Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum) – Labordiagnostik

Die Diagnose der Hyperemesis gravidarum (schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit mit Erbrechen) wird klinisch gestellt und basiert auf einer anhaltenden, schweren Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft, die zu Gewichtsverlust (> 5 % des Körpergewichts vor der Schwangerschaft), Elektrolytstörungen und Ketose (vermehrte Bildung von sauren Stoffwechselprodukten) führen kann. Laboruntersuchungen dienen der objektiven Erfassung des Schweregrades, der frühzeitigen Erkennung von Komplikationen sowie dem Ausschluss relevanter Differentialdiagnosen.

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild (Zellzahluntersuchung des Blutes) – zur Erfassung von Hämokonzentration (erhöhte Konzentration der Blutzellen) oder Anämie (Blutarmut)
  • Elektrolyte (Salze im Blut) – Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Chlorid, Phosphat – zur Erkennung von Elektrolytstörungen
  • Nüchternglucose (Blutzucker) – zum Ausschluss einer Hypo- oder Hyperglykämie (niedriger oder hoher Blutzucker)
  • Leberparameter (Leberwerte) – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT), alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin – zur Erfassung hepatobiliärer Beteiligung (Leber- und Galle-betreffend)
  • Nierenparameter (Nierenfunktionswerte) – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C – zur Erfassung prärenaler Nierenfunktionsstörungen (durch Flüssigkeitsmangel bedingte Einschränkung der Nierenfunktion)
  • Entzündungsparameter (Blutwerte bei Entzündung) – C-reaktives Protein (CRP), Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) – zum Ausschluss infektiöser Ursachen
  • Urinstatus (chemische Schnelluntersuchung des Urins auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Keton, Bilirubin, Blut) sowie Urinsediment (mikroskopische Untersuchung des Urins) – insbesondere zur Feststellung einer Ketonurie (Ausscheidung von Ketonen im Urin) und zum Ausschluss einer Harnwegsinfektion

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (medizinische Vorgeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Schilddrüsenparameter (Werte zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion) – TSH, freies Trijodthyronin (fT3), freies Thyroxin (fT4) – zum Ausschluss einer Schwangerschafts-assoziierten transienten Hyperthyreose (vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion) oder anderer Schilddrüsenerkrankungen
  • Amylase, Lipase (Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse) – bei Verdacht auf akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Lipidprofil (Fettstoffwechselwerte) – Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride – zur Beurteilung des metabolischen Status (Stoffwechsellage)
  • Leberparameter-Erweiterung – Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), ggf. Gerinnungsparameter (Blutgerinnungswerte: PTT, Quick) – bei Verdacht auf Leberbeteiligung
  • Harnsäure (Abbauprodukt des Purinstoffwechsels) – bei Verdacht auf Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
  • Beta-hCG (humanes Choriongonadotropin, Schwangerschaftshormon) quantitativ – bei Verdacht auf Mehrlingsschwangerschaft oder Trophoblastenerkrankung (z. B. Blasenmole)
  • Vitamin- und Spurenelementdiagnostik – Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B6, Vitamin B12, Folsäure, Zink, Eisenstatus – bei länger bestehendem Erbrechen
  • Arterielle Blutgasanalyse (BGA, Messung der Blutgase) – bei schwerem Verlauf zur Beurteilung einer metabolischen Alkalose (Übersäuerung mit erhöhtem pH-Wert im Blut)
  • Helicobacter pylori-Abklärung – insbesondere bei therapierefraktären oder besonders schweren Verläufen:
    • ^13C-Harnstoff-Atemtest (Atemtest zur Erkennung von H. pylori)
    • Urease-Schnelltest (Gewebetest auf das Enzym Urease)
    • Helicobacter pylori-Antigen im Stuhl (Nachweis des Bakteriums im Stuhl)
    • Direkter Nachweis bei Gastroskopie (Magenspiegelung mit Gewebeuntersuchung: Histologie, Kultur)
    • Helicobacter pylori-Antikörper im Serum (Antikörpernachweis im Blut, nur eingeschränkt geeignet)
  • Gesamt-Porphyrine im Urin (Stoffwechselprodukte des Blutfarbstoffs im Urin) – bei atypischem Verlauf oder zusätzlichen Symptomen (z. B. abdominelle Schmerzen, neurologische Auffälligkeiten) zum Ausschluss einer akuten intermittierenden Porphyrie (AIP) oder anderer akuter Porphyrien
  • Serologische Infektionsdiagnostik (Antikörpertests) – bei klinischem Verdacht auf relevante Infektionen (z. B. Hepatitis, andere gastrointestinale Erreger)