Weitere Therapie
Zöliakie

Allgemeine Maßnahmen

  • Die einzige und wirkungsvollste Therapie ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung (s. u. Ernährungsmedizin). Dabei sind auch kleinste Mengen oder die nur gelegentliche Aufnahme glutenhaltiger Getreide zu vermeiden.
    Innerhalb von 3 Jahren kommt es unter einer glutenfreien Diät zur Regeneration der Dünndarmschleimhaut und der Normalisierung der Zoeliakie spezifischen serologischen Laborparametern (Transglutaminase-Antikörper (tTG) oder Endomysium-Antikörper (EMA)).
  • Erhalt des Normalgewichts anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Hepatitis A- und B-Impfung (so oft wiederholen, bis der Anti-HBS-Titer erreicht ist)
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Zöliakie)
  • HPV-Impfung (auch im Erwachsenenalter)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.
  • Falls im Kindesalter nicht oder nicht vollständig durchgeführt: Masern (notwendige Lebendimpfung auch bei Immunsuppression), Mumps, Varizellen (Windpocken), Röteln, Polio
  • Auffrischimpfungen empfehlenswert: Tetanus, Diphtherie, Pertussis

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen  (Nachsorge): Überwachung hinsichtlich klinischer Symptome; des Weiteren Bestimmung des Zoeliakie-spezifischen Antikörpers (TG2-IgA). Die erste serologische Kontrolle empfiehlt sich nach 6 Monaten, danach in halbjährlichen Abständen, bis zum Erreichen der Seronegativität (= Personen, bei denen mit Hilfe serologischer Untersuchungsmethoden keine Antikörper gegen spezifische Antigene nachweisbar sind).

