Weitere Therapie
Neurogene Blase

Patienten mit neurogenen Harnblasenfunktionsstörungen müssen langfristig beobachtet werden, um Komplikationen (siehe unter Folgeerkrankungen) zu vermeiden.

Allgemeine Maßnahmen

  • Ist eine Blasenentleerung nicht in ausreichendem Maße möglich, so muss intermittierend einmalkatheterisiert werden oder eine suprapubische Dauerkatheterisierung durchgeführt werden.
  • Detrusorüberaktivität (engl. detrusor overactivity; Folge einer Schädigung des Nervensystems durch Erkrankungen, Unfälle oder angeborene Fehlbildungen; z. B. wg. zentraler degenerativer Erkrankungen wie Morbus Parkinson, multiple Sklerose (MS); dementielle Syndrome): Blasentraining, d. h. der Patient muss lernen, den Harndrang immer weiter hinauszuzögern, bis sich normale Miktionvolumina  und -frequenzen (Harnmengen und Häufigkeit des Wasserlassens) ergeben.
  • Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie (DSD; Blasenfunktionsstörung, die durch das gestörte Zusammenwirken der bei der Blasenentleerung beteiligten anatomischen Strukturen gekennzeichnet ist; klassischerweise wg. einer Rückenmarksverletzung oder auch bei Patienten mit Multisystematrophie, Multiple Sklerose (MS)): Einmalkatheterismus mittels steril verpackter Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung
  • Hypokontraktiler Detrusor (z. B. wg. Polyneuropathie (20-40 %), Bandscheibenprolaps (5-18 %), Multiple Sklerose (MS; bis zu 20 %); iatrogen nach Operation (vor allem nach Hysterektomie/Gebärmuttersentfernung und Rektumresektion/Teilentfernung des Rektums (Mastdarms) unter Belassung des Sphinkterapparates): Einmalkatheterismus
  • Hypoaktiver Sphinkter (Verlust der reflektorischen Kontraktion des Sphinkters bei Anstieg des abdominellen Druckes; z. B. wg. peripherer Läsionen): Beckenbodentraining (Beckenbodengymnastik)
  • Nykturie (nächtliches Wasserlassen): s. u. Nykturie/weitere Therapie/Allgemeine Maßnahmen

Konventionelle operative und nicht-operative Therapieverfahren

  • Chronische Stimulation der Sakralwurzel S3 –  bei hypokontraktilem Detrusor
    Hinweis: Zur Sicherstellung der Wirksamkeit dieses Verfahrens ist ein positives Ansprechen in einer mehrtägigen bis mehrwöchigen Testphase erforderlich.
  • Intravesikale Botulinumtoxininjektion (Synonym: Intravesikale Injektionen von Botox) – bei Detrusorüberaktivität und Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie
    Beachte: Die Botulinumtoxin A-Injektionen (BoNT-A-Injektionen) in den Detrusor hat eine chemische Blasendenervierung, d. h. Ausschaltung der Verbindung zwischen Nerv und Harnblase zur Folge. Daher ist es erforderlich, dass die Patienten eine saubere Selbstkatheterisierung durchführen können, da eine willkürliche Blasenentleerung nur unzureichend oder auch gar nicht möglich ist.
  • Intravesikale Elektrotherapie  bei hypokontraktilem Detrusor
  • Perkutane/transkutane tibiale Nervenstimulation  bei Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Hepatitis-B-Impfung
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: neurogene Blase)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Biofeedback-Training  Maßnahme bei einem hypoaktiven Sphinkter

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) 
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln 
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • AG GGUP – Gynäkologie und Geburtshilfe, Urologie. Proktologie
    Verband für Physiotherapeuten / Krankengymnasten (ZVK) e. V.
    Auf Beckenboden spezialisierte Physiotherapeuten in Ihrer Nähe finden Sie unter www.ag-ggup.de

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der neurogenen Blasenfunktionsstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit spinaler Dysraphie. (AWMF-Registernummer: 043 - 047), März 2019 Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von neurogenen Blasenstörungen. (AWMF-Registernummer: 030-121), Januar 2020 Langfassung
     
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