Hautpilzerkrankung (Tinea; Dermatophytose) – Labordiagnostik
Die Diagnose der Tinea (Hautpilzinfektion) wird primär klinisch (durch ärztliche Untersuchung) gestellt und mykologisch (Pilzdiagnostik) gesichert. Systemische Laborparameter sind nicht Bestandteil der obligaten Diagnostik. Die Labordiagnostik erfolgt daher ausschließlich im Rahmen der differentialdiagnostischen Abklärung (Abgrenzung von anderen Erkrankungen).
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Vorgeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Mykologische Untersuchung (Pilzuntersuchung) (mikroskopisch und ggf. kulturell) von Material aus dem Randbereich schuppender Herde, Hautgeschabsel, Nagelmaterial etc. mittels sterilen Instrumentariums (z. B. Skalpell, scharfer Löffel, Schere, Pinzette)
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion) (Gen-Nachweis von Erregern) – bei unklaren oder rasch klärungsbedürftigen Fällen; hohe Sensitivität und Spezifität; sinnvoll bei negativen Kulturen trotz klinischem Verdacht
- Histologische Untersuchung (feingewebliche Untersuchung) – bei atypischen, unklaren oder therapieresistenten Befunden; Nachweis hyphaler Strukturen in PAS-Färbung
- Serologische Diagnostik (Antikörperdiagnostik) – nur bei Verdacht auf tiefe Mykosen oder disseminierte Dermatophytosen (extrem selten; v. a. bei Immunsuppression (Abwehrschwäche))
- Bakteriologische Diagnostik (Bakterienuntersuchung) – bei Verdacht auf bakterielle Superinfektion (Zusatzinfektion) (z. B. Streptokokken, Staphylokokken); Abstrich und kultureller Erregernachweis
- Candida-Diagnostik (Nachweis von Hefepilzen) (mikroskopisch, kulturell, PCR) – zur Abgrenzung gegen kutane Kandidosen (Hefepilzinfektionen) mit klinischer Überschneidung
- Wood-Licht-Untersuchung (UV-Licht-Diagnostik) – zur Abgrenzung von Erythrasma (bakterielle Hautinfektion durch Corynebacterium minutissimum) mit charakteristischer rötlich-oranger Fluoreszenz
Red Flags (Warnzeichen) bei Tinea
- Ausgedehnte oder disseminierte Hautveränderungen (Hautveränderungen am ganzen Körper) mit rascher Ausbreitung
- Schwere Entzündungsreaktionen (starke Hautentzündung) mit bullösen oder tief infiltrierenden Anteilen
- Befall großer Hautareale bei Immunsuppression (Abwehrschwäche) (z. B. systemische Therapie, HIV-Infektion, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) mit schlechter Stoffwechseleinstellung)
- Therapierefraktäre Veränderungen (nicht ansprechende Hautveränderungen) trotz leitliniengerechter antimykotischer Therapie
- Klinischer Verdacht auf Tinea capitis (Pilzbefall der Kopfhaut) mit ausgeprägter Entzündung (Kerion Celsi (stark entzündeter Haarfollikelabszess))
- Hinweise auf eine tiefe Mykose (tiefer liegende Pilzinfektion) oder Organbeteiligung (selten)