Differentialdiagnosen
Knochenschmerzen

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Eosinophile Granulomatose Auftreten von Granulozyten als Raumforderung im Knochen; tritt im Kindesalter auf; röntgenologisch ist die rasch fortschreitende Osteolyse (Knochenschwund; Knochenauflösung) charakteristisch. Die Herde sind im Schädeldach meistens ohne reaktive Randzonen, in den Extremitäten, wo sie in den Diaphysen (Knochenschaft; die Röhrenknochen bestehen aus zwei Knochenenden (Epiphysen) und einem Knochenschaft (Diaphyse) – der Abschnitt zwischen Epi- und Diaphyse heißt Metaphyse) liegen, oval.
  • Gerinnungsstörungen*

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
  • Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut)/Gicht
  • Hypophosphatämie (Phosphatsmangel im Blut)
    • extrarenale (außerhalb der Nieren gelegen") Ursachen:
      • geringe Zufuhr (z. B. schwere Mangelernährung) oder geringe intestinale Phosphatsaufnahme (wg. schwerer Vitamin-D-Mangel, Phosphatbinder)
      • gesteigerte Verschiebung nach intrazellulär (durch Insulin oder bei Malignomen/Leukämie); medikamentös durch Verschiebung in die Knochenmatrix (Bisphosphonate)
    • renale (nierenbedingte) Ursachen:
      • Parathormon-abhängig (PTH-abhängig): Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
      • FGF-23-abhängig (fibroblast growth factor 23): X‑chromosomale Hypophosphatämie (XLH) = Phosphatdiabetes, autosomal-dominante (ADHR) und -rezessive (ARHR) hypophosphatämische Rachitis sowie onkogene Osteomalazie
      • PTH- und FGF-23-abhängig: Alkoholismus, renal-tubuläre Azidose, Fanconi-Syndrom, hereditäre hypophosphatämische Rachitis mit Hypocalcämie (HHRH) und Drogen
  • Morbus Gaucher – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang; Lipidspeicherkrankheit durch den Defekt des Enzyms Beta-Glukozerebrosidase, die zu einer Speicherung von Cerebrosiden vor allem in der Milz und den markhaltigen Knochen führt; klinisches Bild: Splenomegalie (Milzvergrößerung), kombiniert mit einer Anämie (Blutarmut) und/oder Thrombozytopenie (krankhafte Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen)
  • Rachitis (Synonyme: Englische Krankheit; juvenile Osteomalazie) – Störung des Knochenstoffwechsels beim Kind in der Wachstumsphase, die zu einer ausgeprägten Demineralisation des Knochen ("Knochenerweichung") und Skelettveränderungen durch Verzögerung des Knochenwachstums führt.

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99) 

  • Brucellose – bakterielle Infektionskrankheit, die meist von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen wird

