Symptome – Beschwerden
Zöliakie

Erste Symptome können sich bereits kurz nach Einführung der Beikost entwickeln! Die klassischen Symptome (Durchfall und Gedeihstörung) zeigen jedoch nur ca. 20 % der Erkrankten. Folgeerkrankungen im späteren (Klein)-Kindesalter führen häufig erst zur Diagnose.

Beachte: Screeningsuntersuchungen bei Kindern zeigen, dass 50 bis 70 % der Betroffenen beschwerdefrei sind [2. 3].

Die Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) geht mit folgenden Symptomen und Beschwerden einher:

Intestinal ("den Darm betreffend")

  • Ständige wässrige Diarrhöen (Durchfälle); beim Kleinkind in voller Ausprägung auch Symptome, wie voluminöse übelriechende Diarrhöen [es können auch Motilitätsstörungen im Sinne einer Obstipation/Verstopfung auftreten)
  • Chronische Bauchschmerzen*
  • Meteorismus* (Blähbauch)
  • Ausladendes Abdomen
  • Steatorrhöen – grau-glänzende Fettstühle beziehungsweise -durchfälle
  • Nausea (Übelkeit) und/oder Erbrechen
  • Appetitverlust bei Gastroparese (Magenlähmung: verzögerte Magenentleerung)

*75 % der Patienten leiden unter Bauchschmerzen und Meteorismus; mehr als die Hälfte der Zöliakie-Patienten wird langfristig als Reizdarmsyndrom (RDS), ein weiteres Drittel als psychische Störung fehldiagnostiziert und -behandelt!
Einige Patienten leiden unter unspezifischen Symptomen wie chronischer Obstipation (Verstopfung) oder Bauchschmerzen.

Extraintestinal ("außerhalb des Darms")

Auch bei den folgenden extraintestinalen Symptomen sollte an eine Zöliakie gedacht werden:

  • Gewichtsverlust/ungewollte Gewichtsabnahme (allgemeine Malabsorption)
  • Wachstums- und Gedeihstörungen (beim Kind)/Wachstumsretardierung
    • Gedeihstörungen im Kindesalter; beim Kleinkind in voller Ausprägung auch Symptome, wie Muskelhypotrophie (unterentwickelte Muskulatur) und Anorexie (Appetitlosigkeit)
    • Pubertas tarda (liegt vor, wenn beim sonst gesunden Mädchen (Jungen) jenseits eines chronologischen Alters von 13,5 (14) Jahren noch keine Pubertätszeichen vorhanden sind)
  • Mangelsyndrome an Makro- und Mikronährstoffen (Nährstoffe, Vitalstoffe) – vor allem fettlösliche Vitamine – durch Verluste über den Stuhl sowie Resorptionsstörungen; führt zu: 
    • Anämie (Blutarmut; hier: Eisenmangelanämie) / Blässe wg. Eisenmangel
    • Hämatome wg. Vitamin-K-Mangel
    • Nachtblindheit wg. Vitamin-A-Mangel
    • Ödeme (Wassereinlagerungen) wg. Hypalbuminämie
    • Osteomalazie (Knochenerweichung)/Osteoporose (Knochenschwund) wg. Calcium- und Vitamin-D-Mangel
    • Periphere Neuropathie (Erkrankung der Nerven welche Informationen zwischen dem Zentralnervensystem und den Muskeln transportieren)/Polyneuropathie (Störungen der peripheren Nerven oder Anteilen von Nerven) wg. Vitamin-B12-Mangel
    • Tetanie/Muskelschwäche wg. Magnesium- und Calciummangel
    • Zahnschmelzveränderungen wg. Calciummangel
  • Rezidivierende orale Aphthen – schmerzhafte, erosive Schleimhautveränderung, die bevorzugt in der Mundhöhle im Bereich von Zahnfleisch, Mundschleimhaut oder Zunge auftritt
  • Neurologische Erkrankungen:
    • Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 21-28 % [4]; betroffen sind hauptsächlich Frauen, die jünger als 65 Jahre sind [5]) 
    • Risiko für Patienten mit Zöliakie in der Zukunft eine Epilepsie zu entwickeln, war deutlich erhöht (bei Kindern HR 1,42 und bei Jugendlichen (Alter < 20 Jahren) bei 1,58) [6]
  • Einige Zöliakiekranke klagen des Weiteren über psychische Veränderungen (depressive Verstimmung), Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Konzentrations- und Leistungstief sowie Depression. 

