Lebervergrößerung (Hepatomegalie) – Einleitung

Die Hepatomegalie bezeichnet die abnorme Vergrößerung der Leber, die häufig durch eine Vielzahl von Erkrankungen und Zuständen verursacht wird. Diese Vergrößerung kann bei der körperlichen Untersuchung ertastet oder mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) diagnostiziert werden.

Synonyme und ICD-10: Hepatomegalie; Leberhypertrophie; Leberschwellung; Lebervergrößerung; ICD-10-GM R16.0: Hepatomegalie, anderenorts nicht klassifiziert

Anatomie und Normwerte

Das normale Volumen der Leber steht in enger Beziehung zum Körpergewicht. Der Normbereich in der rechten Medioklavikularlinie (Linie, die senkrecht durch die Mitte des Schlüsselbeins (Clavicula) verläuft) liegt sagittal („von vorn nach hinten verlaufend“) bei ca. 12-14 cm und über dem Epigastrium (Oberbauch; Bauchregion zwischen Rippenbogen und Bauchnabel) bei 10-12 cm. Eine Messung der Lebergröße ist aufgrund der erheblichen Schwankungsbreite des Normalen nur begrenzt nützlich.

In vielen Fällen liegt gleichzeitig eine abnorme Vergrößerung der Milz vor, welche dann als Hepatosplenomegalie bezeichnet wird.

Formen der Hepatomegalie

Eine Hepatomegalie kann akut oder chronisch auftreten.

Ätiologie (Ursachen) 

Hepatomegalie kann Symptom vieler Erkrankungen sein, einschließlich:

  • Infektionen: Hepatitis (viral, bakteriell, parasitär)
  • Lebererkrankungen: Leberzirrhose (Schrumpfleber), Fettleber, Leberkarzinom, Hämatochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
  • Systemische Erkrankungen: Herzinsuffizienz (Herzschwäche), amyloide Ablagerungen
  • Metabolische Störungen: Morbus Gaucher (lysosomale Speicherkrankheiten, einer Störung des Lipidstoffwechsels), Niemann-Pick-Krankheit (Gruppe der Sphingolipidosen, die wiederum zu den lysosomalen Speicherkrankheiten gerechnet werden)
  • Toxine und Medikamente: Alkohol, bestimmte Medikamente (z. B. Amiodaron, Methotrexat)

Eine Hepatomegalie kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen"). 

Epidemiologie

Die Prävalenz und Inzidenz der Hepatomegalie sind schwer zu bestimmen, da sie oft als Symptom verschiedener Erkrankungen auftritt. Es wird jedoch häufiger bei Erwachsenen diagnostiziert, insbesondere bei denen mit Risikofaktoren wie Alkoholmissbrauch, Fettleibigkeit und viralen Hepatitis-Infektionen.

Verlauf und Prognose

Verlauf und Prognose der Hepatomegalie hängen stark von der zugrunde liegenden Ursache ab.

  • Akute Hepatomegalie: Kann schnell auftreten und ist oft reversibel, wenn die Ursache (z. B. virale Hepatitis) behandelt wird.
  • Chronische Hepatomegalie: Entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und kann zu langfristigen Komplikationen wie Leberzirrhose oder Leberversagen führen, insbesondere wenn die zugrunde liegende Erkrankung (z. B. Alkoholmissbrauch, chronische Hepatitis) nicht adäquat behandelt wird.

Prognostische Faktoren

  • Lebergröße und Wachstumsgeschwindigkeit: Rasches Wachstum kann auf malignen Prozess hinweisen.
  • Berührungsempfindlichkeit: Kann auf entzündliche oder akute Prozesse hindeuten.
  • Leberfunktion: Schwere Funktionsstörungen weisen auf fortgeschrittene Erkrankung hin.

Eine adäquate und frühzeitige Behandlung der zugrunde liegenden Ursache kann die Prognose erheblich verbessern. In fortgeschrittenen Fällen, insbesondere bei nicht-reversiblen Ursachen wie Leberzirrhose, ist die Prognose schlechter und kann eine Lebertransplantation erforderlich machen.