hinweis auf signifikante portale Hypertension (erhöhter Blutdruck im Pfortadersystem), insbesondere bei gleichzeitiger Leberzirrhose - Korrelation mit Ösophagusvarizen (Krampfadern der Speiseröhre):
Milzsteifigkeit ist prädiktiv für das Vorliegen und die Schwere von Varizen bei Leberzirrhose - Unauffällige Werte (< 20-25 kPa):
sprechen gegen relevante portale Druckerhöhung - Technisch unzureichende Messung:
z. B. bei massiver Splenomegalie (starker Milzvergrößerung), Adipositas (starkem Übergewicht) oder ungünstigen Schallbedingungen
Nach der Untersuchung
- Die Befunde sollten immer im klinischen Kontext bewertet und mit anderen Parametern der portalen Hypertension (z. B. Thrombozytenzahl, Milzgröße, Leberelastographie) korreliert werden.
- Die Elastographiewerte sollten idealerweise in Verlaufsuntersuchungen dokumentiert werden.
Mögliche Komplikationen
- Die Milzelastographie ist ein risikoarmes und schmerzfreies Verfahren.
- In seltenen Fällen kann es zu Messfehlern oder Artefakten kommen – z. B. durch Patientenbewegung, fehlerhafte Lagerung oder interkostale Hindernisse.