Beinschmerzen – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • D-Dimere – Akutdiagnostik bei Verdacht auf frische Venenthrombose (Blutgerinnsel in der Vene) oder Lungenembolie (Verschluss einer Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel) (siehe auch unter „Körperliche Untersuchung“: Wells-Score zur Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer tiefen Venenthrombose [TVT])
  • Kleines Blutbild – zur Beurteilung von Anämie (Blutarmut), Infektion, Entzündung oder paraneoplastischen Prozessen (durch Tumoren bedingte Begleiterscheinungen)
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑] – Hinweis auf akute oder chronische Entzündungsprozesse (z. B. Infektionen, Myositiden [Muskelerkrankungen], rheumatologische Erkrankungen [Autoimmunerkrankungen des Bewegungsapparates])
  • Elektrolyte – Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphat – zur Abklärung metabolischer Ursachen (z. B. Hypocalcämie [zu niedriger Calciumspiegel] bei Muskelkrämpfen, Hypercalcämie [zu hoher Calciumspiegel] bei ossären Metastasen [Knochenmetastasen])
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin – zur Beurteilung der renalen Funktion (Nierenfunktion), insbesondere vor Kontrastmittelgabe oder bei systemischer Erkrankung
  • Blutzucker (Glucose) – zur Abklärung einer diabetischen Stoffwechsellage (Zuckerstoffwechselstörung) (z. B. diabetische Polyneuropathie [Nervenschädigung], Mikroangiopathie [Schädigung kleiner Blutgefäße])

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Creatinkinase (CK, Isoenzym CK-MM) [↑] – wichtigster Parameter bei Verdacht auf Myopathien (Muskelerkrankungen) (Polymyositis, Dermatomyositis, infektiöse Myositiden [Muskelerkrankungen]); Anstieg auch physiologisch nach Muskelarbeit (z. B. Sport, körperliche Belastung, i. m. Injektionen [Spritzen in den Muskel])
    • Bei Statintherapie (Cholesterinsenkung): Absetzen bei CK > 10-fach der Norm, engmaschige Kontrolle bei 4–5-facher Erhöhung
  • Laktatdehydrogenase (LDH) [↑] – unspezifischer Marker für Gewebsnekrosen (Zelluntergang), Tumorprogression (Tumorwachstum) oder Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen)
  • Alkalische Phosphatase (AP) [↑] und Calcium [↑] – bei Verdacht auf ossäre Metastasen (Knochenmetastasen) oder paraneoplastische Hypercalcämie (tumorbedingte Erhöhung des Calciumspiegels)
  • Rheumafaktor (RF) und Anti-Citrullin-Antikörper (Anti-CCP, ACPA) – bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung); Anti-CCP zeigt höchste Spezifität (≈ 96 %) und Sensitivität (≈ 75 %) und kann bereits im Frühstadium positiv sein
    • Positiver Anti-CCP-Nachweis gilt als starker Hinweis auf eine rheumatoide Arthritis, insbesondere bei seronegativen Verläufen (ohne Rheumafaktor-Nachweis)
  • Autoantikörper-Screening – ANA (antinukleäre Antikörper), ENA (extrahierbare nukleäre Antigene), ggf. Myositis-spezifische Antikörper (Mi-2, SRP, Jo-1) zur Abklärung entzündlich-rheumatischer oder autoimmuner Myopathien (Muskelerkrankungen)
  • Lipidprofil – Gesamtcholesterin, LDL-, HDL-Cholesterin, Triglyceride – zur Abklärung einer Hyperlipidämie (Fettstoffwechselstörung) bei Verdacht auf periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK; Durchblutungsstörung der Beine)
  • HbA1c – zur Langzeitbewertung des Glucosestoffwechsels (Zuckerstoffwechsels) (diabetische Angio- oder Polyneuropathie [Gefäß- oder Nervenschädigung bei Diabetes])
  • Tumormarker (bei klinischem Verdacht auf Malignom [bösartige Tumorerkrankung]) – z. B. PSA (Prostatakarzinom [Prostatakrebs]), CEA (kolorektales Karzinom [Darmkrebs]), CA 15-3 (Mammakarzinom [Brustkrebs])
  • Gerinnungsparameter – Quick/INR, aPTT, Fibrinogen – zur Beurteilung der Gerinnungsaktivität bei Verdacht auf disseminierte intravasale Gerinnung (pathologische Blutgerinnung im Gefäßsystem) oder prothrombotische Zustände (Neigung zu Blutgerinnseln)
  • Harnsäure [↑] – bei Verdacht auf Gicht oder Gichtarthritis (Gelenkentzündung durch Harnsäurekristalle; häufig schmerzhafte Beteiligung der unteren Extremitäten)

Red Flags (Warnzeichen) bei Beinschmerzen

  • Akute einseitige Schwellung, Überwärmung und Schmerz – Verdacht auf tiefe Venenthrombose (TVT; Blutgerinnsel in der tiefen Beinvene)
    • Labor: D-Dimere [↑], ggf. Fibrinogen [↑], Gerinnungsparameter (Quick/INR, aPTT) zur Beurteilung der Koagulationslage (Blutgerinnung)
  • Plötzliche, starke Schmerzen mit Blässe, Pulslosigkeit und Kältegefühl – Verdacht auf akute arterielle Ischämie (plötzlicher Gefäßverschluss)
    • Labor: Creatinkinase (CK) [↑], Lactat [↑], ggf. LDH [↑] (Gewebsuntergang)
  • Rascher Spannungsanstieg und Ruheschmerz des Unterschenkels nach Trauma oder Reperfusion (Wiederherstellung der Durchblutung) – Verdacht auf Kompartmentsyndrom (Drucksteigerung in der Muskelloge)
    • Labor: CK [↑↑] (häufig > 10-fach), Myoglobin [↑], Kreatinin [↑] (bei begleitender Rhabdomyolyse [Muskelzerfall]), Kalium [↑]
  • Anhaltende Schmerzen, insbesondere bei Nachtschmerz und tastbarer Resistenz – Verdacht auf maligne Knochentumoren (bösartige Knochenerkrankungen) oder Metastasen (Tochtergeschwülste)
    • Labor: Calcium [↑], alkalische Phosphatase (AP) [↑], LDH [↑], ggf. spezifische Tumormarker (z. B. PSA, CEA, CA 15-3)
  • Schmerzen mit systemischen Symptomen (Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß) – Verdacht auf infektiöse oder entzündlich-rheumatische Systemerkrankung (Autoimmun- oder Infektionskrankheit)
    • Labor: CRP (C-reaktives Protein) [↑], BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑], Rheumafaktor (RF), Anti-Citrullin-Antikörper (Anti-CCP), ANA/ENA-Profil
  • Neu auftretende Beinschmerzen bei bekannter Krebserkrankung – Verdacht auf Metastasierung (Tumorabsiedlung), paraneoplastisches Syndrom (tumorbedingte Begleiterscheinung) oder Thrombose (Blutgerinnsel)
    • Labor: D-Dimere [↑], Calcium [↑], AP [↑], LDH [↑], ggf. spezifische Tumormarker