Hormonkosmetik (Hormontherapie)

Die Haut, als hormonabhängiges Organ, reagiert empfindlich auf Veränderungen im hormonellen Gleichgewicht. Hormonkosmetik nutzt diese Verbindung, indem sie gezielt Hormone zur Verbesserung der Hautqualität einsetzt. Diese Art der Behandlung wird immer beliebter, da sie nicht nur die sichtbaren Zeichen der Hautalterung bekämpft, sondern auch die Gesundheit der Haut unterstützt.

Die Haut besitzt Steroidhormonrezeptoren, über die Östrogene, Progesteron und Testosteron andocken und damit ihre Wirkung entfalten können. Hormonmangelzustände können somit zu dermatologischen Problemen führen.

Ziele der Hormonkosmetik

Hormonkosmetik zielt darauf ab, die Hautgesundheit und -ästhetik durch die gezielte Nutzung hormoneller Wirkstoffe zu verbessern. Die primären Ziele umfassen die Steigerung der Hautelastizität und -feuchtigkeit, die Verzögerung der altersbedingten Hautveränderungen und die Reduktion von feinen Linien und Falten. Hormonkosmetik strebt auch an, die Hautdichte zu erhöhen und die Kollagenproduktion zu fördern, um eine straffere und jugendlichere Haut zu unterstützen. Ferner wird sie eingesetzt, um hormonell bedingte Hautveränderungen wie Trockenheit oder Hyperpigmentierung, die häufig während der Menopause oder Andropause auftreten, zu mildern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Hormonkosmetik ist besonders geeignet für Haut, die Zeichen von Hormonmangel wie Trockenheit oder Faltenbildung zeigt.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Nicht empfohlen bei bestimmten Hauterkrankungen, hormonabhängigen Erkrankungen oder bei Allergien gegen Bestandteile der Creme.

Vor der Behandlung

  • Hautanalyse und endokrinologische Bewertung: Eine gründliche Untersuchung der Haut und eine Bewertung des hormonellen Status sind entscheidend, um festzustellen, ob eine hormonbasierte Behandlung geeignet ist.
  • Beratung und Aufklärung: Patienten sollten über die Wirkweise, mögliche Ergebnisse und Risiken der Hormonkosmetik aufgeklärt werden.

Die Wirkweisen

Es ist gut belegt, dass Hormontherapien oder ergänzende Hormonbehandlungen positive Effekte auf verschiedene Aspekte der Hautgesundheit haben, darunter:

  • Qualität der Epidermis (Oberhaut)
  • Kollagen- und Elastinanteil in der Haut
  • Feuchtigkeitsgehalt der Haut
  • Zustand des Scheidengewebes und der Harnröhre

Eingesetzte Hormone bei der Hormontherapie der Haut

  • Östrogene: Fördern die Kollagensynthese [3] und verbessern die Durchblutung.
  • Progesteron: Hemmt die Kollagenasen und verhindert somit den Kollagenabbau.
  • Testosteron: Führt zum Crossing-over von Kollagensträngen, was dem Binde- und Fettgewebe Stabilität verleiht (Anti-Cellulite-Faktor) und hemmt ebenfalls die Kollagenasen.

Detaillierte Beschreibung des Hormoneinflusses auf die Haut

Einfluss auf die Epidermis

  • Östrogene: Wirken anabol, indem sie die Aktivität des Stratum germinativum stimulieren. Dies geschieht über die Induktion von IGF-1 in der Haut. Östrogene fördern auch die Ausschüttung von Histamin aus den Mastzellen und beeinflussen die Größe und den Melaningehalt der Melanozyten, was zu Hyperpigmentierung führen kann, wie sie häufig bei der Einnahme von Kontrazeptiva (Mittel der Empfängnisverhütung) oder in der Schwangerschaft beobachtet wird.
  • Vitamin D3 und Thyroxin: Beeinflussen gemeinsam die Proliferation der Keratinozyten.
  • Testosteron: Stimuliert die Keratinozyten (Keratin-produzierende Zellen) durch den Keratinozyten-Wachstumsfaktor und erhöht den Keratingehalt.

