Einleitung
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Die Hypothyreose (Synonyme: Hypothyreoidismus; Hypothyroidism; Hypothyroidismus; Kretinismus; Myxödem; Schilddrüsenunterfunktion; ICD-10-GM E03.-: Sonstige Hypothyreose) bezeichnet eine Schilddrüsenunterfunktion. Der Körper wird nicht mehr ausreichend mit den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) versorgt. Das führt vor allem dazu, dass die Stoffwechselprozesse im Körper verlangsamt ablaufen und die Leistungsfähigkeit verringert ist. 

Die Ursache dieser Funktionsstörung der Schilddrüse ist bei Kindern ein Mangel an Jod, welcher dann zu dem Bild des Kretinismus führt. Es kann zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen kommen.  

Weitere Ursache, die vor allem Erwachsene betrifft, ist die Thyreoiditis Hashimoto (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse). 

Die Hypothyreose ist die häufigste endokrine Erkrankung nach dem Diabetes mellitus.

Daneben spielt die Hypothyreose auch als Folgeerkrankung nach Eingriffen an der Schilddrüse wie beispielsweise nach Thyreoidektomie (operative Entfernung der gesamten Schilddrüse) eine Rolle.

Man unterscheidet folgende Formen der Hypothyreose bei Erwachsenen:

  • Primäre (thyreogene) Hypothyreose [Regelkreis in der Schilddrüse ist unterbrochen]
    • am häufigsten die Folge einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto-Thyreoditis
    • iatrogen bedingt (durch ärztliche Maßnahmen verursacht) – nach Strumektomie (Entfernung von Schilddrüsengewebe), nach Radiojodtherapie, medikamentös induziert (z. B. Thyreostatika, Lithium, Sunitinib, Amiodaron)
  • Sekundäre hypophysäre Hypothyreose [Regelkreis in der Hypophyse ist unterbrochen, z. B. wg. Insuffizienz/Schwäche des Hypophysenvorderlappens/Vorderlappens der Hirnanhangsdrüse]
  • Tertiäre hypothalamische Hypothyreose [Vorgabe des Sollwertes fehlt durch TRH-Mangel, z. B. im Rahmen einer Schädigung des Hypothalamus, eines Pickardt-Syndroms oder eines Euthyroid-Sick-Syndroms] (sehr selten)

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 4.

Häufigkeitsgipfel: Die Autoimmun-Hypothyreose tritt vorwiegend ab dem 60. Lebensjahr auf.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 1 % (in Deutschland).

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Autoimmun-Hypothyreose beträgt bei Frauen ca. 4 Erkrankungen pro 1.000 Einwohner pro Jahr und bei Männern 1 Erkrankung pro 1.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).
Die Inzidenz für die konnatale (angeborene) Hypothyreose beträgt 1 Erkrankung pro 3.000-5.000 Neugeborene pro Jahr. 
Die Inzidenz im Kindes- und Jugendalter für die Hypothyreose bei Hashimoto-Thyreoiditis 0,5 Erkrankung pro 1.000 Einwohner pro Jahr.
Die Inzidenz im Kindes- und Jugendalter für die Hyperthyreose bei M. Basedow 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose: Häufig sind Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis betroffen, die lange beschwerdefrei sind. Die Diagnosestellung erfolgt häufig erst im Rahmen einer Strumaabklärung oder sehr spät bei einer manifesten Hypothyreose.
Eine Hypothyreose ist gut behandelbar. In der Regel müssen die Betroffenen ein Leben lang das Schilddrüsenhormon T4 substituieren. Viele Patienten entwickeln im Laufe der Zeit eine frühe Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung).
Bei dauerhaften hypothyreoten Zustand, Stressereignissen (z. B. Infekte, Operation Unfall) oder Zufuhr von Substanzen, die zu einer Hypoventilation (Opiate, Narkotika, Sedativa, Alkohol), d. h. eingeschränkter Lungenbelüftung,  führen können, besteht das Risiko eines hypothyreoten Komas (Myxödemkoma; sehr selten).
Die Mortalitätsrate (Sterberate) des Myxödemkomas konnte dank der Intensivmedizin auf 20-25 % gesenkt werden.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Die Hypothyreose ist bei Männern mit einem 1,5-fachen Risiko für Gicht assoziiert (verbunden) [1]. Des Weiteren ist eine unbehandelte Hypothyreose mit einer Depression und Angststörungen assoziiert [2].

Literatur

  1. Lai-Chu See et al.: Hyperthyroid and Hypothyroid Status was Strongly Associated with Gout and Weakly Associated with Hyperuricaemia. PlosOne, online 8. Dezember 2014
  2. Ittermann T et al.: Diagnosed thyroid disorders are associated with depression and anxiety. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol. 2015 Sep;50(9):1417-25. doi: 10.1007/s00127-015-1043-0. Epub 2015 Mar 17

Leitlinien

  1. Wirth S: Handlungsempfehlung nach der Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle der primären angeborenen Hypothyreose“.Monatsschrift Kinderheilkunde Ausgabe 5/2015
  2. S2k-Leitlinie: Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis. (AWMF-Registernummer: 053 - 046), April 2023 Kurzfassung Langfassung

     
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