Hüftschmerzen (Koxalgie) – Labordiagnostik

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Kleines Blutbild – Leukozyten (weiße Blutkörperchen) [↑] bei septischer Arthritis (Gelenkentzündung durch Bakterien) oder Osteomyelitis (Knochenentzündung)
  • CRP (C-reaktives Protein) [↑] bei septischer Arthritis oder Osteomyelitis
    Beachte: Bei Säuglingen können die Entzündungsparameter selbst bei massivem Gelenkempyem (Eiteransammlung im Gelenk) unauffällig oder nur gering erhöht sein.
  • Urinstatus – bei Arthritis mit Nierenbeteiligung ggf. Proteinurie (Eiweiß im Urin) oder Hämaturie (Blut im Urin)
  • Alkalische Phosphatase (AP) [↑] – bei Verdacht auf Knochenveränderungen wie Knochenmetastasen (Tochtergeschwülste) oder Morbus Paget (Knochenumbau-Erkrankung)
  • Ggf. Rheumadiagnostik – siehe entsprechendes Krankheitsbild
  • Ggf. Borreliosediagnostik – siehe gleichnamiges Krankheitsbild
  • Hüftgelenkspunktat (Gelenkflüssigkeitsentnahme) – bei Verdacht auf entzündliche (u. U. rheumatische) oder tumoröse Prozesse (Geschwülste) sowie bei nachweisbarem Gelenkerguss (Flüssigkeitsansammlung) und erhöhten Entzündungsparametern; die Punktion muss in diesen Fällen sofort erfolgen

Beachte:

  • Bei fiebernden Kindern (Körpertemperatur > 38 °C) mit erhöhtem CRP und Leukozytose (vermehrte weiße Blutkörperchen) sowie Verdacht auf ein septisches Geschehen sind eine umgehende Röntgendiagnostik (Röntgenuntersuchung) und eine Hüftgelenkspunktion (Gelenkflüssigkeitsentnahme) erforderlich.
  • Eine Low-grade-PPI (periprothetische Infektion, Infektion im Umfeld eines Implantats) ist durch keine Laboranalyse nachweisbar!

Erweiterte laborbezogene Differentialdiagnostik bei Koxalgie (Hüftschmerz)

  • Rheumatologische Ursachen:
    • Rheumafaktor (RF) und CCP-Antikörper (cyclische Citrullinpeptid-Antikörper) – bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung)
    • ANA (antinukleäre Antikörper) – bei Verdacht auf Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen)
    • HLA-B27 – bei Verdacht auf Spondyloarthritiden (entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen, z. B. Morbus Bechterew)
    • C3, C4, Immunglobuline – zur Abklärung immunologischer Komplementaktivierung (Bestandteil des Immunsystems)
    • Ggf. Serumprotein-Elektrophorese – bei Verdacht auf chronisch-entzündliche oder paraproteinämische Erkrankungen (Veränderungen der Bluteiweiße)
  • Infektiologisch:
    • Borrelien-Serologie – bei Verdacht auf Lyme-Arthritis (Gelenkentzündung nach Zeckenbiss)
    • Chlamydien-Serologie – bei reaktiver Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung nach Infektion)
    • Parvovirus-B19-, Epstein-Barr- oder CMV-Serologie – bei postinfektiöser Arthropathie (Gelenkbeschwerden nach Virusinfektion)
  • Tumorassoziierte Ursachen:
    • Laktatdehydrogenase (LDH) [↑] – bei Tumorlyse (Zellzerfall) oder hoher Zellumsatzaktivität
    • Calcium [↑] – bei osteolytischen Knochenmetastasen (knochenauflösende Tochtergeschwülste) oder paraneoplastischer Hypercalcämie (erhöhter Calciumspiegel durch Tumorerkrankung)
    • Tumormarker – je nach Verdacht:
      • PSA (Prostataspezifisches Antigen) – bei Verdacht auf ossäre Metastasen eines Prostatakarzinoms (Prostatakrebs)
      • CA 15-3 – bei Mammakarzinom (Brustkrebs)
      • AFP (Alpha-Fetoprotein), β-HCG (Beta-Humanes Choriongonadotropin) – bei Keimzelltumoren (Tumoren der Keimzellen)
    • Alkalische Phosphatase (AP) [↑] – bei Knochenmetastasen oder Morbus Paget

Red Flags (Warnzeichen) bei Koxalgie (Hüftschmerz)

  • Akutes Fieber (> 38 °C) in Kombination mit erhöhtem CRP und Leukozytose (vermehrte weiße Blutkörperchen) → Verdacht auf septische Arthritis/Osteomyelitis (eitrige Gelenk- oder Knochenentzündung)
  • Rasch zunehmende Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit → Hinweis auf akutes entzündliches oder destruktives Gelenkgeschehen (Gewebszerstörung)
  • Nachtschmerz, Gewichtsverlust, Anämie (Blutarmut) und erhöhte LDH/AP-Werte → Hinweis auf maligne Ursache (bösartige Erkrankung wie Knochenmetastasen, Sarkom, Leukämie)
  • Positiver HLA-B27-Nachweis bei rezidivierender Koxalgie → Verdacht auf Spondyloarthritis (entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule, z. B. Morbus Bechterew)
  • Proteinurie (Eiweiß im Urin) oder Hämaturie (Blut im Urin) → Hinweis auf systemische Autoimmunerkrankung (z. B. Lupus erythematodes)
  • Schmerzen nach Endoprothetik (Gelenkersatz) mit unauffälligen Entzündungsparametern → mögliche Low-grade-PPI (periprothetische Infektion, Infektion im Umfeld eines Implantats)