Einleitung
Magen-Darm-Blutung (Gastrointestinale Blutung)

Bei der gastrointestinalen Blutung (GIB) – umgangssprachlich Magen-Darm-Blutung genannt – (Synonyme: Gastrointestinalblutung; GI-Blutung; anorektale Blutung; Blutung aus dem Gastrointestinaltrakt; Darmblutung; Darmhämorrhagie; Dickdarmblutung; Dünndarmblutung; Duodenalblutung; Duodenalhämorrhagie; Enterorrhagie; Gastroenterische Blutung; Gastroenterische Hämorrhagie; Gastrointestinale Blutung; Gastrointestinale Hämorrhagie; Gastrorrhagie; Gastrostaxis; Hämorrhagie des Duodenums; Hämorrhagie des Intestinums; Intestinalblutung; Kolonblutung; Kolonhämorrhagie; Magenausgussblutung; Magenblutung; Magen-Darm-Blutung; Magenhämorrhagie; obere gastrointestinale Blutung; Okkulte Darmblutung; Okkulte Intestinalblutung; untere gastrointestinale Blutung; Zäkumblutung; Zäkumhämorrhagie; ICD-10-GM K92.2: Gastrointestinale Blutung, nicht näher bezeichnet) handelt es sich um eine Blutung aus dem Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt).

Man kann die obere von der unteren gastrointestinalen Blutung (GIB) unterscheiden:

  • Obere gastrointestinale Blutung (OGIB): Die Blutungsquelle liegt oberhalb des Überganges Duodenum (Zwölffingerdarm)/Jejunum (Leerdarm) [= Flexura duodenojejunalis] bzw. proximal des Treitz` Bandes (Treitz entdeckte 1853 den Musculus suspensorius duodeni, welcher später Treitzsches Ligament oder auch Treitzsches Band (Ligamentum suspensorium duodeni) genannt wurde. Die Struktur fixiert den Übergang von Duodenum und Jejunum an der Hinterwand des Abdomens).
    Mögliche Blutungsquelle ist damit Ösophagus (Speiseröhre), Magen oder Duodenum (Zwölffingerdarm).
  • Untere gastrointestinale Blutung (UGIB): Die Blutungsquelle liegt unterhalb der Flexura duodenojejunalis, also im Dünndarm, Kolon (Dickdarm) oder Rektum (Enddarm).

In 75-90 % der Fälle liegt eine obere gastrointestinale Blutung (OGIB) vor. Die häufigste Blutungsursache in der Gruppe der Nichtvarizenblutungen sind ein Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür) und Ulcus ventriculi (Magengeschwür), die für ca. 50 % aller Fälle verantwortlich sind.
Bei der unteren gastrointestinalen Blutung (UGIB) ist je nach Alter hauptsächlich eine anorektale Blutungsquelle ursächlich.

Als chronische Blutung des Gastrointestinaltrakts werden anhaltende Blutungen mit Abfall des Serumhämoglobinspiegels bezeichnet, die nicht zur Kreislaufinstabilität führen und mit Eisenmangel einhergehen [1].

Eine gastrointestinale Blutung kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter “Differentialdiagnosen“).

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für eine obere gastrointestinale Blutung beträgt 50-100 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr und für eine untere gastrointestinale Blutung (ohne Hämorrhoidalblutung) ca. 20 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose: Das klinische Spektrum einer gastrointestinalen Blutung reicht von der nur laborchemisch fassbaren Anämie (Blutarmut) bis hin zur fulminanten Blutung mit Schock (medizinischer Notfall). Bei Vorliegen einer hämodynamischen Instabilität ist eine notfallmäßige stationäre Einweisung erforderlich.
Ungünstige Prognosefaktoren sind ein höheres Lebensalter (> 65 Jahre), Begleiterkrankungen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Lungenerkrankungen, ein massiver Blutverlust (initialer Hk-Wert (Hämokrit-Wert) < 30 %) sowie Komplikationen (z. B. akutes Nierenversagen).

Gastrointestinale Blutungen können rezidivierend (wiederkehrend) auftreten. Nach Blutstillung rezidivieren innerhalb von drei Tagen 30 %.

Während Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) sehr dramatisch verlaufen können, sind Blutung im unteren Gastrointestinaltrakt

Beachte:

  • Die Nachuntersuchung von Blutungen im Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) unter Antikoagulantien (Blutungshemmer) oder antithrombozytären Substanzen (2,5 mg Rivaroxaban plus ASS, 5 mg Rivaroxaban allein oder 100 mg ASS allein) zeigte, dass von 14 Blutungen eine zu einem Karzinom führt, bei schweren Blutungskomplikationen gehen zehn Fälle mit einer Krebsdiagnose einher [2].
  • Patienten aller Altersklassen mit oraler Antikoagulation (OAC) haben im Jahr nach einer gastrointestinalen Blutung ein hohes Darmkrebsrisiko (4-8 %); das Risiko war 20-fach erhöht bei Patienten unter 65 Jahren [3]. 

Die durchschnittliche Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) aller Blutungen im Gastrointestinaltrakt beträgt 5-10 %.

Literatur

  1. S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Blutung. (AWMF-Registernummer: 021 - 028), Mai 2017 Langfassung
  2. Eikelboom JW für die COMPASS Investigator: Cancer risk in patients with vascular disease treated with Rivaroxaba, Clinical Trial Update, FP Number: 1321, ESC-Kongress, 2018, 26. August in München.
  3. Rasmussen PV et al.: Gastrointestinal bleeding and the risk of colorectal cancer in anticoagulated patients with atrial fibrillation. European Heart Journal 07 February 2020, ehz964, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz964

Leitlinien

  1. Celiński K, Cichoz-Lach H, Madro A, Słomka M, Kasztelan-Szczerbińska B, Dworzański T: Non-variceal upper gastrointestinal bleeding – guidelines on management. J Physiol Pharmacol 2008; 59 Suppl 2: 2  5-22927 41
  2. S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Blutung. (AWMF-Registernummer: 021 - 028), Mai 2017 Langfassung

     
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