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Coxitis fugax* – nichtinfektiöse Entzündung des Hüftgelenkes mit Spontanheilung
  • Degenerative Veränderungen
  • Dermatomyositis – zu den Kollagenosen zählende Erkrankung, die die Haut und die Muskulatur betrifft und vor allem mit diffusen Bewegungsschmerzen einhergeht
  • Diskushernie (Bandscheibenvorfall)
  • Diszitis (Entzündung der Bandscheibe)
  • Epiphysiolysis (Epiphysenlösung) – Form des Knochenbruchs bei Kindern und Jugendlichen
  • Fibromyalgie – Syndrom, welches zu chronischen Schmerzen (mindestens 3 Monate) in mehreren Körperregionen führen kann
  • Hereditäre hypophosphatämische Rachitis – Skelettveränderungen, die durch eine Störung im Vitamin-D-Stoffwechsel bedingt ist
  • Infektiöse Arthropathie* (Gelenkerkrankung)
  • Knochendysplasie (Knochenfehlbildung) wie das Jaffé-Lichtenstein-Syndrom (Form der fibrösen Dysplasie), die McCune-Albright-Krankheit oder die Fibrodysplasia ossificans progressiva
  • Knochenmetastasen (ossäre Metastasen) (Wahrscheinlichkeit von Skelettmetastasen)
    • Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) (30-50 %)
    • Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) (selten)
    • Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs) (selten)
    • Harnblasenkarzinom (Blasenkrebs) (30-50 %)
    • Hodenkarzinom (Hodenkrebs)
    • Kolonkarzinom (Darmkrebs) (10-30 %)
    • Leberzellkarzinom (8 %)
    • Mammakarzinom (Brustkrebs) (> 50 %)
    • Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs) (30-50 %)
    • Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs)
    • Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) (2-8 %)
    • Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) (5-10 %)
    • Prostatakarzinom (Vorsteherdrüsenkrebs) (> 50 %)
    • Schilddrüsenkarzinom ((Schilddrüsenkrebs) (40 %)
  • Knochenzyste – Hohlraum im Knochen
  • Morbus Perthes* – aseptische Knochennekrose des Caput femoris (Hüftkopf; Oberschenkelkopf)
  • Osteochondrose – degenerative Veränderungen an Knochen/Knorpel
  • Osteomalazie (schmerzhafte Knochenerweichung bei Erwachsenen durch Störung im Knochenbildungsprozess, bei der Mineralstoffe aus der Knochensubstanz gelöst werden)
    • bei Hypophosphatämie (Phosphatsmangel im Blut)
    • bei Malignomen (Krebs)/Leukämien (Blutkrebs): onkogene Osteomalazie (tumorbedingte Knochenerweicherung)
  • Osteomyelitis* (Knochenmarkentzündung) – bei Kindern und Jugendlichen mit Knochenschmerzen auch an eine chronische nicht-bakterielle Osteomyelitis (CNO) denken; es handelt sich dabei um eine autoinflammatorische Knochenerkrankung, die vorwiegend das knöcherne Skelett betrifft aber auch inflammatorische Veränderungen an der Haut, an den Gelenken und im Darm verursachen kann.
  • Osteopetrose (Marmorknochenkrankheit)
  • Osteoporose
  • Rheumatoide Arthritis*
  • Spondylolisthesis (Wirbelgleiten)
  • Wachstumsschmerzen – ca. ein Drittel aller Kinder zwischen 2 und 12 Jahren leidet gelegentlich unter Wachstumsschmerzen; sie treten meist abends oder nachts (80 % der Fälle) auf; am nächsten Morgen kann sich das Kind uneingeschränkt schmerzfrei bewegen
    • Symptome/Beschwerden:
      • kurzzeitig brennende, ziehende oder klopfende Schmerzen in beiden Beinen oder Armen
      • kann so schmerzhaft sein, dass die Kinder aus dem Schlaf gerissen werden
    • Lokalisationen:
      • Vorderseiten der Oberschenkel
      • Kniekehlen
      • Schienbeine oder Waden
      • Schmerz tritt immer beidseitig auf, wechselt dabei ggf. zwischen beiden Extremitäten und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein
      • Gelenke sind nicht betroffen
    • Bei Wachstumsschmerzen handelt es sich um Ruheschmerzen, nicht um Belastungsschmerzen [Ausschlussdiagnose! Abzuklären sind u. a. mit * markierte Krankheiten]
    • Beschwerden sind selbstlimitierend
    • Warnzeichen (red flags) für ein Malignom (bösartiger Tumor) [1]: B-Symptomatik (starker Nachtschweiß, unerklärliches, anhaltendes oder rezidivierendes (wiederkehrendes) Fieber (> 38 °C); ungewollter Gewichtsverlust (> 10 % Prozent des Körpergewichtes innerhalb von 6 Monaten)), Rückenschmerzen als Hauptlokalisation, tastbare Raumforderung, Blutungsneigung, nicht-artikulärer Knochenschmerz (Knochenschmerz, der kein Gelenk betrifft); Auffälligkeiten im Blutbild und -ausstrich, Laktatdehydrogenase (LDH) 
    • Körperliche Untersuchung: keine abnormen Untersuchungsergebnisse
    • Labordiagnostik:
      • Kleines Blutbild
      • Differentialblutbild
      • BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
      • ggf. auch Bestimmung der Transaminasen, alkalische Phosphatase (AP), LDH, Kreatinin
    • Medizingerätediagnostik:
      • Röntgen in zwei Ebenen
      • Magnetresonanztomographie (MRT) der betroffenen Region

