Haut- und Schleimhauteinblutungen (Purpura und Petechien) – Einleitung

Purpura bezeichnet spontane, kleinfleckige Einblutungen in die Haut, Unterhaut oder Schleimhäute, die als Exanthem aus hämorrhagischen Flecken sichtbar werden.

Synonyme und ICD 10ICD-10-GM D69.-: Purpura und sonstige hämorrhagische Diathesen

Von Petechien spricht man, wenn die einzelnen Effloreszenzen der Purpura punktförmig auftreten.

Weitere Erscheinungsformen sind:

  • Petechien: Punktförmige Einblutungen.
  • Ekchymosen: Kleinflächige Einblutungen.
  • Sugillationen: Großflächige Einblutungen.
  • Vibex: Streifenförmige Einblutungen.

Formen der Purpura 

  • Autoerythrozytische Purpura (Gardner-Diamond-Syndrom) ‒ schmerzhafte Hauteinblutungen, die überwiegend bei jungen Frauen vorkommt
  • Posttransfusionelle Purpura ‒ Hauteinblutungen, die nach einer Bluttransfusion auftreten; verursacht durch Thrombozytenantikörper
  • Psychogene Purpura
  • Purpura anaphylactoides (P. allergica, P. rheumatica) ‒ toxisch-allergische Hauteinblutungen, die nach Infektionen oder aber durch Arzneimittel sowie Nahrungsmittel auftreten
  • Purpura anularis teleangiectodes (Majocchi-Syndrom) ‒ Form der Purpura, die mit arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) und Teleangiektasien (sichtbare Erweiterungen oberflächlich gelegener kleinster Blutgefäße) einhergeht; sporadisches Auftreten
  • Purpura cerebri ‒ Einblutungen im Gehirn, die durch eine lokale Kapillarschädigung bedingt ist
  • Purpura cryoglobulinaemia ‒ Form der Hauteinblutungen, die durch die Kryoglobulinämie bedingt ist
  • Purpura factitia ‒ Hauteinblutungen, die durch Manipulationen an der Haut bedingt sind
  • Purpura fulminans – fleckige bis großflächige Hauteinblutungen (Sugillationen), z. B. wg. invasive Meningokokken-Infektion
  • Purpura fulminans Henoch ‒ hochakut einsetzende und schwer verlaufende Form der Purpura abdominalis sowie der Purpura anaphylactoides
  • Purpura haemorrhagica (idiopathische Thrombozytopenie Werlhof, idiopathische thrombozytopenische Purpura, ITP; Morbus Werlhof) ‒ Störung der Funktion der Blutplättchen
  • Purpura haemorrhagica nodularis (Fabry-Syndrom; Fabry-Krankheit; Fabry-Syndrom; Fabry-Anderson-Krankheit) – seltene angeborene monogenetische Stoffwechselstörung aus der Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten (sporadische Mutation auf Chromosom X); charakteristisch sind blaurote bis schwärzliche Veränderungen der Haut und Schleimhäute (sogenannte Angiokeratome), Parästhesien (Kribbeln und/oder taubes, brennendes Gefühl) in Händen (Akroparästhesie) oder Füßen sowie Schwerhörigkeit und Proteinurie (Eiweiß im Harn); Hypertonie (Bluthochdruck) und Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Purpura hyperglobulinaemica (Morbus Waldenström) ‒ Hauteinblutungen, die im Rahmen von Paraproteinämien (vermehrtes Auftreten von Proteinen aus sich unkontrolliert vermehrenden Zellen) auftreten
  • Purpura jaune dócre (Purpura orthostatica; Stauungsblutung)
  • Purpura necroticans Sheldon ‒ Form der Purpura fulminans, die bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt
  • Purpura pigmentosa progressiva (Purpura chronica progressiva, Schamberg-Krankheit) ‒ Form der Hauteinblutungen, die wahrscheinlich durch Medikamente oder Nahrungsmittel verursacht wird
  • Purpura pulicosa ‒ allergisch bedingte Reaktion auf Flohstiche mit Einblutungen und Quaddelbildung
  • Purpura senilis ‒ Form der Purpura, die meist bei älteren Menschen mit aktinisch (Licht) geschädigter Haut auftritt
  • Purpura thrombasthenica (Glanzmann-Naegeli-Thrombasthenie) ‒ genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang; Blutgerinnungsstörung, die durch einen Strukturfehler in der Membran der Thrombozyten (Blutplättchen) bedingt ist; Herde können in der Haut, den Meningen (Hirnhaut), dem oberen Respirationstrakt, Speicheldrüsen und Knochenmark auftreten
  • Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP; Synonym: Moschcowitz-Syndrom) ‒ akut einsetzende Purpura mit Fieber, Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; Nierenversagen), Anämie (Blutarmut) sowie flüchtigen neurologischen und psychischen Störungen; Auftreten zum größten Teil sporadisch, bei der familiären Form autosomal-dominant

In den meisten Fällen tritt die Purpura an den unteren Extremitäten auf.

Purpura und Petechien können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter “Differentialdiagnosen“).

Epidemiologie

Lokalisation: Die Purpura tritt häufig an den unteren Extremitäten auf.

Geschlechterverhältnis: Abhängig von der spezifischen Form; z. B. tritt die autoerythrozytische Purpura überwiegend bei jungen Frauen auf.

Häufigkeitsgipfel: Die Purpura kann in jedem Alter auftreten, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akuter Verlauf:
    • Plötzliche Einblutungen, oft ausgelöst durch eine akute Erkrankung oder Verletzung.
    • Symptome umfassen punktförmige (Petechien) bis großflächige (Sugillationen) Einblutungen.
  • Chronischer Verlauf:
    • Wiederkehrende oder dauerhafte Einblutungen, häufig bei chronischen Erkrankungen wie Vaskulitis oder Gerinnungsstörungen.
    • Kann zu dauerhaften Hautveränderungen und Komplikationen führen.

Prognose

  • Abhängig von der Ursache:
    • Die Prognose variiert stark je nach zugrunde liegender Erkrankung.
    • Bei behandelten akuten Formen ist die Prognose oft gut, während chronische Formen eine langwierige Behandlung erfordern können.
  • Thrombozytopenie und Vaskulitis:
    • Bei Thrombozytopenie und Vaskulitis ist die Prognose abhängig von der Kontrolle der Grunderkrankung.
  • Komplikationen:
    • Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Organblutungen oder dauerhafte Hautschäden auftreten.
    • Regelmäßige medizinische Überwachung und Behandlung sind entscheidend für eine gute Prognose.

Insgesamt ist die Prognose bei Purpura stark von der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend für den Verlauf und die langfristigen Aussichten.