Differentialdiagnosen
Blinddarmentzündung (Appendicitis)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Nahrungsmittelintoleranzen wie Lactoseintoleranz, Fructoseintoleranz
  • Porphyrie bzw. akute intermittierende Porphyrie (AIP); genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; Patienten mit dieser Krankheit weisen eine Reduktion der Aktivität des Enzyms Porphobilinogen-Desaminase (PBG-D) von 50 Prozent auf, die für die Porphyrinsynthese ausreicht. Auslöser einer Porphyrieattacke, die einige Tage, aber auch Monate dauern kann, sind Infektionen, Medikamente oder Alkohol. Das klinische Bild dieser Anfälle präsentiert sich als akutes Abdomen oder als neurologische Ausfälle, die einen letalen Verlauf nehmen können. Die Leitsymptome der akuten Porphyrie sind intermittierende neurologische und psychiatrische Störungen. Im Vordergrund steht häufig eine autonome Neuropathie, die abdominelle Koliken (akutes Abdomen), Nausea (Übelkeit), Erbrechen oder Obstipation (Verstopfung) verursacht sowie eine Tachykardie (Herzschläge  > 100 Schläge/min) und ein labiler Hypertonus (Bluthochdruck).

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Aortenaneurysma – Bildung einer Wandaussackung in der Hauptschlagader, die rupturieren (platzen) kann
  • Lungenembolie – durch einen akuten Verschluss von Lungengefäßen auftretender Lungeninfarkt
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Akute Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe)
  • Chlamydien-Infektion
  • Pseudomembranöse Enterokolitis/Pseudomembranöse Kolitis − Darmschleimhautentzündung, die meist nach Einnahme von Antibiotika auftritt; Ursache ist eine Überwucherung des Darmes mit dem Bakterium Clostridium difficile
  • Tuberkulose (Schwindsucht)

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Gallenkolik, durch meist Gallensteine (Cholezystolithiasis) ausgelöst

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Akute Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)
  • Colitis indeterminata − Erkrankung, die eine Kombination von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn darstellt
  • Diversionscolitis − nach operativer Stilllegung von Darmabschnitten auftretende Erkrankung
  • Divertikulitis − Entzündung von Divertikeln, das sind Ausstülpungen von Schleimhaut durch Muskellücken in der Darmwand
  • Ileus (Darmverschluss)
  • Infektiöse Colitis − Darmentzündung durch Bakterien, Viren oder Parasiten wie beispielsweise Salmonellen, Yersinien etc.
  • Ischämische Colitis − Darmentzündung durch ungenügende Versorgung des Darms mit Nährstoffen und Sauerstoff
  • Magen-/Darmulzerationen (Geschwüre)
  • Meckel-Divertikulitis – Entzündung einer Aussackung im Bereich des Dünndarms, die entwicklungsgeschichtliches Überbleibsel darstellt
  • Mesenterialinfarkt – Verschluss von Gefäßen, die einen Teil des Darms versorgen
  • Mikroskopische Kolitis oder mikroskopische Colitis (Synonyme: kollagene Kolitis; Kollagenkolitis, Kollagencolitis) – chronische, etwas atypisch ablaufende Entzündung der Schleimhaut des Kolons (Dickdarm), deren Ursache unklar ist und die klinisch mit heftiger wässriger Diarrhoe (Durchfall) einhergeht/4-5-mal täglich, auch nachts; einige Patienten leiden dazu unter Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen); 75-80 % sind Frauen/ Frauen > 50 Jahre; die korrekte Diagnose ist nur mit Koloskopie (Darmspiegelung) und Stufenbiopsien (Entnahme von Gewebeproben in den einzelnen Dickdarmabschnitten), d. h. durch eine histologische (feingewebliche) Untersuchung zu stellen
  • Morbus Crohn − chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED); verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander voneinander getrennt sind.
  • Morbus Whipple − recht seltene Erkrankung des Dünndarms, verursacht durch das Bakterium Tropheryma whipplei aus der Gruppe der Aktinomyzeten
  • Nahrungsmittelallergie
  • Rektumulkus (Mastdarmgeschwür)
  • Reizdarmsyndrom (Colon irritable)
  • Strahlencolitis − Erkrankung, die nach Bestrahlungen, vor allem im Rahmen einer Krebstherapie, auftreten kann
  • Stielgedrehte Ovarialzyste – wassergefüllter Tumor im Bereich des Eierstocks, dessen versorgende Gefäße abgeklemmt wurden

