Operative Entfernung der Unterkieferspeicheldrüse (Submandibulektomie)

Die operative Entfernung der Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis), die als Submandibulektomie bezeichnet wird, stellt ein chirurgisches therapeutisches Verfahren dar, welches hauptsächlich als Behandlungsmaßnahme bei rezidivierenden (wiederkehrenden) Entzündungsprozessen bei einem vorliegenden Steinleiden eingesetzt wird. Dieses Speichelsteinleiden, dass auch Sialolithiasis genannt wird, stellt eine Behinderung des Speichelabflusses dar, sodass eine Sialadenitis (Speicheldrüsenentzündung) begünstigt wird.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Sialolithiasis – die Anwendung einer Submandibulektomie bei dem vorliegenden pathologischen Prozess ist indiziert, da bei einer nicht-adäquaten Behandlung eine aufsteigende Entzündung möglich ist, die mit Folgeschäden – wie beispielsweise Phlegmone (eitrige, sich diffus ausbreitende Infektionserkrankung der Weichteile), Nekrosen (Absterben von Gewebe), Sepsis (Blutvergiftung) und Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) – assoziiert sein kann. Des Weiteren kann es auch zur Ausbildung von schwer behandelbaren Fisteln (Verbindung zwischen der Speicheldrüse und der Körperoberfläche) kommen. Insbesondere die Unterkieferspeicheldrüse ist mehrheitlich von der Sialolithiasis betroffen. Durch die auftretenden Kalksteine im Unterkieferspeicheldrüsenbereich können auch hier Nekrosen (absterbendes Gewebe) auftreten.
  • Sialadenitis – eine Entzündung der Unterkieferspeicheldrüse kann nicht nur als Resultat eines vorliegenden Steinleidens auftreten. Bei chronisch rezidivierenden Infekten der Drüse ist demnach auch eine Submandibulektomie angezeigt.
  • Tumoren der Unterkieferspeicheldrüse – bei einem vorliegenden Tumor benigner oder maligner (gut- oder bösartig) Genese ist die Unterkieferspeicheldrüse zu entfernen.
  • Neck-Dissection – im Rahmen der Ausräumung aller Lymphknoten im Halsbereich ist auch die Entfernung der Unterkieferspeicheldrüse angezeigt. Die Anwendung der Neck-Dissection ist bei einem vorliegenden Tumor mit Metastasierungspotenzial notwendig. Bei dem Verfahren lassen sich eine prophylaktische und direkt therapeutische Variante unterscheiden.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwere Allgemeinerkrankung – sollte ein zu hohes Operationsrisiko vorliegen, so ist die Operation entweder durch eine weniger invasive Maßnahme zu ersetzen oder eine konservative Therapieoption sollte in Erwägung gezogen werden.
  • Phlegmonöse Sialadenitis – bei dem vorliegenden pathologischen Prozess, der durch eine tiefe nekrotisierende Entzündungsreaktion gekennzeichnet ist, sollte die Operation nicht durchgeführt werden, da das Risiko einer Ausbreitung der Entzündungsreaktion als zu groß zu beurteilen ist. Durch eine chirurgische Intervention vor der Submandibulektomie ist der Eingriff jedoch indiziert.

Vor der Operation

  • Absetzen von Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) – in Absprache mit dem behandelnden Arzt müssen in der Regel Medikamente wie Marcumar oder Acetylsalicylsäure (ASS) temporär abgesetzt werden, um das Blutungsrisiko bei der Operation zu minimieren. Die Wiedereinnahme der Arzneimittel darf nur unter ärztlicher Anweisung erfolgen.
  • Anästhesie – der Eingriff wird normalerweise in Vollnarkose durchgeführt.

Die Operationsverfahren

Konventionelle Submandibulektomie

  • Diese Operationsmethode gewährleistet eine sichere Entfernung der Unterkieferspeicheldrüse. Bei dem Eingriff wird zunächst das Subkutangewebe durchtrennt und die Drüsenkapsel dargestellt. Nach der Abtrennung der Arterie faciales (Gefäß, das sauerstoffreiches Blut führt) und dem Verschluss der weiteren zur Drüse führenden und abführenden Gefäße erfolgt die Entnahme der Drüse.
  • Nach der Entfernung sind ausreichende blutstillende Maßnahmen und die Anlage einer Wunddrainage notwendig.
  • Bei einem Steinleiden ist darauf zu achten, dass eine Kontrolle des hinteren Ausführungsgangs auf Kalksteine durchgeführt wird und beim Vorhandensein möglicher Konkremente eine vollständige Steinentfernung erfolgt. 

Endoskopische Submandibulektomie

  • Die endoskopische Operationsmethode stellt aktuell den Goldstandard in der Behandlung einer Sialolithiasis dar. Mit Hilfe der Endoskopie ist eine optimale Lokalisierung der Unterkieferspeicheldrüse möglich, sodass auch eine endoskopische Entfernung eine exzellente Therapievariante darstellt.
  • Die Anwendung des endoskopischen Eingriffes erlaubt eine Entfernung von bis zu vier Millimeter großen Steinen, sodass die Nutzung der konventionellen Methode verhältnismäßig selten notwendig wird. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, größere Steine mit Hilfe eines Lasers zu zerkleinern.
  • Zur Entnahme der Steine wird ein kleines Drahtkörbchen genutzt.

Nach der Operation

  • Antibiose – postoperativ wird eine antibiotische Infusion vorgenommen, um das Risiko einer Infektion der Wunde und gegebenenfalls die Ausbreitung eines Entzündungsprozesses zu minimieren.
  • Schonung – nach dem Eingriff muss sich der Patient schonen, um eine optimale Wundheilung zu ermöglichen.
  • Kontrolluntersuchungen – um Komplikationen zu vermeiden, sollte der Patient die notwendigen Folgeuntersuchungen wahrnehmen, um den Heilungsverlauf und mögliche Komplikationen beurteilen lassen zu können.

Mögliche Komplikationen

  • Wundheilungsstörungen
  • Blutungen – als Folge einer Gefäßverletzung oder einer nicht adäquaten Blutstillung kann es zu Blutungen kommen.
  • Hämatome (Blutergüsse)
  • Narbenbildung – eine überschießende Narbenbildung ist eine mögliche Fehlreaktion des Körpers, die therapeutisch schwer kontrollierbar ist.
  • Nervenläsionen – auf Grund der Lage des Operationsareals ist das Risiko einer operationsbedingten Nervenschädigung mit einer temporären oder manifesten Lähmungserscheinung relativ hoch. Insbesondere der Nervus laryngeus ist gefährdet. Bei einer Schädigung dieses Nervs kann die Sprechfähigkeit reduziert werden.
  • Frey-Syndrom (Synonyme: Aurikulotemporales Syndrom; Gustatorisches Schwitzen; Gustatorische Hyperhidrose) – abnorm ausgeprägtes Schwitzen in umschriebenen Hautbezirken des Gesichts-Hals-Bereiches (hier als Operationsfolge), das während des Verzehrs jeglicher Speisen bzw. bei gustatorischen (d. h. Geschmacks-)Reizen wie z. B. Bonbonlutschen, Beißen, Kauen, Schmecken ausgelöst wird

Literatur

  1. Theissing J: HNO-Operationslehre. Georg Thieme Verlag 2006
  2. Zenner HP: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Schattauer Verlag 2008
  3. Brusis T: Exstirpation des Submandibularisganges bei Steinerkrankungen der Glandula submandibularis. Laryngo-Rhino-Otol. 2006. 85:168-170
  4. Wolfensberger M: ORL, Hals- und Gesichtschirurgie: Das Endoskop erobert die Speicheldrüsen. Schweizerisches Medizinisches Forum. 2003. 51/52:1269-1272
  5. Reiß M: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer Verlag 2009

     
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