Hirntumoren – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf Hirntumoren hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen Hirntumor und werden oft zuerst bemerkt:
- Kopfschmerzen (Cephalgie): Neu aufgetretene, ungewohnte Kopfschmerzen, insbesondere nachts und in den frühen Morgenstunden (2-8 % der Fälle)
 - Epileptische Anfälle: Häufig das erste Symptom bei Hirnmetastasen sind
 - Bewusstseinsstörungen: Veränderungen des Bewusstseins, z. B. Verwirrtheit oder Schläfrigkeit
 
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Hirntumoren:
- Veränderungen im Verhalten oder Wesen
 - Übelkeit (Nausea) und Erbrechen: Treten besonders morgens auf
 - Gangstörungen oder Koordinationsprobleme
 - Intellektueller Abbau und Konzentrationsstörungen
 - Sprachstörungen: Z. B. Aphasie (Sprachlosigkeit) oder plötzliches Stottern
 
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Atemstörungen: Können sich in unregelmäßiger oder erschwerter Atmung äußern
 - Riechstörungen (Dysosmie)
 - Schwindel (Vertigo): Kann zu Unsicherheit beim Gehen oder Stehen führen
 - Kreislaufstörungen
 - Müdigkeit und Antriebslosigkeit
 - Paresen (Lähmungen) und Sensibilitätsstörungen: Führe zu Schwäche oder Taubheit in den Extremitäten
 - Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Flackern oder Doppeltsehen (Diplopie)
 
Allgemeine Hirndruckzeichen
- Cephalgie (Kopfschmerzen): Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom bei erhöhtem Hirndruck. Sie können in ihrer Intensität und Lokalisation variieren, treten jedoch oft besonders morgens auf.
 - (Morgendliche) Nausea/Nüchternerbrechen: Übelkeit und Erbrechen, die vor allem am Morgen oder auf nüchternen Magen auftreten, sind typische Anzeichen eines erhöhten Hirndrucks.
 - Papillenödem (Stauungspapille): Ein Papillenödem, oft beidseitig, entsteht durch den erhöhten Druck im Schädel, der zu einer Schwellung des Sehnervenkopfes führt. Dies kann zu Sehstörungen wie verschwommenem Sehen, Gesichtsfeldausfällen oder Doppelbildern führen.
 - Bewusstseinsveränderungen: Änderungen im Bewusstseinszustand, wie Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder sogar Bewusstlosigkeit, sind wichtige Hinweise auf einen erhöhten Hirndruck.
 - Fokale oder generalisierte Krampfanfälle: Krampfanfälle, die entweder fokal (ein bestimmter Körperteil betreffend) oder generalisiert (den ganzen Körper betreffend) auftreten, können ein weiteres Zeichen für erhöhten Hirndruck sein.
Krampfanfälle treten gehäuft bei niedrigmalignen Gliomen auf. 
Beachte: Als Hinweis für einen malignen (bösartigen) Hirntumor gelten die schnelle Zunahme klinischer Symptome sowie eine Liquorzirkulationsstörung. Treten die Symptome schlagartig auf, kann dieses durch Tumoreinblutungen bedingt sein.
Akute Hirndruckzeichen
- Starke (v. a.) nächtliche oder morgendliche Kopfschmerzen: Kopfschmerzen, die vor allem nachts oder morgens auftreten, sind typisch für erhöhten Hirndruck. Sie entstehen durch die vermehrte Hirnwasseransammlung (Liquor) und die liegende Position, die den Abfluss erschwert.
 - (Morgendliche) Nausea (Übelkeit)/Nüchternerbrechen: Erhöhter Hirndruck kann Übelkeit und Erbrechen verursachen, oft unabhängig von der Nahrungsaufnahme (Nüchternerbrechen), besonders am Morgen.
 - Meningismus (Nackensteifigkeit): Dies kann ein Hinweis auf eine Reizung der Hirnhäute sein, die ebenfalls bei erhöhtem Hirndruck auftreten kann, insbesondere wenn der Druck stark ansteigt.
 - Zunehmende Vigilanzminderung (Minderung der Wachsamkeit): Eine Abnahme der Wachsamkeit oder das Nachlassen der Bewusstseinsklarheit ist ein ernstes Zeichen für erhöhten Hirndruck, der die Hirnfunktion beeinträchtigen kann.
 
