Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

Es gibt keine spezifischen Laboruntersuchungen, die unmittelbar der Diagnostik der Cervixinsuffizienz (Schwäche des Gebärmutterhalses) dienen. Ziel ist primär der Ausschluss von Infektionen.

  • Ausschluss vaginaler Entzündungen
    • Bakteriologischer Abstrich bei Verdacht auf Kolpitis (Scheidenentzündung) oder Cervicitis (Gebärmutterhalsentzündung)
    • Fluordiagnostik (Untersuchung des Ausflusses) im Nativpräparat – Nachweis von Bakterien, Lymphozyten (Abwehrzellen)
    • Messung des pH-Wertes des Vaginalsekrets (Scheidensekret)
  • Ausschluss systemischer Entzündungen
    • Entzündungsparameter – Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), C-reaktives Protein (CRP), Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
  • Ausschluss Harnwegsinfektion
    • Urinstreifentest, Sedimentuntersuchung, ggf. bakteriologische Urinkultur

Laborparameter 2. Ordnung – zur differentialdiagnostischen Abklärung einer drohenden Frühgeburt oder eines vorzeitigen Blasensprungs (vorzeitiges Aufreißen der Fruchtblase)

  • Fibronektin-Test (fetales Fibronektin, fFN)
    • Biochemischer Marker der Cervixreifung (Reifung des Gebärmutterhalses).
    • Durchführung zwischen 22.–35. Schwangerschaftswoche.
    • Negatives Testergebnis: mit ca. 99 % Sicherheit keine Geburt innerhalb von 14 Tagen → Vermeidung unnötiger stationärer Aufnahme, Lungenreifeinduktion oder Tokolyse (Wehenhemmung).
    • Positives Testergebnis: Hinweis auf erhöhtes Risiko einer vorzeitigen Entbindung, jedoch eingeschränkte prädiktive Genauigkeit.
    • Material: Vaginalsekret (Scheidensekret) aus der hinteren Fornix (Bereich der Scheide).
  • Fruchtwasser-Tests (biochemische Marker für Fruchtwasserproteine, Nachweis eines vorzeitigen Blasensprungs)
    Die Tests basieren auf dem Nachweis spezifischer Proteine im Vaginalsekret (Scheidensekret), die physiologisch nur im Fruchtwasser vorkommen.
    • Actim Partus
      • Einschritt-Membran-Immunoassay.
      • Nachweis von phosphoryliertem Insulin-like Growth Factor Binding Protein-1 (phIGFBP-1) mittels zweier monoklonaler Antikörper.
      • Protein wird von Deziduazellen (nährstoffreiche Zellen der Gebärmutterschleimhaut) freigesetzt; gelangt bei Ablösung der Eihäute in das Cervixsekret (Sekret des Gebärmutterhalses).
      • Positives Testergebnis ab einer Konzentration von 10 µg/l phIGFBP-1.
      • Aussagekraft: Hinweis auf eine beginnende Ablösung der Eihäute, prädiktiv für das Risiko eines bevorstehenden Geburtsbeginns.
    • Actim PROM
      • Spezifischer Schnelltest für nicht-phosphoryliertes IGFBP-1 (Insulin-like Growth Factor Binding Protein-1).
      • Nachweis aus Vaginalabstrich (Scheidenabstrich) mittels monoklonaler Antikörper.
      • Positiver Nachweis gilt als sicheres Zeichen eines Blasensprungs, da IGFBP-1 nur bei Fruchtwasseraustritt in die Vagina gelangen kann.
      • Besonderheit: hohe Spezifität im Vergleich zu klassischen pH- oder Nativpräparat-Untersuchungen.

Weitere Hinweise

Die Unterscheidung zwischen vorzeitiger Wehentätigkeit, Blasensprung und reiner Cervixinsuffizienz (Schwäche des Gebärmutterhalses) ist entscheidend für die Therapie:

  • Bei nachgewiesenem Blasensprung → Antibiotikagabe empfohlen (Reduktion von Amnioninfektionssyndrom [Infektion der Eihäute, des Mutterkuchens und des Kindes] und Frühgeburtenrate).
  • Bei isolierter Cervixinsuffizienz oder vorzeitiger Wehentätigkeit ohne Infektionsnachweis → Antibiotikatherapie nicht indiziert, außer bei gesicherter vaginaler Infektion.