Einfluss auf die Dermis (Lederhaut)

  • Progesteron und Testosteron: Hemmen Matrixmetalloproteinasen (MMPs), die durch UV-Licht und Rauchen aktiviert werden und Kollagenfibrillen abbauen.
  • 17-Beta-Östradiol: Reguliert ebenfalls die MMPs herunter und stimuliert die Kollagensynthese, solange keine UV-Schädigungen vorliegen.
  • Östrogene: Fördern die Synthese von Elastin und verbessern die Verzahnung der Epidermis mit der Subkutis (Unterhaut). Sie stimulieren auch die Synthese von Hyaluronsäure, einem wichtigen Bestandteil der Glykosaminoglykane, die zur Stabilisation der Haut durch Wassereinlagerung beitragen.

Einfluss auf die Subkutis (Unterhaut)

  • Die Adipozyten (Fettzellen) in der Subkutis, die sich in der zweiten Lebenshälfte besonders im viszeralen Bereich anreichern, werden durch Östrogene und Progesteron beeinflusst. Diese Hormone stimulieren die endotheliale Lipoproteinlipase-Aktivität, was die subkutanen Adipozyten unterstützt und Erhaltungseffekte hat.

Einfluss der Hormone auf die Talgdrüsen

  • Die Funktion der Talgdrüsen nimmt im Alter ab und ist abhängig von Sexualhormonen wie Androgenen und Östrogenen. Dies wird durch eine Abnahme der Sekretion von Sexualhormonen sowie von Wachstumshormonen (STH, IGF-1) beeinflusst.

Nach der Behandlung

  • Hautpflege: Empfehlungen zur Hautpflege nach der Behandlung, um die Ergebnisse zu maximieren und Nebenwirkungen zu minimieren.
  • Regelmäßige Nachuntersuchungen: Überwachung der Hautreaktion und Anpassung der Behandlung bei Bedarf.

Mögliche Komplikationen 

  • Frühkomplikationen: Hautirritationen, Überempfindlichkeitsreaktionen oder hormonelle Unregelmäßigkeiten in den ersten Wochen der Anwendung.
  • Spätkomplikationen: Langzeiteffekte wie hormonelle Ungleichgewichte oder anhaltende Hautveränderungen.

Fazit!

Der Einfluss von Hormonen auf die Haut ist erheblich und spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung ihrer Jugendlichkeit und Gesundheit. Vor der Anwendung von Hormonkosmetik ist es essenziell, den endokrinologischen Status zu bestimmen, insbesondere im Kontext von Menopause, Andropause und Somatopause.

Für eine effektive Hormonkosmetik wird empfohlen, eine Kombination aus Östrogen-haltiger Creme und Progesteron zu verwenden. Sowohl Cremes mit 0,01 % Estradiol als auch solche mit 0,3 % Östriol sind hierfür geeignet [1].

Zusätzlich zur topischen Anwendung sollte eine ergänzende orale Therapie mit Mikronährstoffen durchgeführt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise an die Hautpflege.

Studien haben gezeigt, dass eine regelmäßige Anwendung von topischer Hormontherapie das Austrocknen der Haut signifikant um 24 % reduziert und die Faltenbildung um bis zu 30 % verringert. Dies bestätigt die Wirksamkeit der Hormonkosmetik als wichtigen Bestandteil eines umfassenden Hautpflegeprogramms.

Auch unter einer Hormonersatztherapie (HET) profitiert die Haut von einer zusätzlichen Anwendung einer Östradiolcreme [2].

Literatur

  1. Jolanta B et al.: Treatment of skin aging with topical estrogens. Int J Dermatol. 1996 Sep;35(9):669-74.
  2. Patriarca MT et al.: Effects of topical estradiol on the facial skin collagen of postmenopausal women under oral hormone therapy: a pilot study. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2007 Feb;130(2):202-5. Epub 2006 Jun 23.
  3. Rittié L, Kang S, Voorhees JJ, Fisher GJ: Induction of collagen by estradiol: difference between sun-protected and photodamaged human skin in vivo. Arch Dermatol. 2008 Sep;144(9):1129-4