Impfungen in der Schwangerschaft und Stillperiode

Die Impfberatung ist ein wesentlicher Bestandteil der Betreuung von Frauen mit Kinderwunsch, während der Schwangerschaft und in der Stillperiode. Ziel ist es, Infektionskrankheiten vorzubeugen, die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen und Komplikationen zu vermeiden.

Vor der Schwangerschaft sollte der Impfstatus überprüft und gegebenenfalls vervollständigt werden. Frauen mit Kinderwunsch müssen über empfohlene und kontraindizierte Impfungen aufgeklärt werden. Während der Schwangerschaft werden nur ausgewählte Impfungen durchgeführt, die für Mutter und Fetus sicher sind. In der Stillzeit sind nahezu alle Impfungen möglich, mit wenigen Ausnahmen.

Viruserkrankungen und erforderliche Maßnahmen zur Klärung des Immunstatus

Nicht fett: impfpräventable Infektionen
Fett: nicht impfpräventable Infektionen

Erkrankung / Virus Vor der Schwangerschaft Während der Schwangerschaft
Hepatitis B / Hepatitis-B-Virus Impfstatus / Impfung Impfstatus / Impfung
Influenza (Grippe)/ Virusgrippe / Influenzavirus Impfstatus / Impfung (ab dem 2. Trimenon mit inaktiviertem quadrivalentem Impfstoff, STIKO)
Masern / Masernvirus Impfstatus / Impfung Impfstatus / Infektionsstatus bei Symptomen
Mumps / Mumpsvirus Impfstatus / Impfung Impfstatus / Infektionsstatus bei Symptomen
Keuchhusten / Pertussis Impfstatus / Impfung Impfstatus / Impfung (Tdap in jeder Schwangerschaft, 28.–32. SSW)
Röteln / Rubellavirus Impfstatus / Impfung Impfstatus / Infektionsstatus bei Symptomen
Windpocken / Varizella-Zoster-Virus Impfstatus / Infektionsstatus / Impfung Impfstatus / Infektionsstatus bei Symptomen
AIDS / HIV Infektionsstatus (Screening)
Cytomegalie / CMV Infektionsstatus bei Symptomen oder Kontakt
Toxoplasmose / Toxoplasma gondii Infektionsstatus bei klinischem Verdacht
Weitere nicht impfpräventable Viren Infektionsstatus bei Symptomen oder Kontakt

Antikörperbestimmung während der Schwangerschaft

Die Bestimmung von Antikörpern wird für folgende Infektionen empfohlen:

  • Hepatitis B
  • Röteln
  • Varizellen

Beachte: Bei erhöhtem Expositionsrisiko für Hepatitis B wird die Bestimmung des HBsAg bereits vor oder zu Beginn der Schwangerschaft empfohlen.
Hinweis: Bei HBV-DNA > 10⁷ IU/ml sollte eine antivirale Therapie erfolgen, um die vertikale Transmission zu verhindern.

Passive Immunisierung während der Schwangerschaft

Passive Immunisierungen mit Immunglobulinen sind möglich bei:

  • FSME
  • Hepatitis A und B
  • Mumps
  • Röteln
  • Varizellen (bei seronegativen Schwangeren innerhalb von 96 Stunden nach Kontakt)

Für COVID-19 gibt es keine spezifische passive Immunisierung.

Impfungen vor der Schwangerschaft

Frauen sollten vor einer geplanten Schwangerschaft vollständig gegen folgende Infektionen geschützt sein:

  • Diphtherie
  • Tetanus
  • Poliomyelitis
  • Pertussis
  • Hepatitis B
  • Masern, Mumps, Röteln (MMR)
  • Varizellen (mindestens drei Monate vor Konzeption bei seronegativen Frauen)
  • HPV (möglichst vor Eintritt der Schwangerschaft)
  • Pneumokokken und Meningokokken bei Risikokonstellationen
  • Gelbfieber (nur bei Reisen in Endemiegebiete)

Impfungen während der Schwangerschaft

Sicher empfohlene Impfungen (Totimpfstoffe)

  • Influenza – empfohlen ab dem 2. Trimenon, bei Risikopatientinnen ggf. früher
  • Pertussis (Tdap) – empfohlen in jeder Schwangerschaft (28.-32. SSW)
  • COVID-19 – empfohlen ab dem 2. Trimenon
  • Hepatitis A und B, Poliomyelitis, Pneumokokken, Diphtherie, Tetanus – bei entsprechender Indikation jederzeit möglich

Relativ kontraindiziert (nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung)

  • Cholera
  • FSME
  • Gelbfieber
  • Japanische Enzephalitis
  • Meningokokken (außer Serogruppe C bei Indikation)
  • Typhus (oral, parenteral)

Kontraindiziert (Lebendimpfstoffe)

  • Masern, Mumps, Röteln (MMR)
  • Varizellen
  • Oraler Typhus
  • Gelbfieber (nur in extremen Ausnahmefällen unter strenger Abwägung)

Hinweis: Nach versehentlicher Lebendimpfung besteht keine Indikation zum Schwangerschaftsabbruch.

Impfungen in der Stillzeit

  • Alle Totimpfstoffe sind in der Stillzeit zugelassen.
  • Lebendimpfstoffe (z. B. MMR, Varizellen) können nach der Geburt verabreicht werden.
  • Gelbfieber-Impfung ist kontraindiziert, da vereinzelt Fälle einer Meningoenzephalitis beim gestillten Säugling beschrieben wurden.

Übersicht: Impfungen während der Schwangerschaft – gegliedert nach Trimenon

Impfstoff 1. Trimenon (1.-12. SSW) 2. Trimenon (13.-27. SSW) 3. Trimenon (28.-40. SSW)
Masern (L)
Mumps (L)
Röteln (L)
Varizellen (L)
Gelbfieber (L)
Poliomyelitis (T) +* + +
Influenza (T) +** + +
Pertussis (Tdap, T) +* + +
Tetanus (T) +* + +
Diphtherie (T) +* + +
Hepatitis A/B (T) (bei Exposition) + +
Pneumokokken (T) (bei Risiko) + +
FSME (T) (bei Reisen) (bei Reisen) (bei Reisen)
Cholera (T) (bei Reisen) (bei Reisen) (bei Reisen)
Typhus (T) (bei Reisen) (bei Reisen) (bei Reisen)
Meningokokken (T) (bei Risiko) (bei Risiko) (bei Risiko)

* Bei Risikokonstellationen auch im 1. Trimenon möglich
** Influenza bei Risikopatientinnen ggf. auch im 1. Trimenon indiziert

Literatur

  1. Robert Koch Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung