Bandscheibenschaden (Diskopathie) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild – Basisdokumentation, Ausschluss von Anämie (Blutarmut) oder Infektkonstellationen
  • Differentialblutbild – zur Abklärung von Leukozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen) oder Lymphozytopenie (Mangel an Lymphozyten)
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑ bei entzündlicher Mitreaktion]
  • Elektrolyte – Calcium [↑ bei ossären Metastasen (Knochenmetastasen), Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse); ↓ bei Vitamin-D-Mangel], Kalium [↑/↓ als mögliche Ursache neuromuskulärer Beschwerden], Natrium [Hyponatriämie (zu wenig Natrium im Blut) bei paraneoplastischen Syndromen (tumorassoziierte Begleiterscheinungen)], Magnesium [↓ kann muskuläre Spasmen (Muskelkrämpfe) verstärken]
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C (vor Kontrastmittelgabe bei Bildgebung)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Rheumadiagnostik – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit); Rheumafaktor (RF), CCP-AK (cyclische Citrullin Peptid-Antikörper), ANA (antinukleäre Antikörper)
  • Harnsäure – Ausschluss einer Gichtarthropathie (Gelenkerkrankung durch Gicht) mit spinaler Beteiligung
  • Vitamin D – bei Verdacht auf osteoporotische Mitbeteiligung (Knochenschwund) oder Knochenschmerzen
  • Parathormon (PTH) – ↑ bei sekundärem Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse durch andere Ursachen), ↓ bei tumorinduzierter Hypercalcämie (durch Tumoren ausgelöster erhöhter Calciumspiegel; PTHrP-bedingt)
  • Tumormarker (nur bei klinischem Verdacht auf maligne Prozesse (bösartige Tumorerkrankungen) oder metastatische Infiltration (Tumorabsiedelung in andere Organe)):
    • PSA – bei Prostatakarzinom (Prostatakrebs) mit ossärer Metastasierung (Knochenmetastasen)
    • CA 15-3 – bei Mammakarzinom (Brustkrebs)
    • NSE – bei kleinzelligem Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
  • Myelomdiagnostik – Serum-Elektrophorese, Immunfixation, freie Leichtketten (Kappa/Lambda), β2-Mikroglobulin – bei Verdacht auf multiples Myelom (Plasmozytom, Krebserkrankung des Knochenmarks)
  • Infektionsserologie – Borrelien (Borreliose), Brucellen (Brucellose), Tuberkulose (Interferon-γ-Test) bei Verdacht auf Spondylodiszitis (bakterielle Entzündung der Bandscheibe und angrenzenden Wirbelkörper)

Red Flags (Warnzeichen) bei Diskopathie

  • Akute Blasen- oder Mastdarmfunktionsstörung (Harnverhalt, Inkontinenz, Stuhlverhalt, Stuhlinkontinenz) → Hinweis auf Cauda-equina-Syndrom (Schädigung der Nerven im unteren Rückenmarkskanal)
  • Akute, progrediente motorische Schwäche (z. B. Fußheberparese (Lähmung des Fußhebers)) → drohende irreversible Nervenschädigung
  • Sensibilitätsstörung im Sattelbereich (Perianästhesie (Taubheitsgefühl im Bereich um Genitalien und After))
  • Fieber, Nachtschweiß, ausgeprägtes Krankheitsgefühl → Verdacht auf infektiöse Spondylodiszitis (bakterielle Entzündung der Bandscheibe und angrenzenden Wirbelkörper)
  • Unerklärlicher Gewichtsverlust, B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) → Verdacht auf maligne Ursache (bösartige Tumorerkrankung wie Metastasen (Absiedelungen von Krebs), multiples Myelom (Knochenmarkkrebs))
  • Starke nächtliche Schmerzen, fehlende Besserung in Ruhe → tumoröse (durch Tumoren bedingt) oder entzündliche Genese (Ursache) in Betracht ziehen
  • Trauma (Verletzung) in der Vorgeschichte (Sturz, Unfall) → Ausschluss einer Fraktur (Knochenbruch)
  • Bekannte Osteoporose (Knochenschwund) → erhöhtes Risiko für Wirbelkörperfraktur (Bruch eines Wirbels)
  • Alter < 20 Jahre oder > 55 Jahre bei Erstmanifestation der Beschwerden → Abklärung atypischer Ursachen notwendig