Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum) – Einleitung

Hyperemesis gravidarum (HG) ist eine schwere Form des Erbrechens während der Schwangerschaft, die zu erheblichem Flüssigkeits- und Gewichtsverlust führt und häufig eine medizinische Intervention erfordert.

Synonyme und ICD-10: extreme Schwangerschaftsübelkeit, ICD-10-GM O21: Übermäßiges Erbrechen während der Schwangerschaft

Definition der Hyperemesis gravidarum

Die Hyperemesis gravidarum bezeichnet die übersteigerte Form der Schwangerschaftsübelkeit, d. h. ein anhaltendes Erbrechen mit einer Häufigkeit von mehr als fünfmal pro Tag, eine Gewichtsabnahme von mehr als 5 % des Körpergewichtes oder > 3 kg, ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl sowie eine erschwerte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. 

Formen der Hyperemesis gravidarum

Nach ICD-10-GM 

  • ICD-10-GM O21.0 Leichte Hyperemesis gravidarum
    Inkl.: Hyperemesis gravidarum, leicht oder nicht näher bezeichnet, Beginn vor Beendigung der 20. Schwangerschaftswoche
  • ICD-10-GM O21.1 Hyperemesis gravidarum mit Stoffwechselstörung
    Inkl.: Hyperemesis gravidarum, Beginn vor Beendigung der 20. Schwangerschaftswoche, mit Stoffwechselstörung, wie z. B.:
    • Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
    • Hypoglykämie (Unterzuckerung)
    • Störung des Elektrolythaushaltes (Salzhaushalt)
  • ICD-10-GM O21.2 Späterbrechen während der Schwangerschaft
    Inkl.: Übermäßiges Erbrechen, Beginn nach 20 vollendeten Schwangerschaftswochen

Nach Schweregraden

  • Grad 1: Hyperemesis mit Krankheitsgefühl ohne Stoffwechselentgleisung
  • Grad 2: Hyperemesis mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl und Stoffwechselentgleisung

Epidemiologie

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Emesis gravidarum (Schwangerschaftsübelkeit) tritt bei bis zu 50 % der Frauen zu Beginn der Schwangerschaft auf. Normalerweise klingt sie spätestens bis zur 16. (-20.) Schwangerschaftswoche ab, wobei in bis zu 20 % der Fälle die Symptome die gesamte Schwangerschaft anhalten können. Besonders häufig betroffen sind Erstgebärende und Schwangere mit Mehrlingsschwangerschaften.

Prävalenz Hyperemesis gravidarum: Tritt bei bis zu 2 % der Schwangeren auf. Bei ungefähr 0,5-1 % der Schwangeren nimmt die Erkrankung bedrohliche Formen für Mutter und Ungeborenes an.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Phase: Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft treten gewöhnlich zwischen der 6.-8. und der 16.-20. Schwangerschaftswoche auf.
  • Emesis gravidarum: Macht im Regelfall keine spezielle Therapie erforderlich. Diätetische Maßnahmen reichen in der Regel aus.
  • Hyperemesis gravidarum: Bedarf einer stationären Behandlung aufgrund erheblicher Flüssigkeits- und Elektrolytverluste. Gegebenenfalls ist eine parenterale Ernährung (Form der künstlichen Ernährung, bei der der Magen-Darm-Trakt umgangen wird) erforderlich.

Prognose

  • Rezidivhäufigkeit: Gemäß einer Studie trat die Erkrankung in 89 % der Fälle bei der nachfolgenden Schwangerschaft erneut auf [1]. Andere Studien kommen auf Rezidivraten zwischen 15 und 81 %.
  • Langzeitprognose: Bei adäquater Behandlung ist die Prognose in der Regel gut. Unbehandelt kann die Erkrankung jedoch sowohl für die Mutter als auch für das Ungeborene gefährlich sein.

Literatur

  1. Nijsten K et al.: Recurrence, postponing pregnancy, and termination rates after hyperemesis gravidarum: Follow up of the MOTHER study AOGS 25 May 2021 https://doi.org/10.1111/aogs.14197