HLA-DQ2/DQ8-Gendiagnostik

Die HLA-DQ2/DQ8-Gendiagnostik ist ein genetischer Nachweis zur Bestimmung einer erblichen Prädisposition (Veranlagung) für Zöliakie. Bei mehr als 95 % der Patienten mit Zöliakie liegt entweder eine HLA-DQ2- oder eine HLA-DQ8-Konstellation (Erbmerkmal auf Immunzellen) vor. Der Test dient vor allem dem Ausschluss einer Zöliakie bei unklarer klinischer oder serologischer Befundlage (Laborwerte im Blut).

Synonyme

  • HLA-Typisierung bei Zöliakie
  • HLA-DQ-Genotypisierung
  • HLA-DQ2/DQ8-Nachweis

Das Verfahren

  • Benötigtes Material

    • EDTA-Blut (Blutprobe zur Erbgutanalyse)
    • alternativ: Wangenschleimhautabstrich (Abstrich von der Mundschleimhaut)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
    • Eine glutenhaltige Ernährung ist nicht notwendig (anders als bei Antikörpertests)
  • Störfaktoren
    • Verwechslung bei Probenentnahme oder Probenlagerung
    • Ungenügende Zellzahl bei Wangenschleimhautabstrichen
    • Geringe DNA-Ausbeute bei inadäquater Probennahme
  • Methode
    • PCR-basierte HLA-Typisierung (Erbgutuntersuchung mit Genverstärkung)
    • Sequenzspezifische Primer (SSP – gezielte Genabschnitte) oder Oligonukleotide (SSO – kurze DNA-Stücke)
    • Bei Bedarf: Hochauflösende HLA-Genotypisierung durch Next-Generation Sequencing (NGS – moderne DNA-Sequenzierung)

Genetische Bewertung (kein Normbereich)

HLA-Genotyp Bedeutung
HLA-DQ2 und/oder DQ8 Genetische Voraussetzung für die Entwicklung einer Zöliakie
Kein Nachweis von DQ2/DQ8 Zöliakie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen

Hinweis: Es handelt sich um eine qualitative genetische Analyse (Nachweis bestimmter Erbinformationen). Klassische Referenz- oder Normbereiche existieren nicht.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Zöliakie-Ausschlussdiagnostik bei unklarer oder negativer Serologie (Antikörpertests)
  • Abklärung bei bereits glutenfreier Ernährung
  • Unklare histologische Befunde im Dünndarm (Gewebeprobe aus dem Darm)
  • Familienscreening bei Verwandten ersten Grades von Zöliakie-Betroffenen
  • Risikostratifizierung bei genetischer Beratung (z. B. in Familien mit Zöliakie)

Interpretation

  • HLA-DQ2 oder DQ8 nachweisbar
    • Genetische Disposition (Veranlagung) gegeben
    • Aussage allein nicht beweisend für das Vorliegen einer Zöliakie
    • Weitere serologische und/oder histologische Abklärung erforderlich
  • HLA-DQ2/DQ8 nicht nachweisbar
    • Zöliakie praktisch ausgeschlossen (negativer prädiktiver Wert > 99 %)
    • Keine weiteren Zöliakie-spezifischen Tests erforderlich, wenn keine anderen Verdachtsmomente bestehen
  • Spezifische Konstellationen (optional)
    • Homozygoter DQ2.5-Genotyp (z. B. DQA105:01/DQB102:01) → erhöhtes Risiko für refraktäre Zöliakie oder Komplikationen

Weiterführende Diagnostik

  • Serologische Diagnostik
    • IgA-Transglutaminase-Antikörper (Autoantikörper gegen körpereigene Enzyme)
    • Endomysium-Antikörper (Antikörper gegen Gewebestrukturen)
    • Gesamt-IgA zur Erkennung eines IgA-Mangels (Immunschwäche)
  • Histologische Diagnostik
    • Dünndarmbiopsie (Gewebeprobe aus der Darmschleimhaut) zur Beurteilung der Schleimhautveränderungen
  • Verlaufskontrollen
    • Serologische Kontrolle unter glutenfreier Diät
    • Ernährungsberatung bei gesicherter Diagnose

Literatur

  1. Ludvigsson JF, Leffler DA, Bai JC et al.: The Oslo definitions for coeliac disease and related terms. Gut. 2013;62(1):43-52. https://doi.org/10.1136/gutjnl-2011-301346
  2. Husby S, Koletzko S, Korponay-Szabó IR et al.: ESPGHAN guidelines for diagnosing coeliac disease. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2012;54(1):136-160. https://doi.org/10.1097/MPG.0b013e31821a23d0
  3. Singh P, Arora A, Strand TA et al.: Global prevalence of celiac disease: Systematic review and meta-analysis. Clin Gastroenterol Hepatol. 2018;16(6):823-836. https://doi.org/10.1016/j.cgh.2017.06.037