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)
  • Knochenmarkkarzinose
  • Knochenmetastasen (s. o.)
  • Langerhanszellhistiozytose – Gruppe verschieden verlaufender Systemerkrankungen, die zu einer Proliferation der Langhans-Zellen führen
  • Leukämien (Blutkrebs) z. B. akute lympathische Leukämie (ALL), akute myeloische Leukämie (AML), chronische myeloische Leukämie (CML)
  • Mastozytose – zwei Hauptformen: kutane Mastozytose (Hautmastozytose) und systemische Mastozytose (Mastozytose des gesamten Körpers); klinisches Bild der kutanen Mastozytose: gelblich-braune Flecken mit unterschiedlicher Größe (Urticaria pigmentosa); bei der systemischen Mastozytose treten zudem episodisch gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden), (Nausea (Übelkeit), brennende Abdominalschmerzen und Diarrhoe (Durchfall)), Ulkuskrankheit sowie gastrointestinale Blutungen (Magen-Darmblutungen) und Malabsorption (Störung der Nahrungsresorption) auf; bei der systemischen Mastozytose kommt es zu einer Anhäufung von Mastzellen (Zelltyp, der u. a. an allergischen Reaktionen beteiligt ist) im Knochenmark, wo sie gebildet werden, sowie zur Anhäufung in der Haut, den Knochen, der Leber, der Milz und dem Gastrointestinaltrakt (GIT; Magen-Darm-Trakt); Mastozytose ist nicht heilbar; Verlauf in der Regel benigne (gutartig) und Lebenserwartung normal; extrem selten entarten Mastzellen (= Mastzellleukämie (Blutkrebs))
  • Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) – unter diesem Sammelbegriff werden alle malignen (bösartigen) Erkrankungen des lymphatischen Systems (maligne Lymphome) zusammengefasst, die kein Morbus Hodgkin sind
  • Plasmozytom (multiples Myelom) – bösartige Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome; der Ursprung liegt wie bei allen Lymphomen im lymphatischen Gewebe
  • Tumoren des Knochens*, wie z. B.:
    • Ewing-Sarkom – überwiegend Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 18 Jahren; Lokalisationen: überwiegend Humerus (Oberarmknochen), Rippen, Femur (Oberschenkelknochen) und Fibula (Wadenbeinknochen)
    • Osteosarkom – überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene (60 % unter 25 Jahren); Lokalisationen: überwiegend metaphysär in den langen Röhrenknochen; metaphysär bedeutet im Knochenabschnitt zwischen Diaphyse (Knochenschaft) und Epiphyse (Enden des Röhrenknochens) befindlich
    • Osteid-Osteom
    • ossifizierende Osteofibrom

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Distorsion (Verstauchung)
  • Fraktur (Knochenbrüche)
  • Prellung
  • Überlastungssyndrome
  • Trauma (Verletzung)* 

Medikamente

  • Antimon-Präparate
  • Chelatbildner (Deferasirox, Deferoxamin)
  • Fluoride (Fluor)
  • Hormone
    • Aromatasehemmer (Anastrozol, Testolacton)
    • GNRH-Analoga (Leuprorelin
    • LHRH-Agonisten (Goserelin)
    • STH (Synonyme: Somatotropes Hormon (STH), Somatotropin; z. B. Wachstumshormon-Substitutionstherapie)
  • Interferon (Alpha-Interferon)
  • Monoklonale Antikörper (Trastuzumab)
  • Opioidrezeptorantagonisten (Naltrexon)
  • Protonenpumpenhemmer (Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol)
  • Retinoide – zur Therapie bei Psoriasis (Schuppenflechte)
  • Zytostatika
    • Alkylanzien (Temozolomid)
    • Antimetabolite (Methotrexat (MTX))

Literatur

  1. Cabral DA, Tucker LB: Malignancies in children who initially present with rheumatic complaints. J Pediatr 1999;134(1):53-57 doi: https://doi.org/10.1016/S0022-3476(99)70372-0
     
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