Faltenbehandlung in der ästhetischen Medizin – Verfahren, Wirkprinzipien und ergänzende Maßnahmen
Die Alterung der Haut und damit die Entstehung von Falten (Synonym: Hautalterung) ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Doch dieser Prozess wird von vielen Menschen als unangenehm empfunden. Sie fühlen sich zumeist jünger, als ihre Haut sie erscheinen lässt. Falten sind das Resultat der biologischen, natürlichen Hautalterung.
Typische Zeichen der Hautalterung sind:
- Falten
- Erschlaffung
- Atrophie (Schrumpfung, bzw. Verminderung der Zellmasse)
- gelbliche Verfärbung
- Lipidmangel (Mangel an Fetten)
- unregelmäßige Pigmentierung
Im Folgenden wird gezeigt, wie Falten entstehen, und im Anschluss daran werden die verschiedenen Therapiemöglichkeiten dargestellt.
Pathogenese (Krankheitsentstehung) und Ätiologie (Ursachen) der Falten
Die Ursachen der Faltenentstehung sind vielfältig und komplex. Zuerst muss zwischen der sogenannten intrinsischen und der extrinsischen Hautalterung unterschieden werden. Die intrinsische Hautalterung bzw. endogene Alterung bezeichnet das physiologische, chronologische Altern der Haut.
Faktoren der intrinsischen Hautalterung sind:
- genetische Veranlagung
- Hormonhaushalt (hormonelle Veränderungen im Alter: Menopause, Andropause und Somatopause)
- Ansammlung von Replikationsfehlern während der Zellteilung.
Hautareale, die nur durch diesen Alterungsprozess gezeichnet sind, sind z. B. Flächen an der Arminnenseite oder in der Glutealregion (Gesäßregion). Diese zeitgealterte Haut weist meist sehr feine Falten auf, die durch Wasser- und Elastizitätsverlust entstehen.
Die extrinsische Hautalterung bzw. exogene Alterung wird durch die Umwelteinflüsse bestimmt, denen die Haut ausgesetzt ist. Sie stellt eine Beschleunigung der intrinsischen Hautalterung durch unterschiedliche Faktoren dar.
Faktoren der extrinsischen Hautalterung sind:
- UV-Licht (Photoaging)
- Tabakkonsum (Rauchen)
- Alkoholkonsum
- Hitze- und Kälteeinwirkung
- Ernährungsweise
- berufliche Tätigkeiten
- Stress
- Medikamente (z. B. Corticoide, die die Altershaut – durch Abnahme der Hautstärke – schneller altern lassen, d. h. die Haut wird pergamentartig)
Auch äußerlich unterscheiden sich Hautveränderungen, die endogener bzw. exogener Ursache sind. Die Falten der exogenen Hautalterung sind sehr tief, da der Elastizitätsverlust immens ist. Außerdem sieht die Haut ledrig aus und weist eine unregelmäßige Pigmentierung auf. Vor allem sonnenexponierte Hautareale wie z. B. das Gesicht oder die Hände altern vorzeitig. Auf molekularer Ebene gibt es unterschiedliche Prozesse, die zur Faltenentstehung beitragen:
- Reactive Oxygen Species (ROS) – Diese sogenannten reaktiven Sauerstoffspezies werden auch als freie Radikale bezeichnet und sind Verursacher des wichtigsten Alterungsprozesses. ROS entstehen durch die oben genannten exogenen Faktoren und bewirken die Oxidation von Proteinen (Eiweiß), Phospholipiden (Zellmembranbestandteile) und der DNA (Erbsubstanz). Um Schäden dauerhaft zu verhindern, besitzt der Organismus antioxidative Schutzmechanismen. Bei Überlastung dieser Mechanismen kommt es trotz allem zu Schädigungen der Zellen und der DNA. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter "Oxidativer Stress – Freie Radikale".
- Matrixmetalloproteinasen – UV-Licht induziert die Bildung dieser Enzyme (Enzyme sind Biokatalysatoren und spalten Eiweiße), die vermehrt zum Abbau von elastischen Fasern und Kollagen beitragen. Dies führt zum Elastizitätsverlust und zur Bildung von Falten, deren Entstehung z. B. durch den ständigen Gebrauch der mimischen Gesichtsmuskulatur besonders gefördert wird.
- Reduktion der Wasserbindungskapazität – Gealterte Haut trocknet schneller aus und begünstigt die Faltenbildung.
