Rückenschmerzen – Labordiagnostik

Die Diagnose von Rückenschmerzen wird in der Regel anhand der Anamnese und der körperlichen Untersuchung gestellt. Nur bei Vorliegen von konkreten Verdachtsdiagnosen (z. B. Tumorerkrankungen, Infektionen) ist eine Labordiagnostik erforderlich.

Liegen Warnhinweise („red flags“) vor, sollen je nach Verdachtsdiagnose und Dringlichkeit weitere bildgebende oder Laboruntersuchungen und/oder Überweisungen in spezialfachärztliche Behandlung eingeleitet werden [1].

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Kleines Blutbild – bei Verdacht auf Infektion oder Anämie (Blutarmut)
  • Differentialblutbild – zur Abklärung von Infektionen (Ansteckungen) oder hämatologischen Erkrankungen (Bluterkrankungen)
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein), BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
  • Urinstatus – zur Abklärung eines Harnwegsinfekts (Blasenentzündung) als mögliche Infektionsquelle einer Spondylodiszitis (Wirbelkörperentzündung) oder Osteomyelitis (Knochenentzündung)
  • Elektrolyte – insbesondere Calcium (gesamt, ionisiert), Calcium im Urin
  • Knochenstoffwechselparameter – AP-Isoenzyme, Ostase, Desoxypyridinolin (DPD), Parathormon (PTH), PTHrP (Parathormon-related Protein)
  • Tumormarker – CEA, TPA, PSA (bei Verdacht auf Tumor/metastatische Genese (Krebserkrankung mit Tochtergeschwülsten))
  • Serumelektrophorese – bei Verdacht auf multiples Myelom (Plasmozytom, Krebserkrankung des Knochenmarks)

Tabelle: Typische Konstellationen bei Rückenschmerzen (geordnet nach klinischer Relevanz)

Ursache Typische Symptome/Befunde Laborwerte Charakteristische Befundkonstellation
Funktionelle Rückenschmerzen (nicht-spezifisch) Akute oder chronische Schmerzen, bewegungsabhängig, keine Red Flags Keine Klinisch gestellte Diagnose, fehlende pathologische Laborwerte
Degenerative Ursachen (z. B. Osteochondrose (Verschleiß der Wirbelsäule), Bandscheibendegeneration (Abnutzung der Bandscheiben)) Belastungsabhängige Schmerzen, ggf. radikuläre Symptomatik (Nervenschmerzen) Keine Bildgebung wegweisend, keine laborchemischen Veränderungen
Entzündliche Ursachen (z. B. Spondylodiszitis (Wirbelkörperentzündung), axiale Spondyloarthritis (entzündliche Wirbelsäulenerkrankung)) Fieber, Ruheschmerz, Morgensteifigkeit Kleines Blutbild, Differentialblutbild, CRP [↑], BSG [↑], Urinstatus (bei V. a. Infektionsquelle) Entzündungskonstellation mit Leukozytose und CRP/BSG [↑], ggf. Hinweis auf Harnwegsinfekt (Blasenentzündung) als Ausgangspunkt
Osteoporose (Knochenschwund) Belastungsabhängige Rückenschmerzen, Frakturen (Brüche) bei Bagatelltrauma DPD [↑], AP normal, Calcium normal DPD [↑] bei normalem Calcium und AP, klinisch Frakturen
Tumorassoziierte Ursachen (z. B. Knochenmetastasen (Tochtergeschwülste im Knochen)) Progrediente Schmerzen, Nachtschmerz, Gewichtsverlust Calcium [↑], PTH [↓], PTHrP [↑], AP [↑], DPD [↑], Tumormarker Hypercalcämie mit vermindertem PTH und erhöhtem PTHrP; Tumormarker positiv
Multiples Myelom (Plasmozytom, Krebserkrankung des Knochenmarks) Rückenschmerzen, Anämie (Blutarmut), Infektneigung (Anfälligkeit für Infektionen), Osteolysen (Knochenabbauherde) Serumelektrophorese (M-Protein), DPD [↑], Calcium [↑] CRAB-Kriterien: Hypercalcämie, Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), Anämie, Osteolysen
Morbus Paget (Knochenumbaustörung) Lokale Knochenschmerzen, Deformierungen (Verformungen) AP [↑], DPD [↑] Kombination von AP [↑] und DPD [↑] typisch
Primärer Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) Knochenschmerzen, Nephrolithiasis (Nierensteine), gastrointestinale Symptome (Magen-Darm-Beschwerden) Calcium [↑], PTH [↑], DPD [↑] Hypercalcämie mit erhöhtem PTH und DPD

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz: Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (AWMF-Registernummer: nvl-007), Dezember 2017 Kurzfassung Langfassung 
  2. S2k-Leitlinie: Spezifischer Kreuzschmerz. (AWMF-Registernummer: 187-059), April 2024 Langfassung