Staphylokokken – Einleitung

Bei Staphylokokken (Staphylococcus; ICD-10-GM A49.0: Staphylokokkeninfektion nicht näher bezeichneter Lokalisation) handelt es sich um grampositive, katalasepositive Kokken, die mikroskopisch als Paare, als kurze Ketten oder als unregelmäßige Anhäufung auftreten.

Es hat sich die Einteilung der Gattung Staphylococcus nach der Koagulase-Reaktion bewährt:

  • Koagulasepositive Staphylokokken
    • Staphylococcus aureus (vollständig: Staphylococcus aureus subsp. aureus; S. aureus)
    • Staphylococcus agnetis* (koagulasevariabel)
    • Staphylococcus aureus subsp. anaerobius*
    • Staphylococcus delphini*
    • Staphylococcus hyicus* (koagulasevariabel)
    • Staphylococcus intermedius* (selten – insb. nach Hundebissen – auch bei menschlichen Wundinfektionen)
    • Staphylococcus lutrae*
    • Staphylococcus pseudintermedius*
    • Staphylococcus schleiferi subsp. coagulans*
  • Koagulasenegative Staphylokokken**
    • Staphylococcus epidermidis
    • Staphylococcus haemolyticus
    • Staphylococcus lugdunensis
    • Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus

*Nachweis bisher ausschließlich bei Tieren bzw. nur sehr selten im Zusammenhang mit Infektionen bei Menschen
**Besiedler der Haut- und Schleimhäute ohne Krankheitsbedeutung; bei immunsupprimierten Patienten allerdings von Bedeutung.

Staphylokokken sind die häufigsten Erreger von Bakteriämien (Auftreten von Bakterien im Blut in sehr großer Anzahl).

Staphylococcus aureus-Stämme können als Superantigene das Toxic Shock Syndrome Toxin-1 (TSST-1; etwa 5-20 % aller Isolate) und Staphylokokken-Enterotoxine bilden [2].

Antibiotikaresistenz: Eine Resistenz gegen β-Laktamase-empfindliche Penicilline (Benzylpenicillin als Testsubstanz) ist weit verbreitet (70-80 % aller Isolate). Resistenz gegen andere Antibiotika tritt häufig als Mehrfachresistenz auf, dabei überwiegend bei Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Sie sind Verursacher von nosokomialen Infektionen (Krankenhausinfektionen) [1].
Inzwischen sind auch drei Varianten des multiresistenten Staphylococcus epidermidis (S. epidermidis) bekannt geworden [3].

Erregerreservoir für S. aureus ist der Mensch, aber auch Tiere können betroffen sein. Beim Menschen ist bevorzugt der Nasen-Rachen-Raum besiedelt [2].
Für MRSA sind Menschen die Keimträger (erkrankt oder klinisch gesund), selten Haustiere (Hunde, Katzen, Pferde, Schweine).
Jeder vierte Patient trug bei der Aufnahme in eine US-amerikanische Reha-Einrichtung multiresistente Erreger (MRE) auf den Händen [5].

Vorkommen: MRSA sind weltweit verbreitet. 

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt für S. aureus wie auch für MRSA-Stämme vom betroffenen Patienten selbst (endogene Infektionen), oder exogen von anderen Menschen oder Tieren bzw. über die unbelebte Umgebung (z. B. gemeinsam benutzte Badetücher). Im Krankenhaus erfolgt die Übertragung durch die Hände, zum Beispiel des Pflege-unärztlichen Personals.
Beachte: Bei nasaler Besiedlung kann sich der Erreger ausgehend vom Vestibulum nasi, dem eigentlichen Reservoir für
 S. aureus, auf andere Bereiche der Haut (u. a. Hände, Axilla, Perinealregion) und Schleimhäute (z. B. Rachen) ausbreiten [2].

Der Eintritt der Erreger erfolgt abhängig von der Art der Erreger enteral, parenteral, d. h. hierbei, er gelangt auf zahlreichen Wegen in den Körper: über die Haut (perkutane Infektion), über die Schleimhäute (permuköse Infektion), über die Atemwege (Inhalationsinfektion), über den Harntrakt (urogenitale Infektion) oder genital (über die Geschlechtsorgane in das Blut; genitale Infektion).

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt bei Intoxikationen mit oral aufgenommenen Staphylokokkentoxinen wenige Stunden (etwa 2-6 Stunden), bei Infektionen 4-10 Tage. 
Beachte: Bei Besiedlung von Personen kann eine endogene Infektion auch Monate nach der initialen Kolonisation entstehen.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) multiresistenter Keime beträgt ca. 5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Die Dauer der Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht insbesondere während der Dauer klinisch manifester Symptome.
Beachte: Auch von klinisch gesunden Personen mit einer Staphylokokken-Besiedlung können Erreger übertragen werden.

Die Erkrankung führt nicht zu einer Immunität.

Verlauf und Prognose: Verlauf und Prognose einer Staphylokokken-Krankheit ist u. a. abhängig von der Lokalisation der Infektion und der Immunitätlage des Patienten.
Viele MRSA-Übertragungen bleiben unbemerkt, wodurch die weitere Verbreitung des Erregers begünstigt wird. Wird der Erreger MRSA nachgewiesen, sollte mit einer Sanierung begonnen werden. Wenn die beiden Kontrollabstriche (der erste wird nach 3-6 Monaten durchgeführt und der zweite nach 12 Monaten) negativ sind, gilt der Patient als saniert.

Die geschätzte Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt in Europa 25.000 Todesfälle wg. Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern im Jahr basierend auf Zahlen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA).

Für multiresistente Keime besteht eine Meldepflicht (Gesundheitsamt). 

Literatur

  1. Cao J et al.: Multidrug-Resistant Organisms on Patients’ Hands. : A Missed Opportunity. JAMA Intern Med 2016; online 14. März 2016. doi:10.1001/jamainternmed.2016.0142
  2. Infektionsschutz, RKI-Ratgeber: Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA, Stand 2018
  3. Lee JYH et al.: Global spread of three multidrug-resistant lineages of Staphylococcus epidermidis. Nature Microbiology 2018;3:1175-1185

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 1: Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 053-034a), November 2013 Springer Link
  2. S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie. (AWMF-Registernummer: 053-034b), November 2013 Springer Link
  3. S1-Leitlinie: MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 3: Altenpflegeheime. (AWMF-Registernummer: 053-034c), November 2013 Springer Link
  4. Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene: Maßnahmenplan für multiresistente gramnegative Erreger (MRGN) in Gesundheits-/Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Hyg Med 2016; 41 – 4