Hodenentzündung (Orchitis) – Labordiagnostik

Die Orchitis (Hodenentzündung) zeigt in der Regel ein typisches klinisches Bild.

Häufig liegt die Orchitis (Hodenentzündung) in Kombination mit einer Epididymitis (Nebenhodenentzündung) vor und wird dann als Epididymoorchitis (Entzündung von Hoden und Nebenhoden) bezeichnet.

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Blut), Sediment
  • Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm) – Gewinnung per Mittelstrahlurin
    • Männer < 35 Jahren: Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae
    • Männer > 35 Jahren, insbesondere bei Miktionsstörungen (Problemen beim Wasserlassen): Enterobacterales (z. B. Escherichia coli)
  • Bakteriologie (kulturell) des Ejakulates (Samenergusses) – aerobe und anaerobe Kulturen inkl. Resistenztestung
    • Spezielle Diagnostik für Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) und Chlamydia trachomatis nur mit geeignetem Material
  • Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus Erststrahlurin – Standarddiagnostik bei Verdacht auf sexuell übertragbare Infektionen
    • Chlamydia trachomatis
    • Neisseria gonorrhoeae
    • ggf. Mycoplasma genitalium
  • PSA (Prostata-spezifisches Antigen) – nur bei Männern > 40 Jahren und nicht in der Akutphase
  • Spermiogramm (Samenanalyse) – nur bei langfristiger Infertilität (Unfruchtbarkeit) oder zur Verlaufskontrolle; nicht Bestandteil der Akutdiagnostik

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Mumps-Antikörper (IgM/IgG) – bei Verdacht auf Mumpsorchitis (Hodenentzündung durch Mumpsvirus)
  • Syphilis-Serologie (Bluttest auf Syphilis) – bei erhöhtem STI-Risiko oder klinischem Verdacht
  • Erweiterte STI-Serologie (Tests auf sexuell übertragbare Infektionen) – z. B. Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae, Mycoplasma genitalium
    • relevant bei unklaren, prolongierten oder komplizierten Verläufen
  • Molekularbiologische Diagnostik auf seltene Erreger
    • z. B. Mycobacterium tuberculosis (Tuberkulosebakterien) – bei chronischen oder therapieresistenten Verläufen
  • Hodenbiopsie (Gewebeprobe aus dem Hoden) – nur bei chronischen, asymptomatischen Entzündungsprozessen im Rahmen der Fertilitätsdiagnostik; keine nicht-invasiven Marker verfügbar

Red Flags (Warnzeichen) bei Orchitis/Epididymoorchitis

Klinik

  • Plötzlich einsetzender, starker, einseitiger Hodenschmerz – Verdacht auf Hodentorsion (Verdrehung des Hodens)
  • Fieber > 38,5 °C, schweres Krankheitsgefühl
  • Rasch zunehmende Schwellung oder starke Rötung des Skrotums (Hodensacks)
  • Hinweis auf Abszess (Eiteransammlung) oder Fluktuation
  • Ausgeprägte Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen), Harnverhalt
  • Keine klinische Besserung unter adäquater Therapie nach 48-72 Stunden

Labor

  • CRP deutlich erhöht, Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen)
  • Eiter im Urin (Pyurie) oder massiver bakterieller Nachweis
  • Blutkulturen positiv (bei Fieber oder Sepsisverdacht)