Eiweißanalyse im Serum: Labordiagnostische Parameter und ihre klinische Aussagekraft

Die Analyse der Eiweißfraktionen (Proteinfraktionen) im Serum stellt einen zentralen Bestandteil der Labordiagnostik dar. Sie liefert wichtige Hinweise zur Beurteilung von Ernährungsstatus, Leber- und Nierenfunktion, immunologischen Prozessen sowie entzündlichen und neoplastischen Erkrankungen (tumorbedingten Erkrankungen). Im Folgenden werden die wesentlichen Parameter der Serum-Eiweißdiagnostik vorgestellt.

Gesamteiweiß
Die Messung des Gesamteiweißes erfasst die Summe aller im Serum vorhandenen Proteine. Als Summenparameter gibt er einen Überblick über den Gesamtproteingehalt und dient als erster Orientierungswert.

  • Erhöhte Werte – können bei Dehydratation (Austrocknung), chronischer Entzündung oder monoklonalen Gammopathien (krankhafte Vermehrung bestimmter Antikörper) auftreten.
  • Erniedrigte Werte – weisen häufig auf Proteinverlust (z. B. nephrotisches Syndrom [Nierenerkrankung mit Eiweißverlust], enteropathische Eiweißverluste [Eiweißverluste über den Darm]), verminderte Synthese (z. B. Leberzirrhose [fortgeschrittene Leberschädigung]) oder Mangelernährung hin.

Albumin
Albumin ist das mengenmäßig dominierende Serumprotein und erfüllt essenzielle Funktionen: Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Drucks (Druck zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsgleichgewichts), Transport von Hormonen, Fettsäuren, Medikamenten und Bilirubin sowie antioxidative Eigenschaften.

  • Erhöhte Albuminkonzentrationen – treten selten auf und sind meist Ausdruck einer Hämokonzentration (Verdickung des Blutes).
  • Erniedrigte Konzentrationen – deuten auf Lebererkrankungen, nephrotisches Syndrom, Proteinverlustenteropathien oder Mangelernährung hin.

Globuline (Alpha-, Beta-, Gamma-Fraktionen)
Die Globuline umfassen eine heterogene Gruppe von Proteinen, die vielfältige Funktionen wie Transport, Immunantwort, Enzymhemmung und Entzündungsregulation erfüllen.

  • Alpha-Globuline – vor allem Akute-Phase-Proteine (Proteine, die bei Entzündungen vermehrt gebildet werden) und Transportproteine.
  • Beta-Globuline – Transportproteine, z. B. Transferrin, sowie Komplementfaktoren (Bestandteile des Immunsystems).
  • Gamma-Globuline – entsprechen im Wesentlichen den Immunglobulinen (Antikörper) und sind für die humorale Immunabwehr (Abwehr durch Antikörper im Blut) verantwortlich.

Eine pathologische Verschiebung der Fraktionen kann auf Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Leberpathologien (Lebererkrankungen) oder monoklonale Gammopathien hinweisen.

Eiweiß-Elektrophorese
Die Eiweiß-Elektrophorese ermöglicht die Auftrennung der Hauptproteinfraktionen (Albumin, Alpha-1-, Alpha-2-, Beta- und Gamma-Globuline). Dieses Verfahren ist ein diagnostisches Standardinstrument zur Detektion charakteristischer Muster, wie sie bei:

  • akuten und chronischen Entzündungen,
  • Lebererkrankungen,
  • Paraproteinämien (krankhafte Vermehrung einzelner Antikörper, z. B. beim multiplen Myelom),
  • und nephrotischem Syndrom auftreten.

Immunfixationselektrophorese
Die Immunfixationselektrophorese dient der spezifischen Identifizierung und Charakterisierung monoklonaler Immunglobuline (Paraproteine [krankhaft veränderte Antikörper]).

Sie stellt ein zentrales Diagnoseinstrument bei Verdacht auf:

  • monoklonale Gammopathien unklarer Signifikanz (MGUS [Vorstufe bestimmter Bluterkrankungen]),
  • multiples Myelom (Knochenmarkkrebs),
  • Morbus Waldenström (seltene Form von Blutkrebs),
  • oder andere lymphoproliferative Erkrankungen (Krankheiten mit Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen).

Quantitative Immunglobuline (IgG, IgA, IgM)
Die Bestimmung der Immunglobuline IgG, IgA und IgM erlaubt die differenzierte Beurteilung der humoralen Immunantwort.

  • Erhöhte Spiegel – können bei chronischen Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder lymphoproliferativen Erkrankungen vorliegen.
  • Erniedrigte Spiegel – deuten auf primäre oder sekundäre Immundefekte (angeborene oder erworbene Störungen der Immunabwehr) hin.