Bakterielle Hirnhautentzündung (bakterielle Meningitis) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild (kleine Blutuntersuchung)
- Differentialblutbild (differenzierte Blutzelluntersuchung)
- CRP (C-reaktives Protein) (Entzündungswert) bzw. PCT (Procalcitonin) (Entzündungswert)
- Nüchternglucose (Blutzucker im nüchternen Zustand)
- PTT (partielle Thromboplastinzeit) (Gerinnungswert), Quick (Gerinnungswert)
- Blutkulturen (zwei) (Bakteriennachweis im Blut)
- Liquorpunktion (Lumbalpunktion) (Entnahme von Nervenwasser) zur Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers)
- Falls kein neurologisches Defizit (keine Ausfallerscheinungen des Nervensystems), keine Vigilanzminderung (keine Bewusstseinseintrübung) oder kein epileptischer Anfall vorliegt, erfolgt die Liquorpunktion umgehend und danach erst die craniale Computertomographie (cCT) (Schädel-Computertomographie).
- Liquordiagnostik: Gesamteiweiß (Gesamtgehalt an Eiweiß), Albumin (Bluteiweiß), Glucose (Zucker), IgG (Immunglobulin G), oligoklonale Immunglobuline (spezielle Eiweiße), Lactat (Milchsäure)
- Typische Befunde bei bakterieller Meningitis:
- Farbe: trüber Aspekt (eingetrübte Flüssigkeit)
- Druck > 20 cm H₂O (erhöhter Eröffnungsdruck)
- Zellzahl > 1.000 × 10⁶/l (> 70 % Granulozyten) (weiße Blutkörperchen)
- Glucose < 40 % des Serumwerts (erniedrigter Zuckerwert)
- Lactat > 3,5 mmol/l (erhöhter Milchsäurewert)
- Protein > 0,45 g/l (erhöhter Eiweißwert)
- Nachweis von Mikroorganismen (Krankheitserregern) im Direktpräparat: in ca. 80 % der Fälle
- Bakteriologie (mikroskopisch und kulturell) (Bakterienuntersuchung unter dem Mikroskop und im Nährmedium): Liquor (Nervenwasser) und Blutkulturen (Bakteriennachweis im Blut) auf Erreger und Resistenztestung (Überprüfung der Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika), inklusive sofortiger mikroskopischer Beurteilung (ggf. auch auf Mykobakterien (Tuberkulosebakterien))
- Positive Blutkulturen bei bakterieller Meningitis in 50–90 % der Fälle
- Meningokokken-Schnelltest (schneller Erregernachweis)
- Tuberkulosenachweis: mikroskopischer Nachweis säurefester Stäbchen (Tuberkulosebakterien) (Goldstandard); gelingt bei ca. 80 % der Erwachsenen, aber nur bei 15–20 % der Kinder
- WHO empfiehlt den Einsatz der quantitativen PCR (Gentest) bei Liquorproben als Methode der ersten Wahl
- Erregernachweis mittels PCR (Gentest)
- Antigennachweis (Erregeroberflächen-Nachweis): Liquor (Nervenwasser) zur Agglutination (Verklumpungstest) mit Antiseren (spezifische Antikörperlösungen) gegen Haemophilus influenzae Typ B, Neisseria meningitidis (A, B, C), Streptococcus pneumoniae
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (medizinische Vorgeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
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Bei Verdacht auf abakterielle Meningitis:
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Serologie (Blutuntersuchung auf Antikörper): Antikörper gegen Borrelien (Lyme-Bakterien), Cytomegalievirus (CMV), Epstein-Barr-Virus (EBV), FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus), Herpes-simplex-Virus, Masern-Virus, Mumps-Virus, Varizella-Zoster-Virus (Windpocken-/Gürtelrosevirus), Treponema pallidum (Syphilis-Erreger)
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Danke für die Klarstellung! Hier die Red Flags (Warnhinweise) bei bakterieller Meningitis – einmal für die Fachversion und einmal für die Patientenversion nach Ihrer Definition.
Red Flags (Warnhinweise) bei bakterieller Meningitis
- Rascher Krankheitsbeginn mit sehr schwerem Verlauf innerhalb weniger Stunden
- Hohes Fieber > 39 °C in Kombination mit starkem Krankheitsgefühl
- Meningismus (Nackensteifigkeit) mit Kopfschmerzen und Lichtscheu (Photophobie)
- Rasch zunehmende Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma
- Neu aufgetretene epileptische Anfälle (Krampfanfälle)
- Neurologische Herdsymptome (z. B. Sprachstörungen, Lähmungen)
- Petechiales oder purpuraähnliches Hautexanthem (punktförmige oder flächige Hautblutungen, typisch bei Meningokokken-Meningitis)
- Kreislaufinstabilität, Schocksymptomatik oder Zeichen einer beginnenden Blutvergiftung (Sepsis)
- Rasche Verschlechterung trotz eingeleiteter Therapie
- Patienten mit Splenektomie (Milzentfernung) oder Immunschwäche – hohes Risiko für sehr schwere Verläufe
Vergleich virale vs. bakterielle Meningitis – typische Befunde
Parameter | Virale Meningitis | Bakterielle Meningitis |
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Zellzahl im Liquor | meist < 1.000/µl, überwiegend Lymphozyten | meist > 1.000/µl, überwiegend Granulozyten |
Liquor-Glucose | normal | erniedrigt (< 50 % der Serum-Glucose) |
Liquor-Protein (Gesamteiweiß) | normal bis leicht erhöht | deutlich erhöht |
Liquor-Lactat | normal oder ≤ 4,0 mmol/l | deutlich erhöht (> 4,0 mmol/l) |
CRP im Serum | normal oder leicht erhöht | stark erhöht |
Procalcitonin im Serum | normal | deutlich erhöht |
Blutbild | normal oder leichte Leukozytose | ausgeprägte Leukozytose mit Linksverschiebung |
Kultur/PCR | PCR für Viren positiv, Kulturen negativ | Kultur meist positiv für Bakterien |
Weitere Hinweise
- Bei einer akuten bakteriellen Meningitis gelingt nicht in jedem Fall aus einer Liquorprobe der mikroskopische oder kulturelle Erregernachweis, insbesondere nicht bei antibiotischer Vorbehandlung.
- Der direkte Nachweis des Erregers Neisseria meningitidis (Meningokokken) ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig – nur für den direkten Nachweis aus Liquor (Nervenwasser), Blut, hämorrhagischen Hautinfiltraten (blutunterlaufene Hautveränderungen) oder anderen normalerweise sterilen Substraten.