Bauchspeicheldrüsenschwäche (Pankreasinsuffizienz) – Einleitung

Die Pankreasinsuffizienz – umgangssprachlich Bauchspeicheldrüsenschwäche genannt – (Synonyme: Pancreatic insufficiency; Pankreasfunktion, unzureichend; ICD-10-GM E16.9: Störung der inneren Sekretion des Pankreas, nicht näher bezeichnet) bezeichnet das Unvermögen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), genügend Verdauungsenzyme (= exokrine Pankreasinsuffizienz, EPI) und im späteren Stadium auch Hormone wie Insulin (= endokrine Pankreasinsuffizienz) zu produzieren. Sie tritt meist als Komplikation einer chronischen Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), bei einem Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) oder aber bei der zystischen Fibrose (Mukoviszidose) auf.

Formen der Pankreasinsuffizienz

Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

  • Unzureichende Produktion von Verdauungsenzymen (Lipase, Amylase, Protease)
  • Führt zu Malabsorption und Verdauungsstörungen

Endokrine Pankreasinsuffizienz

  • Unzureichende Produktion von Hormonen, insbesondere Insulin
  • Führt zu Diabetes mellitus (insulinpflichtig)

Symptome

Symptome einer Pankreasinsuffizienz entwickeln sich erst recht spät. Meistens sind dann schon mehr als 90 % des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) zugrunde gegangen. Zu den Symptomen gehören:

  • Steatorrhoe (fettige Stühle)
  • Gewichtsverlust
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Mangelerscheinungen, insbesondere fettlösliche Vitamine (A, D, E, K)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind annähernd doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr auf.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) ist bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 erhöht. Beim Typ-1-Diabetes liegt die Prävalenz zwischen 26 und 57 % und bei den Typ 2-Diabetikern leidet jeder Dritte an einer EPI (in Deutschland).

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 3-4 Erkrankungen pro 1.000 Krankenhauseinweisungen pro Jahr (in Europa).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Die Pankreasinsuffizienz entwickelt sich meist schleichend und bleibt oft über längere Zeit unbemerkt, da Symptome erst auftreten, wenn bereits über 90 % der Pankreasfunktion verloren gegangen sind. Initiale Symptome der exokrinen Pankreasinsuffizienz umfassen Steatorrhoe (fettige Stühle), Gewichtsverlust, Blähungen und Bauchschmerzen. Ohne adäquate Behandlung führt die ungenügende Produktion von Verdauungsenzymen zu ausgeprägten Verdauungsstörungen und Mangelerscheinungen, insbesondere an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K).

Bei fortschreitender Schädigung der Bauchspeicheldrüse kann die endokrine Pankreasinsuffizienz auftreten, die zur Entwicklung eines insulinpflichtigen Diabetes mellitus führt. Die Patienten benötigen dann eine Insulintherapie.

Prognose

Eine Pankreasinsuffizienz ist nicht reversibel, das heißt, sie kann nicht geheilt werden. Die exokrine Pankreasinsuffizienz erfordert eine lebenslange Zufuhr von Verdauungsenzymen in Form von Medikamenten mit den Mahlzeiten. Zusätzlich muss die Ernährung entsprechend angepasst werden, einschließlich Alkoholabstinenz, kohlenhydratreicher und fettarmer Kost, sowie mehreren kleinen Mahlzeiten pro Tag. Gegebenenfalls ist auch die Substitution der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K notwendig.

Bei der endokrinen Pankreasinsuffizienz wird ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus diagnostiziert, der eine Insulintherapie erfordert. Mit einer adäquaten Therapie können die meisten Patienten eine gute Lebensqualität aufrechterhalten und die typischen Komplikationen der Pankreasinsuffizienz vermeiden oder zumindest minimieren.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Pankreatitis. (AWMF-Registernummer: 021-003), September 2021 Langfassung