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Die Therapie der Glutenunverträglichkeit besteht in einer lebenslangen, konsequenten Einhaltung einer lebenslangen glutenfreien Ernährung.
      Auch asymptomatische Zöliakie-Patienten profitieren von einer glutenfreien Ernährung. In in einer glutenfreien Gruppe zeigten sich histologisch positive Veränderungen. So war in der Dünndarmschleimhaut das Verhältnis der Zottenhöhe zur Kryptentiefe signifikant vergrößert. Des Weiteren war der Titer der zöliakiespezifischen Antikörper (Endomysium-IgA-Antikörper) gefallen und gastrointestinale Symptome hatten sich deutlich verbessert [1].
      Hinweis: Gluten muss als Lebensmittelinhaltsstoff nicht gekennzeichnet werden und kann aus diesem Grund auch in vielen industriell hergestellten, nicht getreidehaltigen Lebensmitteln enthalten sein.
      Als "glutenfrei" gelten Lebensmittel mit einem Glutengehalt < 20 ppm (mg/kg) und als "glutenarm“, wenn der Glutengehalt zwischen 20 und 100 ppm liegt.
    • Beachte: Die glutenfreie Diät (GFD) muss lebenslang strikt eingehalten werden. Ziel ist es, dass die Glutenmenge bei < 10 mg pro Tag liegt.
    • Meiden glutenhaltiger Lebensmittel
      • Glutenhaltige GetreideartenWeizen (Hart- und Weichweizen, Khorasan-Weizen), Roggen, Gerste, Dinkel, Einkorn, Emmer, Kamut, Grünkern (unreif geernteter Dinkel, Einkorn oder Emmer), Urkorn, Triticale (Weizen-Roggen-Kreuzung), Wildreis und daraus hergestellte Produkte, wie Mehl, Graupen, Grieß, Flocken, Grütze, Keime, Kleie, Schrot, Paniermehl, Brot und Backwaren, Zwieback und Teigwaren
        Hinweis: Erlaubte Getreidesorten sind Amaranth, Buchweizen, Hafer, Hirse, Mais, Quinoa und Reis.
      • Grützwurst, paniertes Fleisch, Fischstäbchen, -nuggets, Fischkonserven in pikanter Soße
      • Kroketten, Kartoffelprodukte, Fertiggerichte einschließlich -suppen, -soßen, Mehlsoßen
      • Jogurt mit Getreideanteil, Fruchtjoghurts, -quark, Eiscreme
    • Bevorzugen glutenfreier Lebensmittel
      • Glutenfreie Getreidearten und deren Mehle – Buchweizen, Hirse, Kartoffeln, Kartoffelmehl, Mais, Maniok, Reis (nicht Wildreis), (reine Weizenstärke und andere reine Stärkeprodukte), Sorghum, Soja, Esskastanien sowie daraus hergestellte Spezialprodukte
      • Südamerikanische Körnerfrüchte – Quinoa, Amaranth
      • Grundnahrungsmittel tierischer Herkunft (ohne Zusatz), wie Fleisch, Innereien, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte, wie Butter und Käse
      • Frisches Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse
      • Öle und Fette
      • Sirup, Konfitüre, Marmelade, Zucker, Süßstoff
      • Lebensmittel mit dem Hinweis "glutenfrei" beziehungsweise speziell für die glutenfreie Ernährung hergestellte Produkte, wie glutenfreies Brot, Gebäck, Teigwaren
    • Vorsicht bei
      • Reiner Weizenstärke – kann Spuren von Gluten enthalten
      • Fertigprodukten und Konserven – Gluten wird häufig als Emulgator, Stabilisator oder Bindemittel eingesetzt
      • Wurstwaren, Fischerzeugnissen und -konserven
      • Milcherzeugnissen und anderen industriell hergestellten Produkten
      • Soßen, Gewürzmischungen
      • Desserts, Süßigkeiten
    • In seltenen Fällen reagieren Zöliakie-Patienten nur dann auf eine glutenfreie Diät mit einer Verbesserung der Symptomatik, wenn weitere proteinreiche (eiweißreiche) Lebensmittel, wie Ei, Geflügel oder Milch, gemieden werden.
    • Bis zur weitgehenden Regeneration der Darmzotten sollte auf oxalsäurereiche Lebensmittel und Getränke verzichtet werden. Meiden:
      • Obst und Gemüse, wie Rote Bete (frisch und gekocht), Petersilie, Rhabarber (Kompott), Spinat, Runkelrübe, Mangold
      • Nüsse (Mandeln, Cashew, Pecan, Erdnüsse, Walnüsse)
      • Schwarze Tee- und Pfefferminzblätter, Instant-Kaffeepulver und Kakaopulver
    • Bei Fettstühlen ist bis zur weitgehenden Regeneration der Darmzotten die Fettzufuhr zu reduzieren. Zudem sollten Nahrungsfette (LCT-Fette) teilweise durch die sehr gut verträglichen MCT-Fette ersetzt werden.
    • Meiden lactosehaltiger Lebensmittel; häufig leiden Zöliakie-Patienten an einem sekundären Lactasemangel, d. h. der Organismus kann keine Lactose (Milchzucker) verwerten verwerten; wg. Ernährungsempfehlungen siehe unter Lactoseintoleranz.
  • Beachte: Wenn lediglich zur Besserung unspezifischer gastrointestinaler Symptome eine gluten- oder weizenfreie Kost begonnen wird, soll zuvor eine Zöliakie serologisch ausgeschlossen werden.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Deutsche Zöliakie Gesellschaft e. V.
    Filderhauptstr. 61, 70599 Stuttgart
    Telefon: 0711-454514
  • Umfangreiche Selbsthilfeseite zum Thema Zöliakie: www.zoeliakie-treff.de. Neben einem Forum bieten wir auch eine Kontaktbörse unterteilt nach Postleitzahlen, sodass Betroffene schnell zueinander finden können.

Literatur

  1. Kurppa K et al.: Benefits of a Gluten-Free Diet for Asymptomatic Patients With Serologic Markers of Celiac Disease. Published Online: May 13, 2014 doi: http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2014.05.003
     
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