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Morbus Behçet (Synonym: Morbus Adamantiades-Behçet; Behçet-Krankheit; Behçet-Aphthen) – Multisystemerkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis, die mit einer rezidivierenden, chronischen Vaskulitis (Gefäßentzündung) der kleinen und großen Arterien sowie mit Schleimhautentzündungen einhergeht; als typisch für die Erkrankung wird in der Literatur die Trias (das Auftreten von drei Symptomen) aus Aphthen (schmerzhafte, erosive Schleimhautveränderungen) im Mund und aphthösen Genitalulzera (Geschwüre in der Genitalregion) sowie einer Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut, die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut (Iris) besteht) angegeben; man vermutet einen Defekt der zellulären Immunität

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Adenokarzinome* (60,4 %) [1]
  • Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP; Synonym: Familiäre Polyposis) – ist eine autosomal-dominant vererbbare Erkrankung. Diese führt zum Auftreten einer Vielzahl (> 100 bis tausende) kolorektaler Adenome (Polypen). Die Wahrscheinlichkeit der malignen (bösartigen) Entartung liegt bei nahezu 100 % (durchschnittlich ab dem 40. Lebensjahr).
  • Lymphome* (2,1 %) [2] − bösartige Erkrankung, die ihren Ursprung im lymphatischen System hat
  • Neuroendokrine Tumoren* (37, 5 %)
  • Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs)

*Maligne (bösartige) Appendicitisursache; Risikofaktoren sind höheres Alter (56 vs. 37 Jahre), längere Beschwerden (36-41 vs. 18-23 Stunden) und häufiger phlegmonöse ("unter dem klinischen Bild einer Phlegmone/diffus ausbreitende Infektionserkrankung der Weichteile") Veränderungen in der Bildgebung; unabhängiger Risikofaktor ist der Durchmesser der Appendix (Wurmfortsatzes) in der Computertomographie (CT): je zusätzlichen Millimeter im Durchmesser stieg die Malignomwahrscheinlichkeit (Krebswahrscheinlichkeit) um 6 %; im Alter über 40 bedeutet ein Durchmesser von mehr als 1 cm ein Malignitätsrisiko (Risiko der Bösartigkeit) von rund 3 % [1].

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Extrauteringravidität – Einnistung der befruchteten Eizelle außerhalb der Gebärmutter (Uterus) wie beispielsweise: Tubargravidität (Eileiterschwangerschaft), Ovarialgravidität (Schwangerschaft im Eierstock), Peritonealgravidität/Abdominalgravidität (Bauchhöhlenschwangerschaft) oder Cervixgravidität (eine Schwangerschaft im Gebärmutterhals)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Endometriose – Vorkommen von Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) außerhalb der Gebärmutter, beispielsweise in oder auf den Ovarien (Eierstöcken), den Tuben (Eileitern), der Harnblase oder dem Darm. Es handelt sich um eine chronische östrogenabhängige (weibliches Sexualhormon) Erkrankung.
  • Nierenkolik, vor allem durch Nierensteine verursacht
  • Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)

Literatur

  1. Naar L et al.: Increased risk of malignancy for patients older than 40 years with appendicitis and an appendix wider than 10 mm on computed tomography scan: A post hoc analysis of an EAST multicenter study. Surgery 2020; https://doi.org/10.1016/j.surg.2020.05.044
     
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