Ursachen
Hyperinsulinismus

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Hyperinsulinämie kann bedingt sein durch eine vermehrte Sekretion von Insulin oder durch eine periphere Insulinresistenz (= verminderte oder aufgehobene Wirkung des Peptidhormons Insulin in den peripheren Geweben). Auch Tumoren (Insulinome, seltene meist benigne (gutartige) Tumoren) können zu einer Überproduktion von Insulin führen.

Man unterscheidet zwischen einem erworbenen Hyperinsulinismus und einem kongenitalen (angeborenen) Hyperinsulinismus. Hier ist die Insulinsekretion der Beta-Zellen des Pankreas pathologisch (krankhaft) erhöht.

Der kongenitale Hyperinsulinismus (CHI) lässt sich in folgende Formen unterteilen: 

  • Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus – die Sekretion ist bei einem begrenzten Gewebeareal gestört
  • Globaler kongenitaler Hyperinsulinismus – die Sekretion ist global, diffus gestört
  • Atypischer kongenitaler Hyperinsulinismus – eine Zuordnung von den ersten beiden Formen ist nicht möglich

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung FOXO3A rs2802292 G-Allel ist mit einer erhöhten peripheren und hepatischen Insulinempfindlichkeit assoziiert, d. h. das Fehlen des G-Allels ist ein Risikofaktor für eine Hyperinsulinämie 
  • Sozioökonomische Faktoren – niedriger sozioökonomischer Status [2]

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Kohlenhydratreiche Ernährung (vor allem von Glucose und Saccharose (Zucker); z. B. auch Konsum von Softdrinks mit Zucker)
    • Fettreiche Ernährung (gesättigte Fettsäuren)
      Hinweis: Ein aromatisiertes Palmöl-Getränk führte zu einer Verringerung der Insulinsensibilität bzw. Insulinresistenz sowie zu vermehrten Fetteinlagerungen und Veränderungen im Energiestoffwechsel der Leber [1].
    • Übermaß an Nahrungsenergie [2]
  • Genussmittelkonsum 
    • Tabak (Rauchen) [2]
  • Körperliche Aktivität
    • Fehlende körperliche Aktivität (Bewegungsmangel) [2]
  • Psycho-soziale Situation
    • Schlafmangel [2]
    • Stress [2]
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
  • Androide Körperfettverteilung, das heißt abdominales/viszerales, stammbetontes, zentrales Körperfett (Apfeltyp) – es liegt ein hoher Taillenumfang bzw. ein erhöhter Taille-Hüft-Quotient (THQ; englisch: waist-to-hip-ratio (WHR)) vor
    Bei der Messung des Taillenumfangs gemäß der Richtlinie der International Diabetes Federation (IDF, 2005) gelten folgende Normwerte:
    • Männer < 94 cm
    • Frauen < 80 cm
    Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft veröffentlichte 2006 etwas moderatere Zahlen für den Taillenumfang: 102 cm bei Männern und 88 cm bei Frauen.
  • Absichtliche Überdosierung von Insulin (= Hypoglycaemia factitia; Krankheitsbild, bei dem es durch gezielte Selbstverabreichung von blutzuckersenkenden Mitteln (vorwiegend Sulfonylharnstoffe) zu einem gewollten Absenken des Blutzuckers (Hypoglykämie) kommt)

Krankheitsbedingte Ursachen

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Adipositas (Fettsucht)
  • Autoantikörper gegen Insulin
  • Depression [2]
  • Diabetes mellitus Typ 2 (Alterszucker) – führt zur peripheren Insulinresistenz (verminderte Wirksamkeit des körpereigenen Insulins an den Zielorganen Skelettmuskulatur, Fettgewebe und Leber)
  • Ektope Insulinsekretion – Ausschüttung von Insulin von einem anderem Ort als dem Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
  • Kongenitale Hyperinsulinämie (CHI) – meist infolge einer Ionenkanalmutation des ATP-sensitiven Kaliumkanals; pathologisch (krankhaft) gesteigerte Insulinsekretion der Beta-Zellen
  • Metabolisches Syndrom – klinische Bezeichnung für die Symptomkombination Adipositas (Übergewicht), Hypertonie (Bluthochdruck), erhöhte Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) und Nüchterninsulin-Serumspiegels (Insulinresistenz) und Fettstoffwechselstörung (erhöhte VLDL-Triglyceride, erniedrigtes HDL-Cholesterin). Des Weiteren ist häufig auch eine Koagulationsstörung (vermehrte Gerinnungsneigung), mit einem erhöhten Risiko für Thromboembolien nachzuweisen.

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Insulinom – seltener, meist benigner (gutartiger) Tumor aus endokrinen Zellen (Langerhans-Inseln) des Pankreas (Bauchspeicheldrüse), in dem vermehrt Insulin produziert wird

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Hypertriglyzeridämie (Fettstoffwechselstörung mit Erhöhung der Triglyceride)

Medikamente

  • Überdosierung von Insulin oder Insulinsekretagoga (Repa-/Nateglinid)
    • Überdosierung von Insulin → verringerte Insulinresistenz als Folge der Hyperinsulinämie und damit verbunden eine immer stärkere Freisetzung des Hormons, um den Blutzucker in Balance zu halten.
  • Sulfonylharnstoffe – orales Antidiabetikum (Medikament, welches bei Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt wird)

Literatur

  1. Hernández EÁ et al.: Acute dietary fat intake initiates alterations in energy metabolism and insulin resistance, J Clin Invest. 2017 Feb 1;127(2):695-708. doi: 10.1172/JCI89444. Epub 2017 Jan 23
  2. Kolb H et al.: Insulin translates unfavourable lifestyle into obesity. BMC Medicine201816:232 https://doi.org/10.1186/s12916-018-1225-1
     
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