- Veränderung des Hormonhaushaltes – Östrogene induzieren die Kollagensynthese und stimulieren die Bildung der Hyaluronsäure, die ein wichtiger wasserbindender Bestandteil der Haut ist. Im Alter sinkt die Hormonkonzentration ebenso wie der Kollagengehalt.
Progesteron hemmt die Kollagenasen und damit den Kollagenabbau.
Testosteron führt zum Crossing-over (kreuzförmige Kollagenstränge). Dieses führt dazu, dass das Binde- und Fettgewebe seinen Halt bekommt (Anti-Cellulite-Faktor) – des Weiteren führt Testosteron ebenso zur Hemmung der Kollagenasen (= Hemmung des Kollagenabbaus).
Zielsetzung der Faltenbehandlung
- Verjüngung des Hautbildes: Reduktion der sichtbaren Zeichen der Hautalterung wie Falten, Linien und Erschlaffung.
- Verbesserung der Hautstruktur: Durch verschiedene Behandlungen wird die Haut gestrafft, ihre Elastizität erhöht und der Feuchtigkeitshaushalt verbessert.
- Steigerung des Selbstbewusstseins und des Wohlbefindens: Ein verjüngtes Erscheinungsbild kann das Selbstbewusstsein stärken und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
Wirkungsweise der Faltenbehandlung
Verschiedene Mechanismen und Methoden tragen zur Wirkung der Faltenbehandlung bei:
- Stimulation der Kollagenproduktion: Viele Behandlungen zielen darauf ab, die Kollagensynthese zu fördern, um die Hautstruktur zu festigen und Falten zu reduzieren.
- Auffüllen von Volumenverlusten: Unterspritzungen mit Hyaluronsäure oder anderen Fillern helfen, verloren gegangenes Volumen wiederherzustellen und tiefe Falten auszugleichen.
- Entspannung der Muskulatur: Injektionen mit Botulinumtoxin (Botox) lähmen gezielt die mimische Muskulatur, die für die Entstehung von Ausdrucksfalten verantwortlich ist.
- Ablation abgestorbener Hautzellen: Methoden wie Peeling oder Laserbehandlung entfernen abgestorbene Hautschichten und stimulieren das Wachstum neuer, gesunder Haut.
Therapie
Die Behandlung von Falten zählt zu den zentralen Themen der ästhetischen Medizin. Ziel ist es, sichtbare Zeichen der Hautalterung zu mildern, die Hautstruktur zu verbessern und das äußere Erscheinungsbild an das innere Lebensgefühl anzupassen. Neben chirurgischen Eingriffen stehen heute zahlreiche minimalinvasive und unterstützende Verfahren zur Verfügung. Die Auswahl richtet sich nach Hauttyp, Faltentiefe, Lokalisation und individuellen Patientenwünschen.
Die nachfolgende Übersicht gliedert die verfügbaren Verfahren in vier Therapiegruppen: Faltenunterspritzung, nicht-invasive Methoden, chirurgische Verfahren und ergänzende Therapiekonzepte.
Faltenunterspritzung – Substanzklassen und Methoden
Diese Verfahren dienen dem Volumenaufbau und der Glättung statischer Falten. Es kommen unterschiedliche natürliche und synthetische Füllmaterialien zum Einsatz:
- AlloDerm-Faltenunterspritzung – aufbereitetes humanes Dermisgewebe zur subkutanen Faltenkorrektur
- Autologer Fetttransfer zur Faltenbehandlung – Injektion aufbereiteter Fettzellen aus Eigengewebe
- Cymetra-Faltenunterspritzung – mikronisiertes, humanes, dermales Kollagen (Hautkollagen)
- Eigenfetttransplantation (Lipofilling) – Transplantation körpereigenen Fetts zur nachhaltigen Volumenrekonstruktion
- Faltenunterspritzung mit Calciumhydroxylapatit – volumenbildend, regt zusätzlich Kollagenneubildung an
- Faltenunterspritzung mit Polycaprolacton – langwirksames Fillermaterial mit stimulierender Wirkung
- Faltenunterspritzung mit Polymilchsäure – induziert Kollagenbildung, kein Soforteffekt
- Hyaluronsäure-Faltenunterspritzung – Standardverfahren mit hoher Verträglichkeit und sofortiger Wirkung
- Kollagen-Faltenunterspritzung – früher weitverbreitet; wegen Allergierisiken heute seltener
- NASHA-Gel-Faltenunterspritzung – stabilisierte, nicht-animalische Hyaluronsäure mit homogener Gelstruktur
Nicht-invasive Methoden