Chronische Hirndruckzeichen
- Chronische Kopfschmerzen: Anhaltender, dumpfer Kopfschmerz ist ein häufiges Symptom bei chronisch erhöhtem Hirndruck.
 - Konzentrationsschwierigkeiten/Wesensänderungen: Langfristiger Hirndruck kann zu kognitiven Veränderungen, Konzentrationsstörungen und Persönlichkeitsveränderungen führen.
 - Abgeschlagenheit: Allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind unspezifische, aber häufige Begleiterscheinungen chronisch erhöhter Hirndruckzustände.
 
Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen
Folgende Symptome und Beschwerden können bei Kindern und Jugendlichen auf Hirntumoren hinweisen [1]:
- Lethargie
 - Benommenheit
 - Gedeihstörungen
 - Sehstörungen (Neugeborene bis zum vierten Lebensjahr)
 - Cephalgie* (Kopfschmerzen) (ältere Kinder und junge Erwachsene im Alter zwischen fünf und 24 Jahren)
 - Hirndruckzeichen wie
- Nausea (Übelkeit; insb. Nüchternübelkeit)/Erbrechen*
 - Papillenödem (Schwellung (Ödem) an der Einmündung des Sehnervs in die Netzhaut, das sich als Vorwölbung des Sehnervenkopfes bemerkbar macht; Stauungspapille i. R. beidseitig) mit Sehstörungen und
 - Krampfanfälle
 
 - Fokal neurologische Symptome (selektive neurologische Ausfälle durch kleinere, umschriebene Läsionen des zentralen Nervensystems; seltener als die oben genannten lokalisierbaren Symptome)
 
*Kopfschmerzen und Erbrechen: 50-60 % der Fälle [4, 5]; auch verminderte Vigilanz (Wachsamkeit) gilt als absolutes "Warnsymptom"
Weitere Warenzeichen sind:
- Anamnestische Angaben:
- Lebensalter
- < 3-5 Jahre → denken an: Makrozephalus (Kopfumfang > 97. Perzentile bezogen auf Alter und Geschlecht (bzw. > 2 SD))?, Physiotherapie als Hinweis auf Entwicklungsverzögerungen?
 
 - Kopfschmerzen
- Tageszeit: regelmäßige nächtliche Kopfschmerzen
 - Lokalisation: starke okzipitale Kopfschmerzen ("am Hinterhaupt gelegen")
 - Dauer: unter 8 Wochen
 - Verstärkung durch Husten, Niesen oder beim Stuhlgang pressen
 - Akute erstmalige oder erstmalig in dieser Stärke aufgetretene Kopfschmerzen
 
 
 - Lebensalter
 - Neurologische Auffälligkeiten
 - Unklare Gesichtsfeldeinschränkungen
 
Beachte: Nahezu aller Kinder mit Cephalgie (Kopfschmerzen) infolge eines Hirntumors zeigen zusätzliche neurologische Auffälligkeiten.
Lokalisationsbezogene Leitsymptome bei ZNS-Tumoren
| Lokalisation | Leitsymptome | 
| Supratentoriell-hemisphärische Tumoren | Anfälle und fokal-neurologische Ausfälle | 
| Mittellinientumoren | Sehstörungen und hormonelle Ausfälle | 
| Zerebelläre Tumoren (Kleinhirntumoren) | Ataxie (Störung der Bewegungskoordination und Haltungsinnervation) | 
| Hirnstammtumoren | Hirnnervenausfälle und Ausfälle der langen Bahnen | 
| Spinale Tumoren (2-4 % der ZNS-Tumoren) | Gangstörungen, Wirbelsäulendeformitäten, fokal-motorische Schwäche, Blasen- und Mastdarmstörungen | 
Literatur
- Chu TPC et al.: Pattern of symptoms and signs of primary intracranial tumours in children and young adults: a record linkage study. Cephalalgia. 2010 Apr;30(4):389-98. doi: 10.1111/j.1468-2982.2009.01970.x.
 - Vázquez-Barquero A, Ibáñez FJ, Herrera S et al.: Isolated headache as the presenting clinical manifestation of intracranila tumors: a prospective study. Cephalalgia 1994; 14 (4): 270-272
 - Valentinis L, Tuniz F, Valent F et al.: Headache attributed to intracranial tumours. Cephalalgia. 2010 Apr;30(4):389-98. doi: 10.1111/j.1468-2982.2009.01970.x.