Mukoviszidose – Labordiagnostik
Für die Diagnose der Mukoviszidose nach [S2k-Leitlinie] muss mindestens ein klinischer Hinweis vorliegen und eine CFTR-Funktionsstörung nachgewiesen sein.
Neugeborenen-Screening
- In Deutschland seit dem 1. September 2016 Teil des erweiterten Neugeborenen-Screenings.
- Dreistufiges Verfahren:
- Erste Stufe – immunreaktives Trypsin (IRT)
- Zweite Stufe – Pankreatitis-assoziiertes Protein (PAP)
- Dritte Stufe – molekulargenetische Untersuchung (CFTR-Mutationsanalyse), wenn IRT und PAP erhöht sind
- Durchführung: dieselbe Blutprobe wie beim erweiterten Screening (1.-4. Lebenswoche).
- In der Schweiz erfolgt ein zweistufiges Verfahren:
- Erste Stufe – Fersenblut (Guthrie-Test, 4. Lebenstag): Messung immunreaktives Trypsinogen (IRT)
- Zweite Stufe – DNA-Screening auf CFTR-Mutationen
- Alle positiv gescreenten Kinder → Überweisung an CF-Zentrum zur Abklärung (Schweißtest, Gendiagnostik).
- Sensitivität 96,8 %, Spezifität 99,9 % (Stand 2013).
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen (zum Nachweis einer CFTR-Funktionsstörung)
- Schweißtest (mittels Pilocarpin-Iontophorese zum klinischen Nachweis der Mukoviszidose (= Pilocarpin-Iontophorese-Schweißtest); der Test wird routinemäßig beim Neugeborenen-Screening durchgeführt; Goldstandard) [im Schweiß von Mukoviszidose-Patienten wird ein im Vergleich zu gesunden Probanden erhöhter Chlorid-Ionengehalt gefunden:
- "intermediäre" Chloridwerte: 30-59 mmol/l → Nachbeobachtung bis zum 5. Lebensjahr wegen Möglichkeit einer "verzögerten" ("delayed") CF; 86 % der verzögerten CF-Diagnosen wurden bis zum zweiten Lebensjahr gestellt [1].
- ≥ 60 mmol/l und/oder ein entsprechender Gendefekt (s. u.) = Mukoviszidose-Patient (CF-Patient)]
- Molekulargenetische Untersuchung – CFTR-Mutationsanalyse (Mutationen ΔF508/F508del [40–50 % der Fälle], G542X, G551D, 621+1G>T, R553X, N1303K) bei positivem Schweißtest
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung (Nachweis einer CFTR-Funktionsstörung)
- Nasale Potenzialdifferenzmessung (NPD) – zum Nachweis einer charakteristischen Abnormität der CFTR-Funktion
- Intestinale Kurzschlussstrommessung (ICM) – ergänzend bei unklarer Diagnosekonstellation
Ausschlusskriterien einer Mukoviszidose
Die Mukoviszidose kann ausgeschlossen werden, wenn alle folgenden Kriterien erfüllt sind:
- keine erhöhten Schweißchloridwerte in mindestens 2 unabhängigen Messungen
- keine verursachenden Mutationen bei Komplettanalyse des CFTR-Gens
- unauffällige Befunde in NPD und/oder ICM
Literatur
- Groves T et al.: Long-Term Outcomes of Children with Intermediate Sweat Chloride Values in Infancy. J Pediatr 2015; online 23. März; doi: 10.1016/j.jpeds.2015.01.052
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Molekulargenetische Diagnostik der Cystischen Fibrose. Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V. Juli 2009. doi 10.1007/s11825-009-0155-x
- S2k-Leitlinie: Diagnose der Mukoviszidose. (AWMF-Registernummer: 026-023), Juni 2013 Kurzfassung Langfassung