Blutgasanalyse und Lactat – Diagnostik des Säure-Basen-Haushalts und Gewebestoffwechsels

Die Blutgasanalyse (BGA) stellt ein zentrales diagnostisches Instrument zur Beurteilung des Säure-Basen-Status (Gleichgewicht von Säuren und Basen im Blut), der Ventilation (Atmung), Oxygenierung (Sauerstoffversorgung) und der metabolischen Situation (Stoffwechsellage) dar. Sie ermöglicht die Bestimmung essenzieller Parameter wie pH-Wert (Maß für den Säuregrad), Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruck (Sauerstoff- bzw. Kohlendioxidgehalt im Blut), Sauerstoffsättigung (Anteil des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins), Standardbicarbonat (HCO₃⁻, Basenpuffer) sowie Basenüberschuss (Base Excess, Maß für den Basenüberschuss im Blut). Ergänzend wird zunehmend auch Lactat (Salz der Milchsäure) als sensibler Marker für anaeroben Zellstoffwechsel (Energiegewinnung ohne Sauerstoff) und Hypoxie (Sauerstoffmangel) integriert.

Die BGA ist unverzichtbar in zahlreichen klinischen Bereichen – etwa in der Notfallmedizin, Intensivmedizin, Anästhesie, Geburtshilfe (medizinische Betreuung bei Schwangerschaft und Geburt), Sportmedizin (medizinische Betreuung von Sportlern) und bei metabolischen Entgleisungen (Störungen des Stoffwechsels). Sie dient nicht nur der akuten Therapieentscheidung, sondern auch der Verlaufskontrolle kritischer Zustände.

In der Geburtshilfe wird die Methode im Rahmen der fetalen Mikroblutuntersuchung (MBU, Blutentnahme aus der Kopfhaut des ungeborenen Kindes während der Geburt) eingesetzt, um eine kindliche Hypoxie (Sauerstoffmangel) objektiv zu erfassen und geburtshilfliche Maßnahmen gezielt zu steuern.

Dieser einleitende Fachartikel bildet die systematische Grundlage für die weiterführenden Einzelartikel:

Dabei werden sowohl die physiologischen Grundlagen (körperliche Funktionszusammenhänge), die technische Durchführung, als auch klinische Indikationen und Befundinterpretationen im Kontext der jeweiligen Anwendungssituation strukturiert dargestellt.