Knötchenflechte (Lichen ruber planus) – Labordiagnostik
Der Lichen ruber planus (Knötchenflechte) ist eine chronisch-entzündliche, immunvermittelte Hauterkrankung, die Haut, Schleimhäute, Nägel und Haare betreffen kann. Die Labordiagnostik dient primär dem Ausschluss assoziierter Erkrankungen (vor allem Virushepatitiden) und differentialdiagnostischen Abklärungen bei atypischen oder generalisierten Verläufen.
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – zur Erfassung von Entzündungszeichen, Anämie (Blutarmut) oder hämatologischen Begleiterkrankungen (Bluterkrankungen)
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) – meist normal, bei ausgeprägtem Verlauf gegebenenfalls leicht erhöht
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin – zur Erfassung möglicher Leberbeteiligung oder Virushepatitis (Leberentzündung)
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, gegebenenfalls Cystatin C – vor systemischer Therapie mit potenziell nierenschädigenden Substanzen (zum Beispiel Ciclosporin)
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Hepatitis-Serologie – Anti-HCV, HCV-RNA, Anti-HBs, HBsAg, Anti-HBc – bei allen Patienten mit generalisiertem oder erosivem Lichen ruber planus, insbesondere oral (Mund) oder genital (Genitalbereich) lokalisiert (starke Assoziation mit Hepatitis C)
- Autoantikörper-Diagnostik – ANA (antinukleäre Antikörper) bei Verdacht auf autoimmune Begleiterkrankung (Autoimmunerkrankung); AMA (antimitochondriale Antikörper), SMA (glatte Muskel-Antikörper) bei Verdacht auf Autoimmunhepatitis (Autoimmun-Leberentzündung)
- Blutzucker (Glucose) und HbA1c – bei chronischen oder therapieresistenten Verläufen (Assoziation mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit))
- Ferritin, Eisen, Transferrin-Sättigung – zur Abklärung bei Erosionen (oberflächlichen Gewebedefekten) oder Schleimhautbeteiligung (Differentialdiagnose: Eisenmangel-bedingte Glossitis (Zungenentzündung), Plummer-Vinson-Syndrom)
- Vitamin B12 und Folsäure – bei oraler oder genitaler Schleimhautbeteiligung (Differentialdiagnose: aphthöse Stomatitis (Aphthen), Zungenatrophie (Rückbildung der Zungenschleimhaut))
- HIV-Test (Antikörper/Antigen-Kombinationstest) – bei generalisierten, therapieresistenten oder atypischen Verläufen
- Lipidprofil – Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride – bei Langzeittherapie mit Retinoiden oder Ciclosporin erforderlich
Hinweise zur erweiterten Diagnostik
- Biopsie mit histopathologischer Untersuchung (Gewebeuntersuchung unter dem Mikroskop) – bei unklaren, therapieresistenten oder atypischen Läsionen (Nachweis des charakteristischen bandförmigen lymphozytären Infiltrats (Ansammlung von Lymphozyten))
- Direkte Immunfluoreszenz – in Zweifelsfällen zur Abgrenzung von Autoimmunblisterkrankungen (Autoimmunerkrankungen mit Blasenbildung, zum Beispiel Lupus erythematodes (Bindegewebserkrankung), bullöses Pemphigoid (blasenbildende Hauterkrankung))
Red Flags (Warnzeichen) bei Lichen ruber planus (Knötchenflechte)
- Erosiver oraler oder genitaler Lichen ruber planus (Knötchenflechte der Mund- oder Genitalschleimhaut) – Risiko einer malignen Transformation (bösartige Zellveränderung, Plattenepithelkarzinom (Hautkrebsform))
- Schnelle Zunahme der Hautveränderungen oder Schleimhauterosionen (Gewebedefekte)
- Leberfunktionsstörung (gestörte Leberfunktion) oder positive Hepatitis-Serologie (Hinweis auf Virushepatitis)
- Starke Schmerzen oder ausgedehnte Schleimhautulzerationen (tiefe Schleimhautdefekte)