Gesamt-IgA im Serum

Gesamt-IgA (Immunglobulin A) ist ein zentraler Bestandteil der humoralen Immunabwehr (Antikörper-vermittelte Abwehrreaktion). Es kommt in hoher Konzentration in Schleimhäuten sowie in sekretorischer Form in Speichel, Tränen und der gastrointestinalen Schleimhaut (Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts) vor. Die Bestimmung der Gesamt-IgA-Konzentration im Serum dient primär der Abklärung von primären Immundefekten (angeborenen Störungen des Immunsystems), entzündlichen Erkrankungen, chronischen Infektionen sowie bestimmten monoklonalen Gammopathien (krankhafte Vermehrung einer Antikörperart). Der selektive IgA-Mangel ist der häufigste angeborene Antikörpermangel in Europa.

Synonyme

  • Immunglobulin A
  • Gesamt-IgA
  • IgA-Konzentration

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    Venöses Blut (aus einer Armvene entnommenes Blutserum)
  • Vorbereitung des Patienten
    Keine spezielle Vorbereitung notwendig; die Blutentnahme kann unabhängig vom Nüchternstatus (ohne vorheriges Fasten) erfolgen
  • Störfaktoren
    • Hämolyse (Zerfall der roten Blutkörperchen), Lipämie (fettbeladenes Blut) oder bakteriell kontaminierte Proben
    • Immunsuppressiva (Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems), insbesondere Rituximab oder Cyclophosphamid, können IgA-Spiegel senken
    • Intravenöse Immunglobulingabe (Verabreichung von Antikörperkonzentraten über die Vene) kann kurzfristig zu IgA-Anstieg führen
  • Methode
    • Nephelometrie oder Turbidimetrie (Lichtstreuungsverfahren zur quantitativen Bestimmung)
    • Alternativ: ELISA oder Radialimmunodiffusion
    • Bei pathologischen Befunden ggf. Immunfixation (Laborverfahren zur Differenzierung von Eiweißveränderungen) zur Unterscheidung polyklonaler vs. monoklonaler IgA-Erhöhungen

Normbereiche (je nach Labor)

Altersgruppe Referenzbereich IgA (mg/dl)
Neugeborene < 5
1. Lebensjahr 5 - 40
1-4 Jahre 20-100
4-10 Jahre 30-200
Erwachsene 70-400

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abklärung bei V. a. selektiven IgA-Mangel (Verdacht auf einen isolierten Antikörpermangel) oder kombinierten Immundefekten (mehrfache Antikörperstörungen, z. B. CVID)
  • Ausschluss eines IgA-Mangels vor serologischer Zöliakiediagnostik (z. B. Anti-TG2-IgA – Antikörper gegen Gewebetransglutaminase)
  • Verlaufsbeurteilung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Abklärung bei chronischen Infektionen (z. B. bei gehäuften Atemwegsinfekten)
  • Diagnostik monoklonaler Gammopathien (z. B. IgA-Myelom – bösartige Erkrankung der Plasmazellen)
  • Verlaufskontrolle bei autoimmunen IgA-Nephropathien (Nierenerkrankung mit IgA-Ablagerungen)

Interpretation

  • Erhöhte Werte
    • Chronisch-entzündliche Erkrankungen (z. B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, rheumatoide Arthritis)
    • Leberzirrhose (fortgeschrittene Lebervernarbung), chronische Infektionen
    • Monoklonale Gammopathien (z. B. IgA-Myelom)
    • Autoimmunerkrankungen (krankhafte Abwehrreaktionen gegen körpereigenes Gewebe)
  • Erniedrigte Werte
    • Selektiver IgA-Mangel (angeborener isolierter Mangel an Immunglobulin A)
    • Kombinierte Immundefekte (z. B. CVID, SCID – schwere angeborene Immunschwäche)
    • Therapiebedingte Immunsuppression (z. B. Rituximab, Zytostatika)
    • Proteinverlustsyndrome (z. B. nephrotisches Syndrom – Eiweißverlust über die Nieren, exsudative Enteropathie – Eiweißverlust über den Darm)

Weiterführende Diagnostik

  • Anti-TG2-IgA und ggf. Anti-TG2-IgG (Antikörpertests bei Verdacht auf Zöliakie nach Ausschluss eines IgA-Mangels)
  • Quantitative Bestimmung weiterer Immunglobuline (z. B. IgG, IgM)
  • Immunfixationselektrophorese (spezielle Eiweißanalyse) bei Verdacht auf monoklonale IgA-Erhöhung
  • Funktionelle Testung der humoralen Immunantwort (z. B. Impfantwort auf Pneumokokkenpolysaccharide)
  • Molekulargenetische Diagnostik bei Verdacht auf primäre Immundefekte (z. B. CVID)