Globuline (alpha-, beta-, gamma-Globuline) im Serum

Bei den Globulinen im Serum handelt es sich um eine Gruppe von Serumproteinen mit vielfältigen biologischen Funktionen. Sie werden in der klinischen Diagnostik in Alpha-1-, Alpha-2-, Beta- und Gamma-Globuline unterteilt. Die quantitative und qualitative Bestimmung der Globuline ist ein wichtiger Marker für entzündliche, immunologische und neoplastische Erkrankungen.

Die Globuline

Globuline sind Proteine, die im Gegensatz zu Albumin eine höhere Molekülmasse aufweisen. Sie übernehmen Transportfunktionen, wirken als Enzyminhibitoren und spielen eine zentrale Rolle in der Immunantwort (Gamma-Globuline als Immunglobuline). Die Unterteilung erfolgt nach dem elektrophoretischen Wanderungsverhalten in:

  • Alpha-1-Globuline
  • Alpha-2-Globuline
  • Beta-Globuline
  • Gamma-Globuline

Wichtige Vertreter

  • Alpha-1-Globuline: Alpha-1-Antitrypsin, Alpha-1-Säure-Glykoprotein
  • Alpha-2-Globuline: Haptoglobin, Alpha-2-Makroglobulin, Ceruloplasmin
  • Beta-Globuline: Transferrin, Komplementfaktoren (C3), Beta-Lipoproteine (LDL)
  • Gamma-Globuline: Immunglobuline (IgG, IgA, IgM, IgD, IgE)

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum

Vorbereitung des Patienten

  • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich

Störfaktoren

  • Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) kann bestimmte Fraktionen falsch erhöhen
  • Lipämie kann die Elektrophorese stören
  • Akute Belastungen können durch Akute-Phase-Reaktionen Alpha-Globuline erhöhen

Normwerte

Fraktion Anteil am Gesamtprotein (%) Konzentration (g/l)
Alpha-1-Globuline 2-5 % 0,1-0,4
Alpha-2-Globuline 4-10 % 0,4-0,8
Beta-Globuline 8-15 % 0,6-1,1
Gamma-Globuline 12-22 % 0,7-1,5

Die Referenzbereiche können laborabhängig leicht variieren.

Indikationen

  • Diagnostik und Verlaufskontrolle bei Entzündungen und Infektionen
  • Abklärung von Immundefekten
  • Nachweis und Verlaufskontrolle monoklonaler Gammopathien (z. B. Multiples Myelom, Morbus Waldenström)
  • Diagnostik chronischer Lebererkrankungen
  • Abklärung von Proteinverlustsyndromen

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Alpha-1-Globuline: Akute Entzündung, Schwangerschaft
  • Alpha-2-Globuline: Akute Entzündung, nephrotisches Syndrom
  • Beta-Globuline: Eisenmangel, Cholesterinerhöhung, Lebererkrankungen
  • Gamma-Globuline:
    • Polyklonale Hypergammaglobulinämie: chronische Infektionen, Autoimmunerkrankungen
    • Monoklonale Gammopathie: Multiples Myelom, Morbus Waldenström

Interpretation erniedrigter Werte

  • Alle Fraktionen: Mangelernährung, Leberinsuffizienz, Proteinverlust
  • Gamma-Globuline: Primäre oder sekundäre Immundefekte

Differentialdiagnosen der Globulinverschiebungen

Fraktion Erhöht Erniedrigt
Alpha-1-Globuline Akute Entzündung, Schwangerschaft Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, schwere Lebererkrankung
Alpha-2-Globuline Akute Entzündung, nephrotisches Syndrom Leberzirrhose, Proteinverlustsyndrome
Beta-Globuline Eisenmangel, Cholesterinerhöhung, chronische Lebererkrankung Schwere Leberinsuffizienz, Proteinverlust
Gamma-Globuline Chronische Infektionen, Autoimmunerkrankungen, monoklonale Gammopathien Immundefekte, nephrotisches Syndrom, Eiweißverlustenteropathie

Weitere Hinweise

  • Die Serumelektrophorese ist das Standardverfahren zur Auftrennung der Globulinfraktionen.
  • Bei Erhöhung der Gamma-Globuline sollte immer eine Immunfixationselektrophorese zur Unterscheidung polyklonaler und monoklonaler Erhöhungen erfolgen.
  • Für die quantitative Bestimmung der Immunglobuline (Gamma-Globuline) werden nephelometrische oder turbidimetrische Verfahren eingesetzt.
  • Die Messung der Globuline erfolgt in der Routine meist indirekt durch die Differenzformel: Gesamtprotein – Albumin = Globuline.

Literatur

  1. Thomas L. Labor und Diagnose. 8. Auflage. TH-Books Verlagsgesellschaft; 2012.
  2. Rifai N, Horvath AR, Wittwer CT. Tietz Textbook of Clinical Chemistry and Molecular Diagnostics. 6th ed. Elsevier; 2018.