Klinische Bild in Abhängigkeit vom Alter

Das klinische Bild der Zöliakie in Abhängigkeit vom Alter:

  • Bei Kindern unter drei Jahren überwiegen typische gastrointestinale Symptome (Symptome des Magen-Darm-Traktes) wie Diarrhoe (Durchfall), Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) und Gedeihstörung.
  • Bei ältere Kinder dagegen sind gastrointestinal asymptomatisch. Sie haben häufig nicht-gastrointesinale Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung), Minderwuchs sowie eine positive Familienanamnese für Zöliakie oder eine Eisenmangelanämie [1].
  • Bei Erwachsenen stehen heute oligo- oder sogar monosymptomatische Verlaufsformen und extraintestinale ("außerhalb des Darms") Manifestationen im Vordergrund (z. B. Eisenmangelanämie, Mundaphthen, Dermatitis herpetiformis (Hautkrankheit aus der Gruppe der blasenbildenden Autoimmundermatosen), Osteopenie (Minderung der Knochendichte), Transaminasenerhöhung und sekundäre Amenorrhoe/keine Menstruationsblutung seit mehr als drei Monaten bei bereits etabliertem Zyklus).

Screening von Risikopatienten

Extraintestinale Manifestationen der Zöliakie:

Asymptomatische/atypische Manifestationen Prozent (%)
Erstgradige Verwandte
15-20 %
Down-Syndrom 5-12 %
Ullrich-Turner-Syndrom
2-5 %
Diabetes mellitus Typ 1
2-12 %
Autoimmunhepatitis (Kinder)
12-13 %
Autoimmunthyreoiditis
3-7 %
Selektiver Ig A-Mangel
2-8 %

Oligosymptomatische Symptome:

  • Anorexie (Appetitlosigkeit)
  • chronische/intermittierende Diarrhoe (Durchfall)
  • chronische Kopfschmerzen
  • chronische Müdigkeit
  • chronische Obstipation
  • depressive Verstimmung
  • dyspetische Beschwerden (Erbrechen/Übelkeit)
  • Eisenmangelanämie
  • Gedeihstörung
  • Gewichtsverlust
  • Kleinwuchs/Wachstumsretardierung
  • Osteoporose/Osteopenie
  • Konzentrationsstörungen
  • Pubertas tarda (Amenorrhoe)
  • rezidivierende Mundaphthen
  • Transaminasenerhöhung
  • Zahnschmelzdefekt

Refraktäre Zöliakie Typ II – Ausschluss eines intestinalen (darmbezogenen) Malignoms (Lymphom)

Dieses geht im Regelfall mit folgenden klinischen Alarmsymptomen einher:

  • Nachtschweiß
  • progrediente Gewichtsabnahme
  • Fieber

Literatur

  1. Telega G, Bennet TR, Werlin S: Emerging new clinical patterns in the presentation of celiac disease. Arch Pediatr Adolesc Med. 2008 Feb;162(2):164-8.
  2. Agardh D, Lee HS, Kurppa K et al.: Clinical features of celiac disease: A prospective birth cohort. Pediatrics 2015; 135: 627-34
  3. Rosen A, Sandstrom O, Carlsson A et al.: Usefulness of symptoms to screen for celiac disease. Pediatrics 2014; 133: 211-8
  4. Cámara-Lemarroy CR, Rodriguez-Gutierrez R, Monreal-Robles R, Marfil-Rivera A: Gastrointestinal disorders associated with migraine: A comprehensive review. World J Gastroenterol. 2016 Sep 28;22(36):8149-60.
  5. Dimitrova AK, Ungaro RC, Lebwohl B, Lewis SK, Tennyson CA, Green MW, Babyatsky MW, Green PH: Prevalence of migraine in patients with celiac disease and inflammatory bowel disease. Headache. 2013 Feb;53(2):344-55. doi: 10.1111/j.1526-4610.2012.02260.x. Epub 2012 Nov 5.
  6. Ludvigsson JF et al.: Increased Risk of Epilepsy in Biopsy-Verified Celiac Disease: A Population-Based Cohort Study. Neurology 2012, 78(18): 1401-1407
     
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