Diese Methoden zielen auf muskuläre Relaxation, Hauterneuerung oder epidermale Glättung:
- Botulinumtoxin-Injektionen in der ästhetischen Medizin – reversible Hemmung der mimischen Muskulatur
- Hautabschleifung (Dermabrasion) – operative, mechanische Abtragung der Epidermis (Oberhaut)
- Laser-Skin-Resurfacing-Therapie – fraktionierte oder ablative Laserbehandlung zur Kollageninduktion
- Mikrodermabrasion – sanfte Abrasion mit Mikrokristallen zur Hautbildverfeinerung
- Peeling – chemische Exfoliation zur Regeneration der oberen Hautschichten
- Fruchtsäurepeeling – oberflächliche Anwendung von Alpha-Hydroxysäuren
- Trichloressigsäure-Peeling – mitteltiefes chemisches Peeling für aktinische Hautschäden
- Ultraschall in der Kosmetik – Nichtinvasives Verfahren zur Verbesserung der Hautstruktur, Anregung der Kollagenproduktion und Förderung der Wirkstoffaufnahme (Sonophorese). Je nach Frequenz wirkt es auf oberflächliche oder tiefere Hautschichten und wird zur Hautstraffung, Faltenreduktion, Cellulitebehandlung und Unterstützung der Lymphdrainage eingesetzt.
Chirurgische Verfahren zur Hautstraffung
Diese Techniken kommen bei fortgeschrittener Hautalterung und ausgeprägtem Hautüberschuss zum Einsatz:
- Gesichtshebung (Facelifting) – chirurgische Straffung der Haut im Mittel- und Untergesicht
- Halsstraffung (Halslifting) – Entfernung von Hautüberschuss und Platysmamuskelstraffung
- Stirnhebung (Stirnlifting) – Anhebung abgesunkener Augenbrauen und Glättung der Stirnfalten
Ergänzende Therapiekonzepte zur Hautverjüngung
Diese Maßnahmen unterstützen den Hautstoffwechsel systemisch oder lokal:
- Hormonkosmetik (Hormontherapie) – gezielte Anwendung von Östrogenen, Progesteron oder Androgenen zur Hautverbesserung
- Mikronährstofftherapie von Haut, Haaren und Nägeln – Supplementierung von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen
- Retinoltherapie bei Hautalterung – Anwendung von Vitamin-A-Derivaten zur epidermalen Zellregeneration und Kollagenstimulation
- Proteintherapie bei Hautalterung, Haarausfall und Nägelveränderungen im Alter – Proteintherapie kann dabei helfen, die negativen Auswirkungen des Alterns zu mildern, indem sie essentielle Bausteine für Reparatur und Erhaltung der Gewebestrukturen liefert.
Die Faltenbehandlung ist ein interdisziplinäres Feld innerhalb der ästhetischen Medizin. Von Unterspritzungen über apparative Verfahren bis zu chirurgischen Korrekturen steht ein breites therapeutisches Repertoire zur Verfügung. Ergänzt durch systemische Maßnahmen wie Hormon- und Mikronährstofftherapie lassen sich synergetische Effekte erzielen. Die Therapieentscheidung sollte individuell und evidenzbasiert unter ärztlicher Leitung erfolgen.
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken
Obwohl viele der Faltenbehandlungen als sicher gelten, können Nebenwirkungen auftreten, wie:
- Rötungen und Schwellungen nach der Behandlung,
- Schmerzen oder Unbehagen an der behandelten Stelle,
- Allergische Reaktionen auf die verwendeten Substanzen,
- Infektionsrisiken besonders bei invasiven Methoden.
Fazit
Moderne Faltenbehandlungen bieten vielfältige Möglichkeiten, die Zeichen der Hautalterung effektiv zu bekämpfen und das äußere Erscheinungsbild den inneren Gefühlen anzupassen. Sie reichen von nicht-invasiven Methoden wie Botox und Fillern hin zu chirurgischen Eingriffen wie dem Facelifting. Eine individuelle Beratung durch Fachpersonal ist entscheidend, um die am besten geeignete Methode auszuwählen und ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen.
Literatur
- Worret WI, Gehring W: Kosmetische Dermatologie. Springer Verlag 2003
- Jacobi GH: Kursbuch Anti-Aging. Georg Thieme Verlag 2004
- Bretzel RG, Schill WB, Weidner W: Männer-Medizin: in der allgemeinmedizinischen und internistischen Praxis. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2005