Essbrechsucht (Bulimia nervosa) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild – Erfassung von Anämien (Blutarmut), Infektzeichen (Anzeichen für Infektionen) oder hämatologischen Auffälligkeiten (Veränderungen im Blutbild)
  • Natrium, Kalium, Calcium – Kontrolle von Elektrolytstörungen (Störungen im Salz- und Mineralhaushalt), insbesondere bei Erbrechen oder Laxantienmissbrauch (Abführmittelmissbrauch)
  • Phosphat – Erkennung von Hypophosphatämien (zu niedriger Phosphatspiegel im Blut) bei Erbrechen oder Mangelernährung
  • Magnesium – Erfassung von Hypomagnesiämien (zu niedriger Magnesiumspiegel im Blut) mit möglicher kardialer Relevanz (Auswirkung auf das Herz)
  • Amylase, Elastase (im Serum und Stuhl), Lipase – Hinweis auf Pankreasbeteiligung (Beteiligung der Bauchspeicheldrüse) oder Speicheldrüsenveränderungen (Veränderungen der Speicheldrüsen)
  • Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin – Beurteilung der Leberfunktion (Leistungsfähigkeit der Leber) und Erfassung hepatobiliärer Schäden (Schäden an Leber und Gallenwegen)
  • Gesamtprotein, Albumin – Einschätzung des Ernährungsstatus (Ernährungszustand) und Hydratationsstatus (Flüssigkeitshaushalt)
  • Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance – Kontrolle der Nierenfunktion (Leistungsfähigkeit der Nieren)
  • Laktatdehydrogenase (LDH) – unspezifischer Zellschädigungsmarker (Wert für Gewebeschädigung)
  • Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin – Erfassung des Lipidstoffwechsels (Fettstoffwechsels)
  • Schwangerschaftstest (quantitatives HCG) – Ausschluss einer Schwangerschaft (Schwangerschaftsnachweis) vor weiteren diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • TSH – Ausschluss einer Schilddrüsenfunktionsstörung (Funktionsstörung der Schilddrüse)
  • Cortisol – Erfassung einer Nebennierenrindenfunktionsstörung (Funktionsstörung der Nebennierenrinde) oder Stressbelastung (körperliche oder psychische Stressreaktion)
  • FSH, LH, 17-Beta-Östradiol – Beurteilung der gonadalen Funktion (Funktion der Geschlechtsdrüsen) und Zyklusregulation (Steuerung des Menstruationszyklus)
  • Leptin – Abschätzung der hormonellen Hunger- und Sättigungsregulation (Steuerung des Essverhaltens durch Hormone)
  • Vitamin B12, Folsäure – Abklärung von Anämien (Blutarmut) oder neurologischen Symptomen (Nervensymptome)
  • Vitamin D – Beurteilung der Knochengesundheit (Zustand der Knochen)
  • Eisenstatus (Ferritin, Transferrin, Eisen) – Abklärung einer Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)

Laboruntersuchungen vor Beginn einer Psychopharmakotherapie

Vor Einleitung einer Psychopharmakotherapie bei Bulimie sind folgende Laborparameter obligat zu erheben:

  • Differentialblutbild – zur Erfassung hämatologischer Risiken und bei Verdacht auf Infekt- oder Mangelsituationen
  • Nüchternglucose – zur Risikoabschätzung für metabolische Störungen unter Antidepressiva oder Antipsychotika (Augmentation)
  • Elektrolyte – Natrium, Kalium, Chlorid, Magnesium, Calcium; essenziell wegen häufigen Erbrechens, Laxantien- oder Diuretikamissbrauch (hohes Risiko für Hypokaliämie und damit verbundene kardiale Arrhythmien, insbesondere unter SSRI)
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin; zur Beurteilung der Leberfunktion vor Einsatz potenziell lebertoxischer Substanzen
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance; wichtig zur Beurteilung der renalen Funktion bei chronischem Erbrechen oder Abführmittelabusus
  • Lipidprofil – Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride; zur Beurteilung des metabolischen Risikos unter Antipsychotika (Augmentation)
  • Schwangerschaftstest (quantitatives HCG) – bei gebärfähigen Frauen vor Beginn einer Psychopharmakotherapie (z. B. SSRI, Antipsychotika)

Beachte

  • EKG ist obligat bei Bulimie mit Hypokaliämie oder bei Planung von Substanzen mit QTc-Verlängerungspotenzial (z. B. SSRI, Antipsychotika, TZA).
  • Bei schwerer Symptomatik ggf. auch CK (Creatinkinase) zur Abklärung von Muskelkatabolismus oder Rhabdomyolyse.