Nichthormonelle Kontrazeption: Barrieremethoden

Barrieremethoden stellen eine Gruppe nicht-hormoneller Kontrazeptiva (Verhütungsmittel) dar, die durch mechanische oder chemisch-mechanische Blockade die Befruchtung der Eizelle verhindern. Sie zählen zu den lokal wirkenden Verhütungsverfahren und sind häufig auch Mittel der Wahl bei gelegentlichem Geschlechtsverkehr, Unverträglichkeit hormoneller Methoden oder zur Ergänzung anderer Strategien (z. B. in Kombination mit Zyklus-Apps). Ein entscheidender Vorteil liegt im zusätzlichen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (SIT; Geschlechtskrankheiten) bei bestimmten Methoden wie dem Kondom.

Wirkprinzipien der Barrieremethoden

Barrieremethoden verhindern die Konzeption (Empfängnis), indem sie den physikalischen Kontakt zwischen Spermien und Eizellen unterbinden. Dies geschieht:

  • Mechanisch durch Abdeckung oder Abdichtung der Zervix (Gebärmutterhals) bzw. Vaginalwand (Scheidenwand)
  • Chemisch durch spermizide Substanzen (Spermien abtötende Mittel), die die Beweglichkeit oder Integrität der Spermienmembran zerstören
  • Kombiniert durch gleichzeitigen Einsatz beider Mechanismen (z. B. Diaphragma mit Spermizid)

Typische Vertreter und Merkmale

Mechanische Barrieren

  • Kondom (männlich) – Standardbarriere mit zuverlässigem STI-Schutz; weitverbreitet; auch latexfrei verfügbar.
  • Femidom – Vaginales Pendant zum Kondom; bietet vergleichbaren STI-Schutz, aber weniger gebräuchlich.
  • Diaphragma – Latex- oder Silikonmembran zur Abdeckung des Muttermundes (Gebärmuttereingang); individuelle Anpassung nötig.
  • Zervixkappe – Kleinere, fester aufsitzende Kappe; seltener verwendet, hohe Anforderungen an Zervixform.
  • Portiokappe – Obsolet; historisch relevante Form der Zervixbarriere.

Chemische Barrieren

  • Spermizide – Chemikalien (z. B. Nonoxynol-9), die die Beweglichkeit und Membranintegrität von Spermien zerstören; als Gel, Zäpfchen oder Schaum verfügbar; bei Monotherapie geringe Wirksamkeit.

Definitionen zur kontrazeptiven Sicherheit (Verhütungssicherheit)

  • Pearl-Index (PI): Maß für die kontrazeptive Sicherheit – Zahl der Schwangerschaften bei 100 Frauen innerhalb eines Jahres.
  • Typische Anwendung: Realistische Effektivität unter Alltagsbedingungen (inkl. Anwendungsfehler).
  • Korrekte Anwendung: Ideale Effektivität bei sachgerechter, lückenloser Anwendung.
  • Methodenversagen: Schwangerschaft trotz korrekter Anwendung, reflektiert die biologische oder produktspezifische Versagerquote.

Vor- und Nachteile der Barrieremethoden

Vorteile:

  • Schutz vor STI (sexuell übertragbaren Infektionen)
  • Keine systemische Hormonwirkung (keine Beeinflussung des ganzen Körpers)
  • Sofortige Wirksamkeit, keine Zyklusbindung (unabhängig vom Menstruationszyklus)
  • Auch in der Stillzeit oder bei Kontraindikation (Gegenanzeige) hormoneller Methoden anwendbar

Nachteile:

  • Anwendungsfehler möglich (z. B. falsches Anlegen, Riss)
  • Teilweise eingeschränkte Spontanität beim Geschlechtsverkehr
  • Reduzierte Effektivität im Vergleich zu hormonellen oder intrauterinen Methoden
  • Möglichkeit lokaler Irritationen (z. B. durch spermizide Substanzen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen) und Einschränkungen

  • Latexallergie – Verwendung latexfreier Alternativen erforderlich
  • Anatomische Besonderheiten – können die Anpassung und Platzierung (z. B. Diaphragma) erschweren
  • Vaginalinfektionen – Spermizide können die Schleimhaut reizen und Infektanfälligkeit erhöhen
  • Häufigkeit des Verkehrs – bei häufigem Geschlechtsverkehr oder langfristigem Bedarf sind andere Methoden oft praktikabler

Barrieremethoden – Übersichtstabelle

Methode Pearl-Index (typisch) Pearl-Index (korrekt) Schutz vor STI Anwendungsaufwand Verfügbarkeit
Kondom (männlich) 2-12 2 Ja Gering – einfache Anwendung Sehr gut (Apotheke, Drogerie)
Femidom 5-25 5 Ja Mäßig – korrekte Platzierung nötig Eingeschränkt (teurer, Spezialbedarf)
Diaphragma + Spermizid 6-10 1-2 Nein Mäßig – Einlage + Spermizid Eingeschränkt (ärztlich angepasst)
Zervixkappe + Spermizid 6-20 1-2 Nein Hoch – individuell geeignet Selten (Spezialindikation)
Spermizide allein 5-30 15-20 Nein Gering – vor jedem Verkehr notwendig Gut (Apotheke)
Portiokappe (veraltet) 6-18 1-3 Nein Hoch – heute obsolet Praktisch nicht verfügbar

Leitlinien

  1. Goeckenjan M.: S2k Leitlinie zur nichthormonellen Kontrazeption – Barrieremethoden in der gynäkologischen Praxis. Zeitschrift: Gynäkologische Endokrinologie. Springer MedizinAusgabe 2/2025