Scheidenkrampf (Vaginismus) – Einleitung

Beim Vaginismus – umgangssprachlich Scheidenkrampf genannt – handelt es sich um eine sexuelle Funktionsstörung der Frau. Dabei kommt es vorwiegend beim Versuch des Geschlechtsverkehrs zu reflexartigen Kontraktionen (Verkrampfungen) des vorderen Anteils der Vagina (Scheide), die eine Penetration (Eindringen des Penis) unmöglich macht.

Synonyme und ICD-10: Vaginalspasmus; Vaginism; ICD-10-GM N94.2: Vaginismus

Auch beim Einführen eines Tampons oder bei der gynäkologischen Untersuchung kann es zum Vaginismus kommen.

Formen des Vaginismus

  • Primärer Vaginismus – die Beschwerden bestehen schon seit der Pubertät
  • Sekundärer Vaginismus – hier treten die Beschwerden erst nach einer Geburt oder Operationen auf

Im 2013 veröffentlichen DSM 5 (Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen) wurde auf Grundlage des Verständnisses weiblicher sexueller Schmerzstörungen für den Vaginismus die kombinierte Diagnose genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung beschlossen. Fazit dieser Entscheidung ist, dass bei dieser Schmerzstörung primär der Schmerz und das Schmerzempfinden der Patientin untersucht werden soll [1].

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Das genaue Alter für den Häufigkeitsgipfel ist nicht spezifiziert, jedoch kann der Vaginismus in jedem reproduktiven Alter auftreten.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Exakte Daten zur Prävalenz des Vaginismus sind nicht bekannt. Die Angaben in der Fachliteratur schwanken zwischen 4 % und 42 % aller Frauen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Phase: Frauen mit Vaginismus erleben häufig beim Versuch des Geschlechtsverkehrs reflexartige Kontraktionen der Vaginalmuskulatur, die zu Schmerzen und Unmöglichkeit der Penetration führen.
  • Chronischer Verlauf: Ohne Behandlung kann der Vaginismus chronisch werden und zu einer Vermeidung sexueller Aktivität und zu zwischenmenschlichen Spannungen führen.

Prognose

  • Therapie und Heilung
    • Ausschluss organischer Ursachen: Zunächst müssen mögliche organische Ursachen des Vaginismus ausgeschlossen werden.
    • Paartherapie: Häufig ist für die Therapie des Vaginismus eine Paarbehandlung notwendig, die sexuelle Aufklärung, physiotherapeutische Übungen und psychotherapeutische Interventionen umfassen kann.
    • Behandlungsmaßnahmen:
      • Sexualtherapie: Spezielle Übungen zur schrittweisen Desensibilisierung und Entspannung der Vaginalmuskulatur.
      • Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Muskelrelaxantien oder lokale Betäubungsmittel hilfreich sein.
      • Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie oder andere psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung zugrunde liegender Ängste und Traumata.
  • Heilungschancen: Die Heilungschancen sind hoch, besonders wenn die Behandlung frühzeitig und umfassend erfolgt.

Literatur

  1. Binik YM: Should dyspareunia be retained as a sexual dysfunktion in DSM-V? A painful classification decision. Archieves of Sexual Behavior, 2005; 34: 11-21 https://doi.org/10.1007/s10508-005-0998-4